Bis Ende vergangener Woche waren es noch 24, jetzt sind es genau genommen „nur“ noch 23. Wenn es um die Anzahl seiner Vereinsmitgliedschaften geht, dann ist Frank Henning unter den Kandidaten für das Amt des Osnabrücker Oberbürgermeisters ganz weit vorne. Da kann man schon mal den Überblick verlieren.
Nachdem unsere Redaktion Ende vergangener Woche darüber berichtet hatte, dass das von der Grünen OB-Kandidatin Annette Niermann für sich in Anspruch genommene „erste“ in Zusammenhang mit ihrem Parteibuch und dem Amt als Bürgermeisterin in Niedersachsen nur dann stimmt, wenn man die bislang von ihr nicht dazu verwendete Einschränkung „hauptamtlich“ verwendet – was genau so auch gilt für ihr Ziel „erste weibliche“ Rathauschefin von Osnabrück werden zu wollen –, meldeten sich einige Leser mit zahlreichen vermeintlichen und einem kleinen echten Fehler, den sie in den Lebensläufen der anderen OB-Kandidaten und Kandidatinnen gefunden hatten.
Der Schützenverein, den es nicht mehr gibt
Tatsächlich wurde ein Leser in den online veröffentlichten Angaben des OB-Kandidaten Frank Henning fündig. Der Sozialdemokrat, der Osnabrück auch als Mitglied des Landrats vertritt und jahrelang Fraktionschef der SPD im Stadtrat war, zählt unter seinen zahlreichen Vereinsmitgliedschaften auch den Schützenverein Voxtrup auf. Der, so unser Leser, wurde aber bereits vor rund fünf Jahren aufgelöst. Eine kurze Internetrecherche ergab, dass die Voxtruper Schützen 116 Jahre nach ihrer Gründung die Flinte tatsächlich in die Ecke gestellt haben.
Website aktualisiert, aber Eintrag bleibt aus Respekt vor dem Verein
Auf Nachfrage unserer Redaktion erläuterte Frank Henning, dass der Lebenslauf auf seiner Website dort schon länger veröffentlich sei und er ihn nun aktualisieren wolle – was inzwischen auch erledigt wurde. Den Eintrag zum Schützenverein wolle er aber stehen lassen, „aus Respekt vor der über 100jährigen Geschichte der Schützen aus Voxtrup“, so Henning, der auch noch in zwei weiteren Schützenvereinen Mitglied ist.
Kommentar des Redakteurs
Es ist sicher eine lässliche „Sünde“, wenn überhaupt, wenn auf einer bereits einige Wahlkämpfe alten Website ein Eintrag zu den Vereinsmitgliedschaften nicht aktualisiert wurde. Warum darüber einen Artikel machen?
Unser Artikel zu den Tricksereien im Lebenslauf und den Zielen der Grünen OB-Kandidatin hatte für viele Emotionen und ebenso viele Aktivitäten einiger Leser gesorgt. „Da muss doch auch bei den anderen Kandidaten was zu finden sein“, war bei einigen Lesern die Devise.
Der Vollständigkeit halber wollen wir das Ergebnis dieser Suche natürlich nicht verschweigen, auch wenn der Tippgeber selbst mit seinem Namen nicht genannt werden möchte. Ansonsten, und das ist die gute und eigentliche Nachricht dieses Artikels, scheinen es die OB-Kandidaten doch recht genau mit ihren Angaben zur Person zu meinen.
Genau wie den Tippgeber zum Schützenverein Voxtrup, möchte wohl auch ein führendes Mitglied der Osnabrücker Grünen hier sicher nicht genannt werden. In einem inzwischen gelöschten Facebook-Kommentar verbreitete der Grünen-Funktionär üble und zudem noch falsche, dafür aber strafrechtlich relevante Anschuldigungen gegen meine Person, wohl weil er gekränkt war, dass wir der Kandidatin seiner Partei nicht mit genügend Respekt begegneten. Immerhin wurde dieser Dreck nicht unter Pseudonym verkübelt, wie so manch andere Leserreaktion aus dem Fanbereich der Osnabrücker Grünen. Es ist schon erstaunlich, wie wenig ausgerechnet die Vertreter und Anhänger einer Partei, die mit dem Bündnis 90 ihre Wurzeln auch in der Bürgerrechtsbewegung des sozialistischen Unrechtsstaats DDR hat, mit Pressefreiheit und Faktendarstellung umgehen können.
Wie erfrischend hingegen dagegen Frank Henning, der auf telefonische Nachfrage unserer Redaktion erstmal über sein eigenes Missgeschick lachen musste, denn wer kann schon bei 24 Vereinsmitgliedschaften den Überblick behalten? Henning hat die Angaben zum Voxtruper Schützenverein schnell aktualisiert und versucht sich auch nicht rauszureden: alles richtig gemacht! Und bedankt hat er sich für den Hinweis auch noch – geht doch.
Die OB-Kandidatin der Osnabrücker Grünen hingegen wirbt auf ihrer Homepage niermann21.de weiterhin damit um Wählerstimmen, dass sie 2014 die erste Bürgermeisterin mit grünem Parteibuch in Niedersachsen gewesen sei – was in der Form nachweislich falsch ist, solange man diese Aussage nicht mit dem Zusatz „hauptamtlich“ deutlich einschränkt.
Fehler machen… das kann passieren, dann aber wissentlich und fortgesetzt weiter falsche oder zumindest erklärungsbedürftige Angaben behaupten, das wirft kein gutes Licht auf die Frau, die antritt Osnabrücker Oberbürgermeisterin zu werden, als tatsächlich dann aber „nur“ zweite Frau in der Osnabrücker Stadtgeschichte.