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Mösers Meinung: Über die Politisierung des Privaten

Unser wohl ältester Mitarbeiter meldet sich zurück! Unsere Leserinnen und Leser lieben ihn oder sie lehnen ihn und seine Ansichten oft auch vehement ab. Genau wie sein historisches Vorbild macht „unser Justus“ aus seiner liberal-konservativen Weltanschauung keinen Hehl, und das schon seit mehr als 100(!) Kolumnen, die bereits seit 2015 exklusiv bei der HASEPOST erscheinen.

Guten Abend,

in früherer Zeit war das Weihnachtsfest eine ganz und gar private Angelegenheit, aus der sich der Staat komplett heraushielt. Das hat sich seit einigen Jahren geändert, denn nachdem die politische Führung in Deutschland an Sozialpädagogen, Märchenbuchschreiber, Elternratsverteter und Callcenter-Agenten übergeben wurde, ist auch die Privatsphäre in hohem Maße politisch instrumentalisiert worden. Es gibt kaum noch einen Lebensbereich, bei dem die politische Führung in diesem Land kein Wörtchen mitreden möchte. Sei es die Mobilität, die Art und Weise der Ernährung, die Urlaubsplanung, die Verwendung von Sprache, das Heizen, der Hausbau, das Wohnen im allgemeinen, die Gesundheitsvorsorge, die Bildung und Ausbildung – diese Liste lässt sich umfangreich fortsetzen. Der Staat bzw. die ihn repräsentierenden Politiker und Verwaltungsbeamten gibt zunehmend vor, wie die Bürger ihr Leben zu führen und zu gestalten haben. Für diese Übergriffigkeit werden eine Reihe von Begründungen herangezogen, bevorzugt die Klimakrise und der Kampf gegen Rechts. Wohin diese Übergriffigkeit führen kann, haben die Menschen weltweit während der Coronazeit erfahren, erleiden und erdulden müssen. Seitdem hat sich trotz aller negativen Erfahrungen nichts geändert, der Staat erhebt mehr Anspruch als je zuvor auf die Politisierung des Privaten.

Im Ostblock während des Kalten Krieges gab es den Begriff des ‚Homo Sowjeticus‚, des völlig gleichgeschalteten Genossen, der all seine individuellen Träume, Wünsche, Ziele und Ansprüche dem Willen des Staates unterordnet und unermüdlich an der Stabilität und dem Erfolg des sozialistischen Staatswesens mitzuarbeiten hat. Diese Form der Schaffung eines neuen Menschenbildes gilt mittlerweile als überholt, nichtsdestotrotz versuchen interessierte Kreise, auf der Basis dieser Ideologie den ‚Homo Klimaticus‘ zu entwickeln, der sein gesamtes Handeln und Tun dem Klimaschutz widmet.
Die Leidtragenden dieser durchideologisierten Weltanschauung sind all jene arbeitenden Menschen, die mit ihren Steuern und Abgaben dieses gigantische Menschheitsexperiment finanzieren müssen. Am meisten in Mitleidenschaft gezogen wird dabei die persönliche Freiheit, die Unverwechselbarkeit jedes einzelnen Menschen, unser Erfindungsreichtum, unsere Lebensfreude, das Streben nach Glück. In einer Gesellschaft, die alles Handeln dem Erreichen von imaginären Klimazielen unterordnet, ist der Einzelne nicht mehr wichtig. Und natürlich muss das Private hinter dem Politischen zurückstehen. Selbst das Weihnachtsfest wird von diesem Gesellschaftstrend nicht verschont, sei es durch die Aufforderung zum Verzicht auf den Erwerb eines Weihnachtsbaums oder die mittlerweile bescheidene Beleuchtung von öffentlichen Straßen und Plätzen in der Vorweihnachtszeit. Früher war mehr Lametta (Loriot), früher hat der Staat sich aber auch aus einer so privaten Sache wie dem Weihnachtsfest seiner Bürger komplett herausgehalten. Seitdem fallen immer mehr Hemmungen, seitdem gibt es viele neue Verordnungen und Bestimmungen. Der Bürger sollte sich gut überlegen, ob er diese Entwicklung weiterhin zuläßt. Es ist sein Leben, in das von Seiten der Obrigkeit immer stärker hineingegriffen wird.

Ich wünsche allen HASEPOST-LESERN ein fröhliches und freies Weihnachtsfest.

Justus Möser

Hier gibt es alle bislang erschienenen Kolumnen von Justus Möser.

 


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Justus Möser
Justus Möser
Justus ist unser "ältester Mitarbeiter", seit 1720 wandelt er durch unsere Stadt - wobei er inzwischen eher "geistert". Sein Vertreter in der Gegenwart ist unser Autor Wolfgang Niemeyer, der sich in dieser Kolumne regelmäßig darüber Gedanken macht „was würde Möser dazu meinen“?

  

   

 

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