Direkt neben die Bushaltestellen, da möchte Appfahrt-Chef Selahattin Ekicibil hin. / Foto: Schulte
Eine eigene Spur direkt vor dem Osnabrücker Hauptbahnhof nur für Taxis? Das würde sich Appfahrt-Chef Selahattin „Selly“ Ekicibil wünschen. Denn täglich muss er sich dort mit Personen, die nur mal eben einen Liebsten springen lassen, um die wenigen Plätze streiten. Doch wie sieht seine Vision aus?
Morgens um 11 Uhr ist es unter der Woche noch ruhig am Osnabrücker Hauptbahnhof. Ab und an wird jemand im Kiss&Ride-Bereich rausgeschmissen, einige benutzen den kurzzeitigen Halt aber auch als Parkplatz und entfernen sich ganz von ihrem Auto. Obwohl dort genügend freie Plätze sind, verirrt sich – wieder einmal – ein Autofahrer in den Taxibereich. „Das ist keine Seltenheit“, weiß Ekicibil.
Ein paar Minuten später fährt ein großer Lkw eines Entsorgungsunternehmens vor und muss sich in der Kurve an den Taxis vorbei quetschen, dazu muss er sogar mehrfach zurücksetzen. 13 Taxis stehen derzeit in Kolonne vor dem Hauptbahnhof, zwei von ihnen im Kiss&Ride-Bereich – und leider auch auf den Behindertenparkplätzen, die im Schilderwald schwer zu erkennen sind.
Denn obwohl der Stand laut Schild Platz für 20 Taxis zulässt, passen gerade einmal elf Autos in den schmalen Bereich, an dem sich täglich dutzende Autos vorbeischlängeln, die im Kiss&Ride-Bereich jemanden abgesetzt haben. Sie alle werden an den Taxis vorbeigeleitet, ein Parken auf der anderen Seite ist also unmöglich.
Jeden Tag einen blockierten Arbeitsplatz
Die „Haupteinstiegsstelle“ ist für den Appfahrt-Chef und seine Kollegen schon lange kein Spaß mehr. „Regelmäßig wird eine Tür touchiert oder man muss aufpassen, dass keiner von links oder rechts kommt.“ Denn viele Reisende steuern direkt die nahegelegene McDonalds-Filiale an oder sind auf dem Weg zu ihrem Rad. Das größte Problem: „Immer sind dann wir Taxi-Fahrer schuld.“ Erst kürzlich habe er wieder eine mühsame Diskussion mit einem Herren geführt, „der nur mal eben seine Tochter abholen wollte“. Ende vom Lied: Über fünf Minuten stand er dort. „Am Ende des Tages wollen wir auch nur unseren Job machen“, so der Taxiunternehmer. Und wenn jemand seinen Arbeitsplatz blockiert, gestalte sich das schwierig. Man sollte sich einmal vorstellen, dass jemand sich für fünf Minuten mit seinem Auto an eine Bushaltestelle stellt oder auf einen fremden Bürostuhl setzt – undenkbar. „Und wir sind genauso ÖPNV“, macht Ekicibil klar. Deshalb wünscht er sich, dass die Taxis endlich auf der Seite der Busse unterkommen. Dafür hat er sogar schon einen ganz konkreten Plan.
„Die Taxis fahren dann einfach vor dem Busrondell Richtung Hauptbahnhof rechts hinter den Wartehäuschen her.“ Das habe gleich mehrere Vorteile: „Kunden hätten einen kürzeren Weg und der wäre auch noch halbwegs rollstuhlgerecht.“ Denn derzeit müssen sich Rollstuhlfahrer über das Kopfsteinpflaster quälen. Und das Beste: „Das könnte man ohne besondere Investitionen umsetzen“, sagt Ekicibil. Den Alternativvorschlag rund um das Rondell in der Mitte der Buswende zu nutzen, sei bereits damals abgeschmettert worden. „Da haben die so viele Busse über den Platz gejagt, das kann man sich kaum vorstellen.“
„Überall werden wir vergessen“
Und nicht nur am Hauptbahnhof findet sich Ekicibil nicht gesehen, auch bei dem Umbau der neuen Stadthalle habe man Taxis vergessen. „Jetzt haben wir hinter der Halle zwei winzige Plätze bekommen“, erzählt er. Gesehen zu werden, ist da schwierig. „Überall werden wir vergessen“, fasst der Appfahrt-Chef zusammen. Dabei habe auch das Taxi-Gewerbe in der Pandemie, mit dem steigenden Mindestlöhnen und den fehlenden Tariferhöhungen sowie mit den enormen Spritpreisen ordentlich zu kämpfen.