In einer neuen Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) werden Überalterung und Bildungsniveau in Ostdeutschen Landkreisen als Schlüsselfaktoren für die jüngsten Erfolge von AfD und BSW bei der Europawahl 2024 identifiziert. In Westdeutschland spielten zusätzlich drohende Arbeitsplatzverluste, geringe Einkommen und ein hoher Anteil an Menschen ohne deutschen Pass eine Rolle.
Faktoren für Wahlerfolge der AfD und BSW
„Unsere Analyse zeigt, dass Migration als Erklärung für die Stärke von AfD und BSW bei der Europawahl 2024 viel zu kurz greift“, sagte Marcel Fratzscher, DIW-Präsident. Besonders in Ostdeutschland sei die Demografie ein deutlich wichtigerer Faktor für die unterschiedlichen Wahlergebnisse. Hier wandern viele junge, gut ausgebildete Menschen ab, was die Übergewichtung der älteren Bevölkerungsgruppen in den Wahlkreisen erklärt.
Zukunftsinvestitionen und angepasste Wirtschafts- und Sozialpolitik
Das DIW fordert „Zukunftsinvestitionen, die die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit von strukturschwachen Regionen verbessern“. Zusätzlich wird eine angepasste Wirtschafts- und Sozialpolitik benötigt, die strukturschwächere und demografisch schnell alternde Regionen unterstützt.
Für ihre Untersuchung hatte das DIW die Ergebnisse der Europawahl 2024 mit Strukturdaten von insgesamt 382 Kreisen und kreisfreien Städten in Deutschland verknüpft. Es ergab sich ein Stimmenzuwachs für die als „populistisch“ klassifizierten Parteien um elf Prozentpunkte im Vergleich zur Europawahl 2019.
Ungleichheit als Hauptgrund für Stimmenzuwachs
Als Hauptgrund für den Stimmenzuwachs sehen die Forscher die unverändert ungleichen wirtschaftlichen, strukturellen und demografischen Bedingungen in den Wahlkreisen. „Die Politik muss mehr tun, um möglichst gleichwertige Lebensbedingungen in Deutschland zu schaffen und Chancen für abgehängte Regionen zu eröffnen“, sagte Alexander Kriwoluzky, Leiter der Abteilung Makroökonomie im DIW Berlin und Co-Autor der Studie.
Ausblick auf Landtagswahlen
Für die anstehenden Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg dürfte allerdings wenig Zeit für bedeutende Änderungen sein. Laut Umfragen befinden sich AfD und BSW in diesen Bundesländern mit etwa 24 bis 32 Prozent bzw. 15 bis 20 Prozent Zustimmungswerten deutlich vorne – teils auch vor SPD, Grünen und Linken. Lediglich in Brandenburg und mit der CDU spielen noch andere Parteien ernsthaft um die vorderen Plätze mit.
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