Der alte Labrador Benni. / Foto: Jörg Schmidt
Sie sind der beste Freund des Menschen und für viele fast ein Familienmitglied: Hunde werden geliebt und ihre Halter wollen die bestmögliche Versorgung für ihre Vierbeiner, gerade in einem medizinischen Notfall: Doch als der alte Labrador von Jörg Schmidt plötzlich Blut erbrach, konnte ihm lange kein Tierarzt helfen.
Als der Osnabrücker Berufsfeuerwehrmann Jörg Schmidt am 1. August von einem Hilfseinsatz aus den westdeutschen Flutgebieten zurückkehrte, erlebte er eine böse Überraschung: “Schon beim Frühstück hatte ich das Gefühl, dass etwas mit meinem Benni nicht stimmt,” erzählt Schmidt der HASEPOST. “Gegen 10 Uhr wollte ich dann das Dienstfahrzeug zur Wache zurückbringen, da sah ich, dass mein Hund Blut erbrochen hatte und sehr niedergeschlagen war.” Der mit tiermedizinischen Notfällen vertraute Feuerwehrmann sah sich das Zahnfleisch seines 13-jährigen Labradors an und stellte fest, dass es ganz weiß und kaum durchblutet war. “Die Blutversorgung war offensichtlich gestört, wahrscheinlich erlitt Benni eine innere Blutung und sein Magen füllte sich mit Blut. Ich wollte sofort einen Tierarzt nach Hause rufen, damit er den Hund untersucht und gegebenenfalls erlöst.”
Kein Tierarzt war zu Hausbesuch bereit
Da sich der Notfall an einem Sonntag ereignete, war in vielen Praxen kaum Personal anwesend. Schmidt rief bei mindestens acht Tierärzten sowie den Tierkliniken in Belm und Bramsche an, doch nirgends fand sich ein Arzt, der zu einem Hausbesuch bereit war. “Benni jaulte beim Versuch aufzustehen und war immer wieder am würgen, daher wollte ich ihn unbedingt zu Hause behandeln lassen,” so Schmidt. Schließlich musste der Feuerwehrmann den sterbenden Hund in sein Auto verfrachten und zu einer nahegelegenen Tierärztin fahren, die Benni noch im Kofferraum einschläferte. Für die Spritze wurden aufgrund des Wochenendzuschlags 200 Euro fällig, das drei bis vierfache des üblichen Preises.
Verschlechterte tiermedizinische Versorgung
Das Erlebte hat Jörg Schmidt wütend gemacht: “Wenn man so lange mit einem Hund zusammenlebt, möchte man, dass er einen anständigen Tod hat, meinem Benni war das leider nicht vergönnt. Ich konnte halbwegs mit der Situation umgehen, aber was soll die 85-jährige Oma machen, deren Dackel auf einmal umfällt? Und ärmere Menschen, die nicht mal eben 200 Euro haben, müssen schlimmstenfalls warten, bis ihr Hund von selbst stirbt.” Bei seinen Einsätzen hat der Feuerwehrmann immer wieder ähnliche Erlebnisse: “Die tierärztliche Versorgung ist in den letzten Jahren merklich schlechter geworden, vor allem an Sonn- und Feiertagen. Wir bekommen bei ernsten Notfällen immer wieder gesagt, dass wir in weit entfernte Tierkliniken fahren sollen. In Osnabrück gibt es leider keine mehr.”
Tiere nicht länger als Sachgut betrachten
Jörg Schmidt wünscht sich nicht nur eine bessere tiermedizinische Versorgung, sondern ein allgemeines Umdenken in der Politik. Er verweist auf ein neues Gesetz in Australien, das Tiere als empfindsame Lebewesen anerkennt und fordert für Deutschland: “Die Politik muss endlich wach werden und Tiere nicht länger als Sachgut, sondern als Lebewesen betrachten. Ein krankes Tier sollte anders behandelt werden als eine kaputte Tür. In großen Städten wie Berlin und München gibt es einen Tiernotruf, Tierärzte und ihre Helfer sind in Fahrzeugen unterwegs und ermöglichen eine flächendeckende Notfallambulanz. Das würde ich mir auch für Osnabrück wünschen.“