Steckenpferdreiten gibt es schon ewig und ist typisch Osnabrück – wirklich? Bekanntlich wurde am 25. Oktober 1648 von der Treppe des Osnabrücker Rathauses der Westfälische Frieden verkündet. In Erinnerung daran wird alljährlich in Osnabrück am 25. Oktober der Friedenstag gefeiert und die Viertklässler der städtischen Schulen reiten seither auf hölzernen Pferden durch die Stadt, so lernt es jedes echte Osnabrücker Kind.
Kein Osnabrücker, der in der Hasestadt seine Grundschulzeit verbrachte, wird je diesen Abend vergessen, an dem er mit mehr als tausend anderen Grundschülern zum Rathaus geritten ist.
Jedes Jahr ziehen Ende Oktober die Viertklässler der Grund- und Förderschulen Osnabrücks mit selbstgebastelten Steckenpferden und geschmückt mit farbigen Hüten durch die Innenstadt zum historischen Rathaus.
Die vom Oberbürgermeister dort im Oktober an die Schulkinder ausgeteilten Brezeln sollen die Erinnerung an den Frieden von 1648 symbolisieren.
Was kaum ein Osnabrücker weiß: Die Geschichte des Steckenpferdreitens hat ihre Wurzeln nicht in Osnabrück und ist auch noch gar nicht so lange als regelmäßiges Ereignis etabliert.
Die Idee stammt aus Nürnberg
Die Tradition des Steckenpferdreitens geht auf das Jahr 1650 zurück. In dem Jahr des Friedensexekutionshauptrezesses sollten in Nürnberg die praktischen Folgen aus dem zwei Jahre zuvor geschlossenen Westfälischen Friedensvertrag geregelt werden. Damals ritten Nürnberger Jungen mit Steckenpferden zu Fürst Piccolomini, dem Beauftragten des deutschen Kaisers Ferdinand III., um ein „Friedensgedächtnis“, ein Andenken an den Frieden, zu erbitten. Piccolomini ließ nach Abschluss des Exekutionsrezesses eine große Anzahl von silbernen, viereckigen Gedächtnispfennigen prägen, die auf der einen Seite einen Jungen als Steckenpferdreiter zeigen. Auch die Jugend erhielt die Münze, „um die Friedensfreude in die nächste Generation weiterzuvermitteln“.
Die emsländischen Dichterinnen Clara und Emmy von Dincklage bearbeiteten 1875 in ihrem Buch „Geschichten für die Jugend” das Nürnberger Ereignis. In ihrer Sage ist der Schauplatz der Handlung die Friedensstadt Osnabrück.
Die Geschichte der Schwestern von Dincklage war letztlich die Quelle für das Osnabrücker Steckenpferdreiten, das 1948 der damalige Stadtarchivar Ludwig Bäte (1892-1977) anlässlich des 300. Jubiläums des Westfälischen Friedens im Rahmen der Friedensgedächtniswoche der Stadt Osnabrück ins Leben rief. Damals ritten rund 100 Jungen zu Ehren des Friedens durch die vom Krieg zerstörte Altstadt und umrundeten den Marktplatz zweimal.
Steckenpferdreiten 1953 als feste Tradition etaliert
Erst seit 1953 wird das Osnabrücker Steckenpferdreiten jährlich und in erweiterter Form veranstaltet. Seitdem hat es sich zu einem überregional bekannten Kinderfest etabliert.
Hier alle weiteren total unnützen Osnabrücker Fakten.
Quelle: u.a. Pressemitteilung der Stadt Osnabrück von 2015
Dieser Artikel erschien erstmals zum Steckenpferdreiten 2017 und wurde überarbeitet.