Schneeverklumpte Handschuhe
Im HASEPOST-Adventskalender erwartet unsere Leserinnen und Leser täglich bis zum 24. Dezember abwechselnd entweder eine fortlaufende Osnabrücker Weihnachtsgeschichteoder das Weihnachtsfest einer anderen Kultur. Wir wünschen euch (trotz aller Krisen) eine schöne und besinnliche Zeit!
Lillies erster Schneemann
Die Temperaturen in den letzten Tagen hatten es zwar schon vermuten lassen, aber als es dann doch endlich begann zu schneien, konnte Lillie ihren Augen kaum glauben. Sie presste ihre Nase zeitweise so dicht an die Fensterscheibe, dass Bärbel Angst hatte, die Scheibe könnte gleich zerspringen. „Wir müssen unbedingt raus, Mama!“ Das hatte Bärbel bereits befürchtet.
Sie packen sich dick ein, greifen sich Mütze und Handschuhe und machen sich auf den Weg nach draußen. Als sie die Tür öffnen, pustet der Wind ein wenig Pulverschnee ins Haus. Lillie quiekt begeistert. Über Nacht hatte Frau Holle ordentlich ihre Betten ausgeschlagen. Mindestens 20 Zentimeter Schnee müssen hinabgefallen und auch liegen geblieben sein. Lillie nimmt Anlauf und springt in den Schnee. Wild läuft sie von einer Seite auf die andere und zeichnet so mit ihren Fußabdrücken ein Muster in die bislang unberührte Schneedecke. „Lass uns einen Schneemann bauen“, ruft das kleine Mädchen plötzlich ganz außer Atem. Das lässt Bärbel sich nicht zweimal sagen und verschwindet noch mal im Haus. Ein wenig später tritt sie mit einem Schal, Handschuhen, Knöpfen und einer Möhre bewaffnet wieder aus der Tür. „Alles bereit“, ruft sie Lillie durch den eisigen Wind zu.
In der Zwischenzeit hat Lillie bereits damit begonnen, eine erste Kugel zu formen. Bärbel schließt sich ihrer Tochter an und drückt den Bauch des Schneemannes in ihren Händen zusammen. Innerhalb weniger Minuten steht der nackte Schneemann vor ihnen.
„Jetzt müssen wir ihm noch ein Gesicht geben“, sagt Bärbel. Nachdem Lillie Knöpfe und Möhre in den weichen Schnee gedrückt hat, sucht sie nach zwei Stöckern.
„Handschuhe und Mütze fehlen noch“, fordert Lillie Bärbel auf und hält ihr ihre Hand entgegen. Und fertig.
„Schick“, kommentiert Bärbel.
„Kannst du ein Foto machen?“, fragt Lillie.
Bärbel zieht ihr Handy aus der Hosentasche und schießt ein Bild.
„Danke. Dann habe ich das ganze Jahr über ein bisschen Schnee dabei“, meint Lillie.
Bärbel wollte sich schon wieder zur Tür wenden, um im Warmen zu verschwinden, doch sie hatte die Rechnung ohne ihre Tochter gemacht. „Und jetzt fahren wir Schlitten.“
Was man nicht für das erste Schneeerlebnis seiner Tochter so auf sich nimmt. Dann müssen Kamin, heißer Tee und ein schöner Weihnachtsfilm wohl noch ein wenig warten. Gemeinsam machen sie sich mit ihrem Schlitten auf zum Piesberg. Der „Schwarze Weg“ ist für eine Rutschpartie perfekt geeignet.
Mehr von Lillie gibt es in Türchen 16 wieder zu lesen.