45,97 sec – diese Zahlen darf man sich auf der Zunge zergehen lassen: Der Osnabrücker 400 m-Sprinter Fabian Dammermann zauberte beim Olympia Farewell Sprint im Berliner Mommsenstadion die zweitbeste Leistung seiner Karriere auf die Bahn – und scheiterte dramatisch im Kampf um die Nominierung für die deutsche 4 x 400 m-Mixed-Staffel am kommenden Freitag im Pariser Olympiastadion.
Auch wenn es keiner offen ansprach, die Ausgangslage beim letzten Wettkampf vor der Anreise war klar: Die 400 m-Dominatoren der letzten beiden Jahre, Jean-Paul Bredau (Potsdam) und Manuel Sanders (Dortmund) schienen gesetzt für die Mixedstaffel. Tyrel Prenz (Potsdam), Marc Koch (Berlin) und Fabian Dammermann (LG Osnabrück) kämpften um Fahrkarte Nummer drei.
Dammermann überragend, Koch noch besser
Alle drei zeigten null Nerven: Dammermann bot die schnellste erste Hälfte seiner Karriere an, Brust an Brust gehen die drei Kontrahenten durch die zweite Kurve. Die Kurvenvorgabe brachte dann Marc Koch leicht nach vorn, bei 300 m schien eigentlich alles bereit für die Dammermanns-Zielgerade, mit der der 26-jährige Student schon so viele Rennen für sich entschieden hat. Imponierend, wie der Berliner Koch – angetrieben von seinem Fanblock auf der Tribüne – gegenhält, über sich hinauswächst und nach sensationellen 45,40 sec und einer Steigerung um 0,7 sec (!) im Ziel jubelnd die Arme hochreißt.
Quälend lange dann aufgrund der für eine Veranstaltung dieser Art unwürdigen Organisation die Wartezeit auf Fabians Leistung: 45,97 sec, sensationell, Saisonbestzeit, nochmalige Steigerung gegenüber den Deutschen Meisterschaften, schnellste Zeit seit sechs Jahren. 2018 bedeuteten 45,94 sec die direkte Qualifikation für die Heim-Europameisterschaften in Berlin. Und jetzt?
Der Freude und dem Jubel folgt die Enttäuschung auf dem Fuße. Dammermann Chancen sind trotz starker Leistung gesunken. Marc Koch (Berlin) hat sich mit seiner großartigen Leistungssteigerung in die Mixed-Staffel für Paris gelaufen. Jean-Paul Bredau (Potsdam) ist als Deutscher Meister unangefochten. Manuel Sanders (Dortmund) dominierte bis zum letzten September die Stadionrunde in Deutschland und ist in diesem Jahr schon eine mittlere 45er-Zeit gesprintet. Bei einem Formtest über 300 m bietet er in Berlin 33,00 sec an.
Neue Chance für Dammermann
Am Samstag folgte dann die Nominierung der Mixed-Staffel. Bundestrainer Volker Beck, der 400 m-Hürden-Olympiasieger von Moskau 1980, baut auf Jean-Paul Bredau, Marc Koch und Manuell Sanders. Dammermann darf/muss am Dienstag nach Hause fahren und reist erst später zur 4 x 400 m-Staffel der Männer nach Paris – und hofft dort auf seine Olympiapremiere.