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Theorie trifft auf Praxis — Duale Berufsausbildung als Erfolgsmodell

Für ihr duales Berufsausbildungssystem genießt die Bundesrepublik Deutschland international einen guten Ruf. Mit der neuen Kampagne „Die Duale“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) werden die Vorteile der Ausbildungsform in den Vordergrund gerückt und Informationen zur Verfügung gestellt. Im Gespräch mit unserer Redaktion erklärt Eva Hummel-Schröer, Ausbildungsverantwortliche bei dem Osnabrücker Fashionlogistiker Meyer&Meyer und Botschafterin der Kampagne, was die duale Ausbildung so attraktiv macht und wie sie die aktuelle Situation auf dem Osnabrücker Ausbildungsmarkt einschätzt.

Mit über 300 anerkannten Ausbildungsberufen bietet Deutschland jungen Menschen vielseitige Karrierechancen. Bundesweit gibt es aktuelle circa 1,3 Millionen Azubis. Was eine duale Ausbildung so attraktiv macht sind, neben der Vermittlung von Fachwissen in der Berufsschule, die praktischen Erfahrungen, die der Auszubildende im Betrieb sammelt. Beide Bereiche sind eng miteinander verzahnt. „Bei der dualen Berufsausbildung verbringt der Azubi zwei Drittel der Zeit im Betrieb. Dort hat er oder sie die Möglichkeit, die in der Praxis erwarteten Fähigkeiten zu erlernen. Der theoretische Teil erfolgt dann in der Berufsschule“, so Eva Hummel-Schröer, Ausbildungsverantwortliche bei dem Osnabrücker Fashionlogistiker Meyer&Meyer.

Unternehmen und Auszubildende profitieren

Azubis lernen während ihrer Ausbildung allerdings nicht nur einen kleinen Teil des Betriebs kennen: „Im Rahmen des Ausbildungsprozesses durchläuft man viele Abteilungen des Unternehmens. Die Azubis lernen viele Leute und Prozesse kennen und können anhand dessen entscheiden, in welchem Bereich sie später tätig sein möchten.“ Gleichzeitig profitieren jedoch auch die Unternehmen: „Junge Menschen können auch neuen Input in den Betrieb geben, wovon dieser profitiert.“ Diesen Effekt schätzen die Unternehmen: „Circa 70 Prozent der Azubis werden bundesweit übernommen.“

Prozesse kennenlernen

Die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) in diesem Sommer gestartet Informationsoffensive „Die Duale“ zeigt: Deutschland ist stolz auf seine duale Berufsausbildung. „Das BMBF möchte darauf aufmerksam machen, wie wichtig die duale Ausbildung ist. Nur so können wir den Fachkräftemangel in den Griff bekommen“, erklärt die Botschafterin der Kampagne, „ich finde es klasse, wie die Bundesregierung dies nochmal sichtbar macht. In den Gymnasien steht häufig ein Studium im Vordergrund. Dabei gibt es auch hervorragende Ausbildungsmöglichkeiten ohne ein Studium – oder die Möglichkeit zuerst eine duale Berufsausbildung abzuschließen und das Studium anzuhängen. Man kann alles nach dem Lexikon auswendig lernen. Wenn ich zusätzlich allerdings bereits mehrere Wochen oder Monate in der Abteilung war, dann kann ich das Gelernte besser verstehen, weil ich die Prozesse schon kenne.“

Das neue Berufsbildungsgesetz

Ab diesem Jahr macht das neue Berufsbildungsgesetz (BBiG) die duale Berufsausbildung für junge Menschen noch ansprechender. Neue Fortbildungsstufen wie „Bachelor Professional“ und „Master Professional“ bieten attraktive Aufstiegsmöglichkeiten und gestalten den Einstieg in den weltweiten Arbeitsmarkt unkomplizierter. „Die neuen Abschlussbezeichnungen sind sehr transparent – das ist international ein Vorteil. Viele junge Menschen reisen gerne und möchten die Welt entdecken. Das duale System gilt als deutsches Erfolgssystem mit einem international guten Ruf“, so Eva Hummel-Schröer. Zusätzlich macht das neue BBiG es leichter, auch in Teilzeit eine erfolgreiche Ausbildung zu absolvieren. „Eine gute Work-Life-Balance ist wichtig. Wer sich zu Hause um Kinder oder die Pflege von Angehörigen kümmern muss, zieht oftmals die Teilzeit- einer Vollzeitbeschäftigung vor. Durch das neue BBiG haben wir nicht nur für diese Menschen verbesserte Teilzeitregelungen geschaffen“, erklärt die Ausbildungsverantwortliche.

Ausbildungssituation in Osnabrück

„Die Ausbildungssituation in Osnabrück schätze ich aktuell als sehr gut ein und dies war auch das Ergebnis einer IHK-Umfrage im Juni 2020“, so Eva Hummel-Schröer. „Die Azubi-Bereitschaft der Unternehmen ist weiterhin hoch. Es sind noch einige Plätze frei, allerdings sind die Betriebe gut untereinander vernetzt. Findet ein geeigneter Azubi keinen Platz bei einem bestimmten Unternehmen, sind viele Betriebe gerne bereit zu vermitteln. Das ist ein ständiger Austausch.“ Hohen Bedarf an Auszubildenden gebe es weiterhin sowohl im Handwerk, als auch in der Baubranche, Gesundheit und Pflege.

Corona – Veränderungen auf dem Ausbildungsmarkt

In den vergangenen Monaten hat das Coronavirus für viele Veränderungen gesorgt – auch auf dem Ausbildungsmarkt. „Seit März boomt der Onlinehandel. Der IT-Bereich hat einen hohen Bedarf an Auszubildenden“, erklärt die Ausbildungsverantwortliche. Während die meisten Betriebe im vergangenen Jahr Bewerbungsgespräche ausschließlich persönlich führten, sind Online-Video-Portale wie Skype oder Zoom mittlerweile zu einer Alternative geworden: „Jeder wurde plötzlich kreativ. Für unsere Willkommenstage, die üblicherweise in einem Seminarraum stattfinden, haben wir uns in diesem Jahr eine 250 qm große Eventfläche angemietet, um die Sicherheitsabstände wahren zu können.“ In dem Moment, wo sich die Wirtschaft von der aktuellen Corona-Krise erholt, sei der Bedarf an Fachkräften besonders groß. Eva Hummel-Schröer hebt den guten Ruf der Region Osnabrück hervor: „Osnabrück ist bekannt für seine erfolgreichen Mittelständler und Industrieunternehmen: Wir brauchen die Fachkräfte von morgen.“

 


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