Ist die Stadtverwaltung eine “Einheit”, in der sich Fachabteilungen untereinander absprechen, um für alle Anspruchsgruppen der Stadtgesellschaft die bestmöglichen Lösungen zu finden, oder müssen alle Abteilungen der Stadtverwaltung ihre fachliche Expertise einer oftmals als “ideologisch” empfundenen Verkehrspolitik unterordnen?
Wieder einmal soll nach der Verlegung von fast 400 Betonblöcken entlang der “Page” nachträglich eine Lösung gefunden werden.
Wie unsere Redaktion bereits im Mai berichtete, wurde bei der Verlegung der Betonblöcke entlang der Pagenstecherstraße nicht berücksichtigt, dass fortan keine Geschwindigkeitskontrollen mehr möglich sind.
Erst erklärte die zuständige Fachabteilung, man werde wohl die Messgeräte zukünftig aus den Blitzer-Fahrzeugen ausbauen, um sie auf einem Stativ zwischen die knapp 400 Betonblöcke aufzustellen, dann wurde nachträglich eine Fläche in Höhe des McDonalds reserviert (in Gegenrichtung inzwischen in Höhe von Auto Weller). Wer an diesen speziell reservierten Plätzen in Zukunft ein einzelnes Auto oder einen Anhänger sieht, darf gewarnt sein: Hier wird dann geblitzt.
Zwei Taxistände ersatzlos blockiert
Inzwischen meldeten sich auch mehrere Taxifahrer bei unserer Redaktion und bemängelten, dass der Taxistand vor dem Club “NEO” blockiert wurde, ohne zuvor eine Lösung mit dem Taxigewerbe zu suchen. Durch die zweite Verlegeaktion in Fahrtrichtung Innenstadt ist nun in der vergangenen Woche auch der Taxistand am Eversburger Platz unnutzbar.
Keine sichere Heimfahrt mehr, kein Umstieg vom Bus ins Taxi
Der Taxistand vor dem Club “NEO” ermöglichte vor allem für junge Frauen eine sichere Heimfahrt, ohne lange am Straßenrand auf ein Taxi zu warten oder sich zu Fuß zum Beispiel in Richtung Altstadt aufzumachen.
Der Taxistand am Eversburger Platz erfüllte auch eine ökologisch wichtige Aufgabe, weil die Taxen von ihrem dezentralen Standplatz koordiniert durch eine Taxizentrale mit kurzen Anfahrtwegen in die angrenzenden Wohnsiedlungen fahren konnten.
Als Teil des öffentlichen Nahverkehrs bot der Taxistand am Eversburger Platz zudem eine bequeme Umstiegsverbindung von den sich dort kreuzenden Buslinien.
Ein einzelner “Dooring”-Unfall rechtfertigt auch diese Maßnahme
Für die Stadtverwaltung erklärte ein Sprecher der Stadt den Wegfall der Taxistände auf Nachfrage unserer Redaktion wie folgt: “Da das Ziel der Maßnahme an der Pagenstecherstraße die Erhöhung der Radverkehrssicherheit und insbesondere die Vermeidung von ‘Dooring’-Unfällen ist, hat die Stadt sowohl die Stellplätze als auch die Taxistände gesperrt. Auch beim Halten von Taxis können schließlich Dooring-Unfälle passieren.”
Anmerkung der Redaktion: Innerhalb von fünf Jahren wurde entlang der Page ein einziger “Dooring”-Unfall offiziell verzeichnet. “Dooring” ist Denglish für Unfälle, bei denen ein Fahrradfahrer durch einen unachtsamen PKW-Fahrer oder Fahrgast beim Aussteigen durch die geöffnete Tür in einen Unfall verwickelt wurde.
Am Montag soll eine Lösung gefunden werden
Aber nun soll nachträglich auch eine Lösung für das Taxigewerbe gefunden werden: “Zu diesem Thema ist die Stadt derzeit mit Vertretern des Taxigewerbes im Gespräch. Dabei wird auch eine mögliche Einrichtung von Ersatzplätzen abgewogen”, so der Stadtsprecher.
Am Montagvormittag (12. Juni), so die Informationen, die unsere Redaktion aus dem Taxigewerbe erhalten hat, ist ein gemeinsamer Ortstermin mit der Verwaltung an den vorschnell blockierten Taxiständen geplant.