„Es entsteht ein falsches Bild“, sagt Philipp Bruelheide und bezieht sich dabei insbesondere auf die Zahlen und Aussagen, die in der Öffentlichkeit häufig mit dem ehemaligen Zoo-Geschäftsführer Andreas Busemann in Verbindung gebracht werden.
In einer Mitarbeiterversammlung am Mittwochvormittag räumte der neue Zoo-Geschäftsführer mit „Mythen“ auf, die auch von Kritikern in Kommentaren unter Artikeln der Osnabrücker Tageszeitung verbreitet wurden.
Nur drei Stunden für die Übergabe zwischen den Geschäftsführern
Philipp Bruelheide betont, dass er das Übergabegespräch mit Andreas Busemann anlässlich der Übernahme der Geschäftsführung im Dezember letzten Jahres als „positiv“ und „transparent“ empfunden habe. Dies äußerte er im Vorfeld der Mitarbeiterversammlung in einem Gespräch mit Redakteuren der HASEPOST und der NOZ.
Allerdings, so Bruelheide auf Nachfrage, sei es bei diesem einzelnen Termin zur Übergabe geblieben. Dieser fand nicht in den Geschäftsräumen des Zoos, sondern im Privathaus von Busemann am Vitihof statt. Danach habe er sich selbst in die Zahlen und Tätigkeiten einarbeiten müssen. Das sei jedoch „gut, so wie es war“, denn er habe die Möglichkeit gehabt, „frei zu denken“, fügte Bruelheide hinzu. Dennoch deutete er an, dass Busemann offenbar Schwierigkeiten hatte, sich von „seinem Zoo“ zu lösen.
Busemanns Schwager nach Rauswurf in Vergleichsverhandlungen mit dem Zoo
Dieses „Nicht-Loslassen-Können“ führte schließlich dazu, dass Busemanns Ex-Schwager in diesem Sommer eine fristlose Kündigung beim Zoo erhielt. Der Vorwurf steht im Raum, dass er von Busemann dazu gebracht worden sei, ihm auch nach seiner Abberufung als Geschäftsführer mit Interna aus dem Zoo zu versorgen.
Das Arbeitsgericht Osnabrück sollte dazu eigentlich Ende dieser Woche über eine Kündigungsschutzklage des ehemaligen Verwaltungsleiters des Zoos entscheiden, der der Ex-Ehemann von Busemanns Schwester ist.
Der Verhandlungstermin wurde jedoch am Mittwoch aufgehoben. „Wegen außergerichtlicher Vergleichsverhandlungen“, teilte ein Sprecher des Arbeitsgerichts unserer Redaktion mit.
Dabei sind die Interna, wie etwa die fortlaufend erstellten betriebswirtschaftlichen Auswertungen (BWA), bei weitem nicht so negativ, wie man angesichts des Streits mit dem ehemaligen Geschäftsführer glauben könnte – auch wenn dieser selbst inzwischen u.a. wegen dieser Informationsbeschaffung Anfang August seinen auslaufenden Vertrag vorzeitig und fristlos gekündigt bekam. Ein von Busemann angestrengter Gütetermin am Arbeitgericht steht inzwischen zur Verweisung an das Landgericht an.
Umsatzplus unter Bruelheide 2024 im Vergleich zu Busemann 2023
Tatsächlich sieht die aktuelle Kosten- und Erlössituation des Zoos bei wesentlichen Kennzahlen positiv aus. Die Umsatzerlöse stiegen von Januar bis Juli um 1,31 % im Vergleich zum Vorjahr [zur Erinnerung: Bruelheide trat seinen Posten erst im Dezember 2023 an]. Allerdings stiegen auch die Gesamtkosten um 4,14 % im Vergleich zum Jahr 2023. Bruelheide erklärt dies mit zahlreichen Reparaturen und Instandhaltungsarbeiten, die er nach seinem Amtsantritt am Schölerberg initiiert hat. Die Aufwendungen dafür haben sich mehr als verdoppelt (+110%).
Mit Blick auf das „letzte Busemann-Jahr“ stellt Bruelheide fest, dass sein Vorgänger eigentlich wissen sollte, dass 2023 noch ein Minus von 11 % bei den Eintrittserlösen verzeichnet wurde, dem Jahr, in dem Busemann bis Dezember die Verantwortung trug.
Der Umsatz mit Tagestickets nahm in den vergangenen sieben Monaten sogar deutlich zu (+6,97 %), obwohl die Besucherzahlen mengenmäßig um 4 % zum Vorjahr sanken. Bruelheide führt den leichten Rückgang unter anderem auf das Wetter zurück. Mit Ausnahme des Monats März lagen die Niederschlagsmengen 2024 über dem Vorjahr 2023 und dem langjährigen Durchschnitt.
Auch die zwischenzeitlich erhöhten Preise für Jahreskarten des Zoos haben sich im Umsatz bisher kaum bemerkbar gemacht (-0,15 %), wobei die Verkaufsmenge [Anzahl Jahreskarten] im Vergleich zum Vorjahr um 12% sank. Es wird jedoch erwartet, dass, wie im Jahr 2023, ein Großteil der Jahreskarten zum Jahresende für das kommende Jahr verkauft wird.
