Foto: Bundeswehr-Panzer „Leopard 2“, über dts Nachrichtenagentur
Kiew (dts Nachrichtenagentur) – Die Ukraine ist besorgt, dass die europäischen Leopard-Kampfpanzerlieferungen nach der Grundsatzentscheidung von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nicht so umfangreich ausfallen könnten wie erwartet. „Wir Ukrainer fordern all die Staaten auf, die über Leopard-Kampfpanzer verfügen, ihren eigenen Beitrag zur Panzer-Koalition ohne weitere Verzögerung zu leisten“, sagte der stellvertretende Außenminister Andrij Melnyk der „Süddeutschen Zeitung“ (Montagsausgabe).
Es gehe darum, die ukrainische Armee in die Lage zu versetzen, „dass sie alle besetzten Gebiete mit geballter Kraft noch 2023 befreit“, so Melnyk. „Jeder Tag zählt. Unser Überleben als Staat und europäische Kulturnation steht auf dem Spiel.“ Die Bundesregierung wartet nach ihrer Entscheidung zur Lieferung von Leopard-Kampfpanzern aus deutscher Produktion noch auf konkrete Angebote mehrerer Staaten, die solche Lieferungen zunächst in Aussicht gestellt hatten.
So fehlen bisher etwa von Finnland oder den Niederlanden konkrete Angebote. Schon beim Treffen der Ukraine-Alliierten in Ramstein hatte Verteidigungsminister Boris Pistorius gesagt, dass das interne Bild nicht ganz so eindeutig sei wie die öffentlichen Verlautbarungen. So soll Finnland im Ramstein auch auf die lange Grenze mit Russland verwiesen haben, was die Abgabe von Panzern erschwere. Während es für das ältere Leopard-Modell 2A4 zum Beispiel von Polen Ankündigungen gibt, macht die Angebotslage beim neueren Typ 2A6 bisher der Regierung Sorgen.
Die Bundesregierung hatte in der vergangenen Woche angekündigt, 14 Leopard 2A6 liefern zu wollen, nachdem Polen eine Liefergenehmigung für ältere Leopard 2A4 beantragt hatte. Beide Staaten machen damit einen ersten Schritt, der mit der Beteiligung von Partnern zur Aufstellung von zwei ukrainischen Leopard-Bataillonen führen soll. Diese sind in der Ukraine üblicherweise mit jeweils 31 Panzern ausgestattet, das Ziel wären also 62 Leopard-2-Panzer. Nach Informationen der SZ wächst in der Bundesregierung die Sorge, dass sich insbesondere die Lieferungen des älteren Leopard-Modells 2A4 als Problem entpuppen könnten.
Denn es sei bisher völlig unklar, wie die Versorgung mit Ersatzteilen laufen soll. Sie würden nicht mehr produziert, der Typ sei ein absolutes Auslaufmodell. Zwar hat die Regierung von Kanzler Scholz nun auch der Industrie erlaubt, der Ukraine die noch viel älteren Leopard-1-Kampfpanzer zu liefern, aber hier mangelt es an 105-Millimeter-Munition und ebenfalls an Ersatzteilen. Da bei vielen von der Ukraine eingesetzten Systemen aus sowjetischer Produktion Munition und Ersatzteile ausgehen, braucht das von Russland angegriffene Land mehr westliche Systeme, die aber nur mit genug Nachschub an Munition und Wartung helfen würden.
Deutschland plant seit Wochen die Schaffung eines Wartungszentrums für verschiedene Waffensysteme in der Slowakei.