Heiko Sure, Architekt, Andreas Busemann, Zoogeschäftsführer, Tobias Klumpe, zoologischer Leiter, Thorsten Vaupel, Technischer Leiter, Dennis Fellhölter und Anna-Lea Hehmann von der Firma Josef Hehmann Bagger- und Fuhrbetrieb GmbH (v.l.n.r.) freuen sich über den Beginn der Abrissarbeiten / Foto: Ina Krüer
Altes muss für Neues weichen: So ist es auch zurzeit im Zoo Osnabrück. Jetzt wird ein großer Teil des ehemaligen Affenhauses abgerissen, um Platz zu schaffen. Auf der Fläche entstehen neue Gehege für die Roten Panda, Schopfhirsche sowie für neu in den Zoo kommende Trampeltiere. Neben dem „Südamerikahaus“ entsteht somit ein völlig neuer Bereich der asiatischen Tierwelt: „Angkor Wat“.
Aufgrund der Umbaumaßnahmen am in die Jahre gekommenen Affenhaus musste sich der Osnabrücker Zoo bereits im November 2021 von seinen elf Kapuzineraffen trennen. Die Entscheidung wäre nicht leicht gewesen, aber für die Tiere sei es der beste Weg, sagt Tobias Klumpe, zoologische Leitung im Zoo Osnabrück. „Bei uns überwiegt vor allem die Freude, dass das alte Affenhaus weg ist. Es war uns allen schon lange ein Dorn im Auge“, gibt Klumpe zu. Schließlich war das Haus aus den 1970ern ziemlich in die Jahre gekommen, sowohl was die Art der Tierhaltung mit Kacheloptik und Gittern als auch die Abnutzung sowie energetische Kosten insgesamt betrifft. „Und wir freuen uns natürlich sehr über die neuen Möglichkeiten, die entstehen. Wir werden eine neue Trampeltieranlage und eine neue Anlage für die Roten Pandas und Schopfhirsche an der gleichen Stelle bauen. Das wird toll für die Tiere und für die Besucher.“
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge
Doch zunächst muss ein großer Teil des alten Hauses weichen. „Ich blicke mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf die Veränderungen“, betont Thorsten Vaupel, technischer Leiter und ergänzt: An dem ehemaligen Affenhaus hängen viele Erinnerungen. Die Firma Josef Hehmann Bagger- und Fuhrbetrieb startet den Abriss zunächst mit einem vorsichtigen händischen Rückbau. „Wir schauen, was wir noch gebrauchen können, wie die Wandverkleidungen aus Holz. Auch die Innenverkleidung, wie die Decke aus Rigips muss separat entsorgt werden. Doch dann kommen die großen Bagger und reißen das Haus nieder“, erklärt Vaupel. Bis Ende Juni soll der neue Bereich fertig sein, denn er wird dank einer Erbschaft finanziert, die bis dahin verbaut sein muss.
Zoo Osnabrück erbt mehr als 3 Millionen Euro
„Der Umbau wird 505.000 Euro kosten. Mithilfe einer Erbschaft können wir überhaupt in dieser herausfordernden Corona-Zeit so viel bauen. Wir bedanken uns sehr herzlich bei der Familie Ahrens, die damit den Zoo so sehr unterstützt“, berichtet Zoogeschäftsführer Andreas Busemann und führt aus: „Die Familie Ahrens vererbte dem Zoo deutlich mehr als 3 Millionen Euro.“ Der Abriss mit Neubau sei günstiger, als wenn der Zoo das alte Haus saniert hätte – zudem wäre es weiterhin schwierig geworden, die Haltungsnormen für Tiere dort einzuhalten, erklärt der Geschäftsführer.
Affenhaus verschwindet fast vollständig
Architekt Heiko Suhre, der den Zoo seit vielen Jahren unterstützt, stellte beim Pressetermin die Baupläne vor: „Wir reißen etwa drei Viertel des Affenhauses ab, nur die Innenbereiche der Schweinsaffen, die Zooschule und ein Technikraum bleiben stehen. Auf der Seite zur Tierwelt ‚Manitoba‘ entsteht dann die Trampeltieranlage mit über 900 Quadratmetern Fläche.“ Die Tiere erhalten dort einen großen Außenbereich mit einem etwa 70 Quadratmeter großen Offenstall ähnlich wie bei den Rentieren. „Das Gehege ist durch einen Trockengraben vom Besucherweg getrennt und ermöglicht so einen offenen Blick auf die beliebten Tiere. Besonders schön ist die Waldkulisse im Hintergrund“, erklärt Suhre.