Im vergangenen Jahr wurden vor Jahresende besonders viele Jahreskarten in Erwartung der Preiserhöhung verkauft.
Wetter und Nachfrage sorgen für Rabatte beim Eintrittspreis – nicht mehr der Wohnort
Schlechtes oder zu heisses Wetter, wenn es vorzeitig über die Wetterberichte bekannt ist, führt seit einigen Wochen übrigens zu teils deutlich rabattierten Karten im Onlineverkauf, ebenso Prognosen für ansonsten schlechter nachgefragte Tage. Damit hat der neue Zoo-Geschäftsführer einen Anreiz geschaffen die Eintrittskarten online zu kaufen – mit Rabatt. Dadurch wurde der Rabatt für auswärtige Besucher abgelöst, eine Busemann-Erfindung, die den Zoobesuch für auswärtige Besucher bei Vorlage eines Ausweises günstiger machte als für Osnabrückerinnen und Osnabrücker. Nun gelten gleiche Preise für alle – auch bei den Rabatten über den Vorverkauf.
Damit jeder Zoo-Besucher von den Onlinetarifen profitieren kann – auch die ohne Onlinezugang daheim oder auf dem Smartphone –, plant Bruelheide für die Zukunft auch ein Bestellterminal direkt am Zoo aufzustellen.
Schwieriger Jahresabschluss 2023
Der von Bruelheide erstellte Jahresabschluss 2023 fällt deutlich schlechter aus als von seinem Vorgänger erwartet und prognostiziert. Bruelheide nennt dafür folgende Gründe: Unter Andreas Busemann wurden im Jahr 2023 Tageskarten im Wert von 944.000 Euro weniger verkauft als im Jahr 2022. Zudem mussten durch die Vertragsaufhebung mit Busemann Rückstellungen für Zahlungsverbindlichkeiten in Höhe von fast 300.000 Euro gebildet werden. Bruelheide stellte zudem fest, dass bislang keine Rückstellungen für möglicherweise noch auszuzahlende Überstunden der Mitarbeiter gebildet wurden. Bei einem Risikoansatz von 75 % wären das nochmals 214.000 Euro Rückstellungen. Hinzu kommt ein Risikoposten in Höhe von 81.000 Euro, der mögliche Rückzahlungen von Coronahilfen betrifft.
Dennoch sieht Bruelheide keine Gefahr, dass der Zoo in finanziell schwieriges Fahrwasser geraten könnte, da die Stadt ihre Bereitschaft signalisiert hat, kurzfristig mit 500.000 Euro zu unterstützen und langfristig eine dauerhafte Unterstützung sicherzustellen. „Das Geld von der Stadt gibt es aber nicht einfach so“, macht der Zoo-Geschäftsführer deutlich. „Die Stadt erwartet von uns, dass wir selbst die Kosten in den Griff bekommen.“ Bereits in diesem Jahr konnten etwa 800.000 Euro, beispielsweise durch einen verbesserten Einkauf, eingespart werden, und für das kommende Jahr erwartet Bruelheide Einsparungen in ähnlicher Höhe.
Unter Busemann stand der Zoo schon vor der Insolvenz
Unter seinem Vorgänger sah es in dieser Hinsicht jedoch ganz anders aus. In den überlassenen Unterlagen fand Bruelheide den Bericht eines Wirtschaftsprüfers, der anlässlich der „bilanziellen Überschuldung“ im Jahr 2019 feststellte: „Die Gesellschaft ist systematisch und aufgabenbedingt nicht in der Lage, aus eigener Kraft zu einer mittelfristigen Verbesserung der Eigenkapitallage nachhaltig beizutragen.“
Zwar sei der Zoo auch jetzt wieder auf Unterstützung der Stadt angewiesen, aber ein negatives Eigenkapital erwarte er im ersten von ihm verantworteten Geschäftsjahr nicht.
Neue Zoo-Sponsoren in 2024 gewonnen
Und was ist mit den Sponsoren, haben die sich verunsichern lassen durch den in weiten teilen öffentlich ausgetragenen Rosenkrieg rund um Andreas Busemann und dem Zoo? „Im Gegenteil“, so Bruelheide. „Die Sponsoringeinnahmen sind im alufenden jahr um 24% gegenüber dem Vorjahr gestiegen.“ Hintergrund ist hier insbesondere eine Neuordnung der Sponsoren-Kategorien und eine Tranparenzoffensive des neuen Geschäftsführers der sich damit auseinandersetzen musste, dass sein Vorgänger für zahlreiche Freunde des Zoos eigene Pakete entwickelt hatte.
Lohn der Mühe: In diesemjahr wurden jeweils drei neue Silber- und Gold-Partnerschaften geschlossen.
Am Donnerstagabend werden die Mitglieder der Zoogesellschaft im Detail über die Zahlen des vergangenen Jahres und die von Phlipp Bruelheide angestoßenen Reformen informiert.