Mit einer sprachlich deftigen Bemerkung hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) diese Woche für Schlagzeilen gesorgt. Bei einem Interview im „ZDF heute journal“ sagte Scholz über CDU-Chef Friedrich Merz: „Fritze Merz erzählt gern Tünkram.“ Eine Formulierung, die nicht nur Scholz’ Osnabrücker Wurzeln durchblicken lässt, sondern auch eine Welle der Kritik auslöste – allen voran von Merz selbst.
Kritik an Scholz’ Bemerkung
Friedrich Merz, der sich von der Aussage persönlich angegriffen fühlte, reagierte prompt: „Ich verbitte mir, dass der Herr Bundeskanzler mich in dieser Art und Weise hier persönlich bezeichnet und angreift. Aber das ist offensichtlich ein Muster, das wir jetzt sehen.“ Auch aus weiteren Reihen hagelte es Vorwürfe, Olaf Scholz habe sich in einer politischen Auseinandersetzung im Ton vergriffen und dabei die notwendige Würde seines Amtes vermissen lassen. Doch Scholz ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen und verteidigte seine Aussage.
Was bedeutet Tünkram?
Der Ausdruck „Tünkram“ stammt aus dem Niederdeutschen und beschreibt wertlosen Kleinkram oder Unsinn. Er ist sowohl im Osnabrücker Land (Scholz ist gebürtiger Osnabrücker) als auch in Norddeutschland (Scholz war Erster Bürgermeister in Hamburg) verankert. Die Wortwahl zeigt, dass der Bundeskanzler seine Heimat nicht vergessen hat.
Unter anderem eine Aussage von Friedrich Merz aus dem September 2023 verdeutlicht, was Scholz mit „Tünkram“ gemeint haben könnte: Damals erweckte der CDU-Chef den Eindruck, dass abgelehnte Asylbewerber Zahnsanierungen erhalten und Deutsche deshalb keine Behandlungstermine bekommen – was faktisch falsch ist. Merz sagte: „Auch die Bevölkerung, die werden doch wahnsinnig, die Leute. Wenn die sehen, dass 300.000 Asylbewerber abgelehnt sind, nicht ausreisen, die vollen Leistungen bekommen, die volle Heilfürsorge bekommen. Die sitzen beim Arzt und lassen sich die Zähne neu machen, und die deutschen Bürger nebendran kriegen keine Termine.“
„Stories, Songs und Tünkram“ – Heaven bringt Begriff auf die Bühne
Während Scholz den Begriff in die politische Debatte gebracht hat, findet er auch auf der Bühne seinen Platz: Der Osnabrücker Musiker Heaven, Frontmann der legendären Band „Die angefahren Schulkinder“, gibt am kommenden Sonntag (22. Dezember) um 18:00 Uhr im Kulturhaus am Heger Tor ein Konzert mit dem Titel „Stories, Songs und Tünkram“ und kündigt damit eine Mischung aus Geschichten, Musik und ein bisschen Unsinn an.
Die Aussage des Bundeskanzlers jedenfalls erinnert an den Corona-Gipfel im März 2021, als der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) zu Olaf Scholz – damals noch Finanzminister – sagte: „Sie müssen gar nicht so schlumpfig herumgrinsen.“