Teil 2 unserer Serie über Osnabrücker Kneipenkultur.

Teil 1, hier

AFP

Was geht ab in Osnabrück?

Was geht ab? Diese Woche wird mit Sicherheit nochmal ganz im Zeichen der Fußball-Europameisterschaft stehen. Und das aus gutem Grund: nach einem solchen Spiel wie dem Viertelfinalknaller Deutschland vs. Italien am Samstagabend wissen wir endlich alle wieder, warum wir den Fußball so lieben. Jetzt geht es am Donnerstag gegen Frankreich in die nächste Runde. Wollen wir hoffen, daß unsere Jungs am Sonntagabend ihre tollen Leistungen mit dem Titelgewinn krönen können! Auf jeden Fall war diese EM trotz des aufgeblähten Teilnehmerfeldes eine gelungene Veranstaltung, das läßt sich jetzt schon sagen. Ob das die Osnabrücker Wirte genauso sehen, steht auf einem anderen Blatt Papier. Das sehr wechselhafte Wetter hat den Gastronomen, die mit viel Mühe und Einsatzbereitschaft und nicht zuletzt auch einem teilweise immensen finanziellen Aufwand ihren Gästen Public Viewing unter freiem Himmel bieten wollten, leider viel zu oft einen Strich durch die Rechnung gemacht. Vielleicht wird ja doch noch alles gut, und wir können noch zweimal bei feinstem Sommerwetter die deutsche Elf feiern. Zu wünschen wäre es den Gastwirten allemal!

Doch was kommt nach der EM? In Deutschland geht seit vielen Jahren das Kneipensterben umher, es hat in knapp zehn Jahren mehr als einem Viertel aller typischen Eckkneipen, also den reinen Schankbetrieben, den Garaus gemacht. Letzte Woche haben wir versucht, einige der Ursachen für diese Entwicklung zu lokalisieren (im wahrsten Sinne des Wortes). Daß das Nichtraucherschutzgesetz am Niedergang der traditionellen Kneipen ein großes Maß Mitschuld trägt, ist zwar unstrittig, wird von einigen Leuten aber offenbar als durchaus hinnehmbarer Kollateralschaden hingenommen oder sogar begrüßt. Hauptsache, die Klamotten stinken nicht nach Rauch. Wenn die Gastwirte wirtschaftlich zugrunde gehen, dann scheint das heutzutage niemanden mehr groß aufzuregen oder zu bedrücken. Aber vielleicht sind die Gastwirte nur die ersten, die unter der immer stärker ums ich greifenden Regulierungswut zu ersticken drohen. Wir werden uns an dieser Stelle weiterhin für eine gesunde und vielfältige Kneipenkultur in Osnabrück einsetzen. Zur Abwechslung versuchen wir es einfach mal mit Fakten: das absolute Rauchverbot hat in Nordrhein-Westfalen nach Angaben der Gastronomie- und Getränkehandelsverbände den Eckkneipen den Todesstoß versetzt. Schon ein Jahr nach Einführung des von der rot-grünen Landesregierung verabschiedeten Gesetzes beklagten 81 Prozent der Schank- und Tanzbetriebe Umsatzeinbußen. Nach Angaben des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA) verzeichneten Restaurants einen Umsatzrückgang von 44 Prozent. „Das absolute Rauchverbot hat sich auf viele Betriebe, insbesondere auf die klassische Eckkneipe, verheerend ausgewirkt. War die wirtschaftliche Situation vor der Einführung angespannt, so ist sie jetzt desolat.“ beklagte DEHOGA-Chef Klaus Hübenthal 2014 bei einer Pressekonferenz in Düsseldorf. Die Umsatzrückgänge in den Kneipen wirkten sich auch auf die Geschäfte des Getränkefachgroßhandels (GFGH) aus, monierte zeitgleich der Chef des Bundesverbandes, Günther Guder. Es kämen immer weniger Getränke in die Keller der Kunden. Besonders hart trifft es die ländlichen Gastronomiebetriebe. Allein in Schleswig-Holstein mussten nach DEHOGA-Schätzungen in den vergangenen 10 Jahren mehr als 20 Prozent aller Wirte im ländlichen Raum ihre Betriebe aufgeben. Der Verband spricht mit Blick auf die Dorfkneipe von einem Auslaufmodell. Dabei sind die Probleme der Wirte vielfältig und beschränken sich nicht allein auf das Rauchverbot: die Stammkunden von einst sterben langsam weg und das Feierabendbier wird heute lieber zuhause getrunken. Mitglieder von Kegelclubs und Sportvereinen sind die letzten, die noch kommen, aber auch ihnen mangelt es an Nachwuchs. Das war in den 70er und 80er Jahren noch anders. Damals traf man sich zumindest am Wochenende regelmäßig mit Freunden in der Kneipe und verbrachte dort auch den ganzen Abend. Die heutige Vielfalt in der Gastronomieszene, gepaart mit steigenden Kosten und immer neuen Restriktionen für die Gastwirte, hat das Überleben für viele schwierig gemacht. TRINKENSTIED bleibt am Ball, nächste Woche gibt es weitere Informationen zum Thema „Kneipensterben“ und auch ein paar Ideen, wie man selbst in diesen schweren Zeiten in der Gastronomie erfolgreich sein kann. Lasst es Euch bis dahin gutgehen, bleibt uns treu und unterstützt fleißig Neuer, Müller, Kroos und den Rest der Truppe. Bis nächsten Montag!

Für Hinweise auf Neueröffnungen oder Aktionen in der Gastronomie sind wir immer sehr dankbar. Schickt uns alles, was interessant sein könnte, entweder per E-Mail info@hasepost.de oder unter Fax 0541/20280379. In dringenden Fällen könnt ihr uns auch gerne unter 0541/20280370 anrufen.