Die Leistung von Nevio Völkel (LG Osnabrück) bei der 30. Junioren-Gala in Mannheim lässt sich leicht veranschaulichen: Die Zarge bzw. der Rahmen einer Zimmertür hat eine Höhe von ca. 1,95 m – kein Hindernis für den 17-jährigen Schüler der IGS Osnabrück-Eversburg, der in Mannheim federleicht nicht nur über seine Anfangshöhe von 1,90 m segelte, sondern ohne jeden Fehlversuch und ohne jede noch so kleine Lattenberührung 1,94 m, 1,98 m und 2,02 m folgen ließ. Damit machte Völkel unter den Augen der verantwortlichen Bundestrainer einen Riesenschritt Richtung U18-Europameisterschaft, die vom 17.-21. Juli in Banská Bystrica (Slowakei) stattfindet.
Schon die Einladung war für Völkel ein bemerkenswerter Erfolg, geht diese in der Regel doch nur an U20-Atheten. Neben der Normerfüllung hatten sich Völkel und Heimtrainer Anton Siemer zwei Ziele gesetzt: Erstmals stieg Völkel erst bei 1,90 m in den Wettkampf ein – bisher waren es immer 1,85 m oder weniger gewesen. „Diese Aufgabe hat Nevio mühelos gemeistert“, freut sich Trainer Anton Siemer. Bis 2,02 m sollte der junge Springer dann ohne Fehler durch den Wettkampf gehen. „In den letzten Wochen konnte Nevio durch unnötige Fehlversuche bei niedrigen Höhen nicht sein wahres Können zeigen“, blickt Trainer Siemer zurück. Beim alljährlich bestbesetzten Nachwuchssportfest Europas begeisterte Nevio in dieser Hinsicht das Publikum und die Experten. Bis 2,02 m blieb die Latte bei allen vier Sprüngen liegen.
Jüngster Teilnehmer scheitert erst an 2,06 Metern
„Bei 2,06 m ist Nevio dann leider aus seinem Flow aufgewacht und hat realisiert, dass er gerade als jüngster Teilnehmer im Feld auf dem Weg zum Sieg ist. Das hat ihm in diesem Moment wohl den Stecker gezogen“, analysiert Siemer das weitere Geschehen. „Zumindest der dritte Versuch über 2,06 m zeigte noch einmal, dass wir von Nevio in den nächsten Wochen noch was erwarten dürfen.“
Die letzten Wochen hatten Völkel und seinen Trainer vor besondere Herausforderungen gestellt. Eigentlich ist Leichtathletik eine sehr einfache Sportart – laufen, springen, werfen und dann messen oder stoppen – schon steht das Ergebnis schwarz auf weiß. Gesagt – getan. 2,01 m sprang Nevio schon Anfang Mai im emsländischen Dörpen, Gar 2,05 m folgten Ende des Monats bei den Weser-Ems-Meisterschaften in Oldenburg. In der Folge dann die Enttäuschung. Beide Veranstaltungen waren zwar offiziell beim Deutschen Leichtathletik-Verband angemeldet, aber nicht vom Weltverband „World Athletics“ zertifiziert. Damit wurden die Ergebnisse nicht als Normerfüllung für die EM und für die Weltrangliste gewertet. „Eine rein bürokratische Angelegenheit mit dem Ziel, Geld zu machen“, spricht Anton Siemer deutlich seine Kritik aus. „An der Veranstaltung und an dem Ergebnis ändert die Zertifizierung nicht. Auf dieser Ebene und in diesem Alter haben solche Regelungen nach meiner Ansicht nicht zu suchen.“