Möglicher Trampeltiernachwuchs im Zoo Osnabrück
2016 musste der Zoo seine Trampeltiere und Dromedare schweren Herzens für die neue nordische Tierwelt „Manitoba“ vorerst abgeben. „Im Sommer ziehen dann drei neue Tiere ein, ein Männchen und zwei Weibchen“, berichtet Biologe Klumpe und fügt hinzu: „Mit den Trampeltieren möchten wir auch in die Zucht.“
Mehr Wohlfühlfaktor für Rote Pandas und Schopfhirsche
Gegenüber, Richtung ehemaliges Tropenhaus, entsteht ein neuer, über 220 Quadratmeter großer Bereich für die zwei Roten Pandas und zwei Schopfhirsche, die aktuell in einem Gehege am Tigertempelgarten leben. „Wir möchten ihnen hier eine Anlage bauen, die zum einen noch mehr auf die Bedürfnisse der Tiere zugeschnitten ist, und zum anderen den Besuchern bessere Einblicke bietet“, berichtet Klumpe. So wird die Anlage mehr auf Augenhöhe der Besucherinnen und Besucher strukturiert und ist überwiegend durch eine etwa 1,50 Meter hohe Glasscheibe abgetrennt. Den Tieren bietet sie bessere Klettermöglichkeiten und heimelige Wohlfühlplätze sowie mehr Rückzugsmöglichkeiten. „Wir hoffen, dass es dann auch endlich mit Nachwuchs bei den bedrohten Roten Pandas und den Schopfhirschen klappt.“ Zusätzlich entsteht ein kleiner Anbau an das bestehende Schweinsaffengehege mit einem einsehbaren Innenbereich für die Tiere.
Siamangs und Rothandtamarine ziehen um
Durch die Veränderungen finden zwei weitere Tierarten, die bislang im „Affenhaus“ wohnten, ein neues Zuhause auf dem Zoogelände: Die Siamangs und die Rothandtamarine. Die Siamangs, ein Männchen und ein Weibchen ziehen nach einem kurzen Umbau in die alte Anlage der Roten Panda und Schopfhirsche. „Diese übernetzen wir, sodass die Affen hier besser schwingen und hangeln können als in ihrer alten Anlage und mehr dreidimensionalen Raum zur Verfügung haben“, sagt Klumpe. Die Rothandtamarine sind bereits in das Südamerikahaus gezogen und wohnen nun neben den Lisztaffen. Die Siamangs kamen vorübergehend im „Orang-Utan Dschungeltempel“ unter, bevor sie in anderen zoologischen Gärten darauf warten, dass ihr neues Zuhause fertig ist.
Einzug im Juni
Bis es soweit ist, stehen nun erstmal einige Bauarbeiten an, wie Thorsten Vaupel, technischer Leiter im Zoo, berichtet: „Nach dem Abriss reinigen wir das Baufeld und die Grundleitungen für Wasser und Strom werden gelegt, damit zum Beispiel an den passenden Stellen auch Tränken installiert werden können. Daraufhin startet der Bau des Stalls für die Trampeltiere an der Stelle der ehemaligen Erdmännchenanlage sowie der Bau des Hauses für die Roten Pandas als neue Erweiterung am Schweinsaffengehege.“ Danach folgen die Geländemodulation, die Bepflanzungen und die Gehegeeinfasssungen. „Bis jetzt kam es zu keinen bösen Überraschungen bei den Baurabeiten – Toi, toi, toi, dass es so weitegeht, damit die Tiere im Juni einziehen können“, sagt Thorsten Vaupel, technischer Leiter, abschließend.
Corona-Hinweis: Aktuell gilt im Zoo Osnabrück die 2G-Regel. Die Tierhäuser sind geöffnet und mit FFP2-Maske zugänglich. Neue Corona-Vorgaben für den Zoobesuch immer unter: www.zoo-osnabrueck.de.