Frank Albrecht nutzt Unglücksfälle in Zoos und Tiergärten um öffentlichkeitswirksam gegen die Tierhaltung in Zoos vorzugehen. So zeigte er den Berliner Zoo nach dem Tod des Eisbären Knut an und sorgte für Schlagzeilen nach dem Tod von drei Schneeleoparden in Dresden.
In Osnabrück kam es vergangene Woche zu einem Unfall, bei dem ein Mensch verletzt wurde. Vorgeblich um den Arbeitsschutz bemüht, will der “Tierrechtler” nun auch diesen Unfall nutzen um gegen einen Zoo vorzugehen.
Ein Artikel von Tatjana Rykov und Heiko Pohlmann
Am Sonntag, den 21. Februar 2021, kam es im Zoo Osnabrück zu einem gefährlichen “Betriebsunfall“, wie der Zoo selbst den Vorgang bezeichnete. Eine Tierpflegerin war von einem Löwen verletzt worden, nachdem sie im Rahmen ihrer täglichen Arbeit das Vorgehege zum Außengehege betreten hatte.
Alle fünf Löwen waren zu dem Zeitpunkt auf der Außenanlage. Die Zoo-Mitarbeiterin hatte nach Angaben des Zoos vergessen einen Schieber zwischen Vor- und Außengehebe zu schließen. Die Tierpflegerin ist inzwischen wieder wohlauf und auch für den Löwen wird es keine Konsequenzen geben. Geht es nach dem Tierrechtler Frank Albrecht von “Projekt Endzoo”, soll der Zoo Osnabrück allerdings nicht ungestraft davonkommen; deswegen hat er den Zoo in der vergangenen Woche wegen fahrlässiger Körperverletzung angezeigt.
Fehlendes oder defektes Schiebersystem?
Nach Ansicht von Albrecht hätte es gar nicht zu einem solchen Unfall kommen dürfen. „Dass die Wärterin der Osnabrücker Zoo-Gefangenschaft am Sonntag das Vorgehege durch den Pflegergang dennoch betreten konnte, obwohl gleichzeitig ein geöffneter Schieber den Raubkatzen Zugang zu Vorgehege verschaffte, spricht meiner Meinung nach entweder für ein fehlendes oder für ein defektes Zwangssystem. Was aber letztendlich tatsächlich zum Unfall führte und ob auch aufgrund von eventuellen Mängeln auch eine fahrlässige Körperverletzung vorliegt, muss jetzt die Osnabrücker Staatsanwaltschaft ermitteln“, so der Tierrechtler in einem Schreiben an unsere Redaktion.
Anzeige eines unbeteiligten Dritten kann Staatsanwaltschaft nicht aktivieren
Nach Auskunft der Staatsanwaltschaft Osnabrück, lag bis Donnerstag noch keine Anzeige vor – allerdings ist es nicht unüblich, dass für die Übermittlung einer Strafanzeige einige Tage vergehen. Doch damit die Staatsanwalt überhaupt tätig werden kann, so Dr. Alexander Retemeyer von der Staatsanwaltschaft Osnabrück, müsse auch ein Strafantrag des Opfers vorliegen, also der Tierpflegerin, andernfalls könne die Staatsanwaltschaft nicht tätig werden.
Fehlt in Osnabrück eine einfache Mechanik, die Leben retten kann?
Undurchdacht sind Vorwürfe von Albrecht allerdings nicht: Hat der Zoo Osnabrück moderne Schiebersysteme, die solche Unfälle technisch verhindern können oder nicht?
Zoo-Gegner Albrecht gibt sich als Kämpfer für den Arbeitsschutz. Mit seiner Anzeige will er angeblich bewirken, dass alle Zoos in Deutschland und weltweit mehr auf die Sicherheit ihrer Mitarbeiter achten. Elektronische Schließungssysteme seien dafür das Mindestmaß.
Am Montag gemeinsamer Termin mit Polizei und Staatsanwaltschaft
Am Freitag erklärte Lisa Simon, Pressesprecherin vom Zoo Osnabrück, gegenüber unserer Redaktion, dass bereits kurz nach dem Unfall neben der Polizei auch Vertreter der Berufsgenossenschaft und des Gewerbeaufsichtsamt vorstellig gewesen sind, um sich von den Sicherheitsmaßnahmen ein Bild zu machen.
Am Montag soll, auch wenn die Klagebefugnis des externen Zoo-Kritikers wohl nicht gegeben ist, ein gemeinsamer Termin mit Polizei und Staatsanwaltschaft für weitere Klärung sorgen. Die um Transparenz in dieser Angelegenheit bemühte Zoo-Sprecherin kündigte an, nach diesem Gespräch im Detail Stellung zu den Vorwürfen des Tierrechtlers nehmen zu wollen.
Zoo bereits in der Vergangenheit mit ähnlicher Anzeige konfrontiert
Es ist nicht das erste Mal, dass der Zoo Osnabrück nach einem tragischen Unfall mit der Anzeige eines “Tierrechtlers” konfrontiert wird. Nach dem Ausbruch der Hybridbärin Tips, die auf der Flucht erschossen wurde, kam es zu einer Anzeige eines Sekten- und Okkultismus-Experten, der sich zudem als Journalist ausgab und einen Pressetermin des Zoos für seine Selbstdarstellung nutzte.