Während Einsatzkräfte der Feuerwehr und Tierärzte am Maifeiertag das Leben eines Pferdes auf der A30 bei Melle retteten, widersetzte sich ein Motorradfahrer den Anweisungen der Polizei und ein Mann kurvte mit seinem Fahrrad über die Autobahn, um seine Neugier zu stillen. Eine Mutter zeigte ihren kleinen Kindern, dass man einfach zum Gaffen in die Einsatzstelle laufen kann.
Kurz vor 15:00 Uhr wurden die Polizei und die Ortsfeuerwehr Riemsloh zur Notlage eines Tieres auf der Autobahn A30 zwischen Melle-Riemsloh und Bruchmühlen alarmiert. Ein Paar war in seinem PKW und Pferd im Anhänger unterwegs gewesen, bis es zu einem starken Rumpeln kam und eine Seitenklappe des Anhängers aufsprang. Sofort stoppte der Fahrer auf dem Pannenstreifen.
Als die PKW-Insassen den Anhänger öffneten, sahen sie, dass das Pferd gestürzt war. Der Versuch aufzustehen misslang und es blieb entgegen der Transportrichtung liegen. Hintern und Hinterfüße waren dabei durch die Seitentür auf den Asphalt gerutscht, während der vordere Körper noch im Anhänger lag. Aus dieser misslichen Lage, in der kleinen Seitenöffnung liegend, konnte sich das Pferd nicht mehr selbstständig befreien.
Nach der ersten Lageeinschätzung ließ der Einsatzleiter die Rüstwageneinheit aus Melle-Mitte mit mehr Ausrüstung für eine technische Rettung und einen Tierarzt nachalarmieren. Während die zuständige Veterinärin jedoch eine weitere Anfahrt hatte, gelang es den Feuerwehrleuten über private Kontakte eine Tierärztin für Pferde schnell herbeizurufen.
Diese überprüfte den Zustand des Tieres und versorgte es mit Medikamenten. Unter ihrer fachkundigen Anleitung erfolgte die Befreiung des Tieres, das teils in praller Sonne lag, durch die Freiwilligen der Feuerwehr.
Tierrettung mit großem technsichem Gerät
Zunächst wurde der Hengst mit Gurten und einer Hebevorrichtung an einem Dreibein sowie Hebekissen, gesteuert mit Druckluft, in eine waagerechte Position gebracht. Dann wurde mit einer elektrisch betriebenen Rettungssäge die Öffnung in der hölzernen Seitenwand des Anhängers vergrößert. Anschließend konnte der Anhänger mit Muskelkraft weggeschoben und das Pferd auf dem Boden abgelegt werden.
Wenige Sekunden später stand der Hengst zur Erleichterung aller Beteiligten auf. Nach einem weiteren Check konnte er langsam von der Autobahn geführt und zunächst in einen benachbarten Stall gebracht werden. Dort fand die weitere Behandlung statt.
Pferdebesitzer sprechen großen Dank aus
Die Besitzer hatten bis dahin einen emotionalen Ausnahmezustand durchlebt. Sie dankten den Einsatzkräften von Feuerwehr und Polizei sowie den Tierärztinnen für ihr Engagement und das besonnene Vorgehen bei der Rettung und für die Betreuung von Mensch und Tier.
Für die Rettungsarbeiten war die Autobahn in Fahrtrichtung Hannover voll gesperrt. Dies war nötig, um genug Platz für den Einsatz zu haben und die Sicherheit von Pferd, Rettern und anderen Verkehrsteilnehmern zu gewährleisten. Das Fluchttier hätte beispielsweise unkontrolliert aufspringen und umherlaufen können.
Motorradfahrer gefährdet Einsatzkräfte
Ein Kradfahrer fuhr dennoch plötzlich durch die Rettungsgasse und in die Einsatzstelle, bis er von der Polizei gestoppt wurde. Die Beamten leiteten Ordnungswidrigkeitenverfahren gegen den uneinsichtigen Mann ein und nahmen seine Personalien auf. Die weitere Fahrt durch die Einsatzstelle untersagten sie ihm. Doch das wollte dieser nicht akzeptieren.
Wenige Augenblicke später riss er den Gaszug auf und rauschte davon. Dabei hätte der aufheulende Motor das Pferd erschrecken und eine Angstreaktion Tier und Einsatzkräfte verletzen können. Die Polizei wird entsprechende weitere Verfahren einleiten.
Auch der Polizei ist bewusst, dass ein Stau in der Hitze für die Verkehrsteilnehmer unangenehm ist. Dennoch können auch Motorradfahrer nicht einfach durch die Einsatzstelle fahren, weil innerhalb der Absperrungen Gefahrenbereiche sind und die Rettungskräfte nicht mit Verkehrsteilnehmern rechnen bzw. auf ihre Arbeit fokussiert sein müssen. So könnte es zu fatalen Unfällen kommen. Der Kradfahrer hätte sich bspw. unter einer der Autobahnbrücken in den Schatten stellen können.
Fahrradfahrer und Fußgänger kommen auf der Autobahn zum Gaffen zur Einsatzstelle
Kurz darauf erschien ein Fahrradfahrer in der Einsatzstelle. Der Mann stand mit seinem PKW im Stau. Obwohl schon das Aussteigen und Umherlaufen auf der Autobahn nicht erlaubt ist, hatte dieser sein Rad vom Fahrzeug genommen, um vorzufahren und zu schauen was da los ist.
Etwas später tauchte dann eine Frau mit Kindern unterhalb des Schulalters in der Absperrung auf. Auch sie wollte mal gucken, was passiert ist. Dass dieses kein gutes Vorbild ist und die Gefahr besteht, dass die Kleinen für sie schreckliche Bilder sehen, blendete sie offenbar aus.