Endlich ist Heiligabend
Im HASEPOST-Adventskalender erwartet unsere Leserinnen und Leser täglich bis zum 24. Dezember abwechselnd entweder eine fortlaufende Osnabrücker Weihnachtsgeschichteoder das Weihnachtsfest einer anderen Kultur. Wir wünschen euch (trotz aller Krisen) eine schöne und besinnliche Zeit!
Die kürzeste Zeit des Jahres
Es ist Heiligabend! Oma und Opa haben sich für den Nachmittag angekündigt und Lillie kann es kaum erwarten, ihre Familie zu sehen, Weihnachtslieder zu singen und vor allem ihre Geschenke auszupacken. Ungeduldig vergeht so zäh wie noch nie Stunde um Stunde. Als es schellt, ist Lillie hingegen in sekundenschnelle an der Tür.
Bei den Bremkers gibt es ein festes Ritual an Heiligabend: erst Kaffee und Tee, dann einen großen Spaziergang und im Anschluss wird gesungen. Erst kurz vor dem Abendessen darf Lillie dann ihre Geschenke auspacken. Bis dahin ist sie ganz hibbelig.
“Mama, darf ich jetzt endlich?”, fragt Lillie, nachdem sie “O du fröhliche” etwas schief gesungen hinter sich gebracht hatten.
“Zwei Lieder singen wir noch und dann.”
“Na gut”, macht Lillie das Beste draus und schmettert mit Oma und Opa noch “Jingle Bells” und “Stille Nacht”.
“Jetzt darfst du”, ermuntert Bärbel Lillie.
“Juhu”, ruft diese und stürzt sich auf die ersten Geschenke. “Wow, das ist aber groß”, staunt sie, während sie ihren Namen auf dem Paket entziffert. “Was das wohl ist?” Stürmisch reißt sie das Papier weg und kann ihren Augen kaum glauben. Ein großes Experimentierset kommt zum Vorschein. “Das ist richtig cool!”, freut sich Lillie und strahlt über beide Ohren. Außerdem entdeckt sie unter dem Baum noch ein hübsches Kleid, drei Bücher und zwei Tonies.
“Da musst du aber wohl artig gewesen sein”, kommentiert Bärbel das Auspackspektakel.
“Scheint so”, freut sich Lillie. “Und das hat der Weihnachtsmann für mich vorbeigebracht?”
“Muss ja, denn ich war es nicht”, behauptet ihre Mutter scheinheilig.
“Ich habe erst gedacht, dass es den Weihnachtsmann gar nicht gibt und Erwachsene uns Kindern etwas vorlügen.”
“Wieso das denn?”
“Ja, weil ich doch Geschenke unter deinem Bett entdeckt habe.”
“Die haben wir doch noch mal zusammen gespendet.”
“Stimmt schon, aber ich war mir trotzdem unsicher … aber die hatten ja auch ein ganz anderes Papier.”
“Ja, der Weihnachtsmann benutzt natürlich ein anderes als ich.”
So ganz stimmte das nicht, aber um den Schein zu wahren, hatte Bärbel in ihrer Verzweiflung die Pakete unter dem Bett vorsichtig ausgepackt und die Spenden mit dem alten Papier wieder eingepackt. Für Lillie hat sie dann noch einmal in den sauren Apfel gebissen und neues Geschenkpapier gekauft, obwohl sie das ja eigentlich nicht mehr machen wollte. Aber was tut man nicht alles für die eigene Tochter.
Der erste und zweite Weihnachtstag vergingen wie im Flug. Die Bremkers klapperten die restlichen Verwandten ab, aßen gut und genossen die besinnliche Familienzeit. “So schnell ist dann schon wieder alles vorbei”, fasst Lillie am Abend des zweiten Weihnachtstages zusammen. “Ich freue mich schon jetzt auf das nächste Jahr!”
Das war’s mit Lillies Weihnachtsgeschichte!