Eigentlich ist es ein Anachronismus, dass auch im Jahr 2015 noch eine Bundesstraße mitten durch Osnabrück führt.
Angesichts der oft tödlichen Folgen dieser verkehrstechnisch überholten Routenführung sollte damit doch schnellstmöglich Schluss sein – so sieht es jedenfalls der Stadtrat, über alle Parteigrenzen hinweg.
Allein im vergangenen Jahr starben in Osnabrück im Verlauf der Bundesstraße immerhin drei Menschen unter LKW-Rädern.
Mit Ausnahme von Osnabrück umfährt die Bundesstraße in ihrem Verlauf von Süd-Oldenburg nach Ostwestfalen nahezu sämtliche Ortschaften auf den Trassen extra gebauter Ortsumgehungen. Erst 2013 wurde mit der B68-Ortsumgehung Badbergen ein letztes Nadelöhr entfernt. Knapp 9 Millionen Euro war es der alten CDU-Landesregierung wert, das nur knapp 5.000 Einwohner zählende Dorf Badbergen vom Transitverkehr zu befreien. Die aktuelle Landesregierung scheint für Osnabrück keine Lösung zu haben.
Andere Bundesstraßen sind schon längst aus der Stadt verschwunden
Nach bereits erfolgter Verlegung der B51 und B65 in den 70er und 80er Jahren ist die B68 die einzig verbliebene Bundesstraße, die das Stadtgebiet in ihrem Verlauf noch durchquert. Im vergangenen Herbst beantragte die Stadt Osnabrück eine Verlegung auf die Autobahn und über das Lotter Kreuz (HASEPOST berichtete damals exklusiv).
Seltsame Logik der Bürokraten in Hannover
Selbst nach Ansicht der niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr ist die B68 eine der höchstbelasteten Straßen der Gegend – aber genau deswegen sperrt sich die Landesbehörde nun gegen eine Verlegung der Bundesstraße auf die Autobahn, denn diese könne nach Ansicht der Landesverkehrsplaner den zusätzlichen Verkehr nicht aufnehmen.
Ob angesichts der zahlreichen tödlichen Unfälle die Osnabrücker Innenstadt diesen Verkehr weiter ertragen kann, scheint in der Landeshauptstadt nicht relevant zu sein. Von Seiten der Landesbehörde verweist man auf den geplanten Lückenschluss der A33, der aber erst in weiter Zukunft realisiert werden wird – wenn die rot/grüne Landesregierung mitspielt.
Stadtrat will gemeinsam für eine Verlegung kämpfen
Vergangene Woche stimmten alle im Stadtentwicklungsausschuss vertretenen Parteien für eine Fortführung der Bemühungen die Bundesstraße kurzfristig aus der Stadt zu verbannen.
Osnabrücker FDP teilt gegen Grüne aus
Der FDP-Fraktionsvorsitzende Dr. Thomas Thiele empfindet die Antwort der Niedersächsischen Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr als einen „Schlag ins Gesicht“ für die Osnabrücker Bevölkerung ein. Es sei deshalb an der Zeit, „dass die Osnabrücker Landtagsabgeordneten sich darum kümmern. Entweder der Transit-LKW-Verkehr wird aus der Stadt verbannt oder die Landesregierung bekennt sich zur A 33-Nord. Die Verzögerungstaktik des grünen Abgeordneten Bajus hilft da nicht“, so Thiele.
Nach einem Bericht der NOZ (Abruf ggf. kostenpflichtig) sagte der Grüne Stadtrat und Landtagsabgeordnete Volker Bajus in der Diskussion um die Verlegung der B68, es gebe „vorläufig kein Geld für den Autobahnbau“.
Die Fraktion der Liberalen fordert nach eigenen Angaben die Verlegung der B68 bereits seit 2008.
B68-Verlegung böte auch Lärmschutz für Lechtingen
Ebenfalls in der vergangenen Woche kam es entlang der B68 zu einem Ortstermin mehrerer Abgeordneter des Bundestages.
Der Berliner Petitionsausschuss befasste sich „vor Ort“ mit den Klagen einiger Siedler aus dem Wallenhorster Ortsteil Lechtingen, denen der Verkehr auf der dort vierspurig ausgebauten Bundesstraße zu laut geworden ist.
Würde die B68 bereits ab der Autobahnauffahrt Wallenhorst auf die Autobahn 1 geleitet, könnte es auch für die Lechtinger-Lärmopfer zu einer Geräuschminderung kommen. In der Diskussion befindliche Lärmschutzwände oder Tempolimits wären dann nicht notwendig.
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