Am Anfang unserer Recherchen zum „Taxikrieg“ in Osnabrück standen ein paar Fotos. Aufnahmen, die eine verwüstete Wohnung zeigen und mehrere Kleinbusse mit eingeschlagenen Fenstern und zerschlitzten Sitzen. 

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Bevor wir nun einen Teil dieser Fotos veröffentlichen, wollten wir erst die ganze Geschichte dazu erzählen: Wie es zu gegenseitigen Abmahnungen von Taxiunternehmern gegen Mietwagenunternehmer und umgekehrt kam. Und wie ein Mietwagenunternehmer sich wehrte, als er an einem kühlen Aprilwochenende mehr als 1.500 Fotos vom Dach des Parkhauses am Marienhospital machte. Beweisfotos von Taxifahrern, die sich nicht an die Regeln halten und sich außerhalb des nur für fünf Autos zugelassenen Taxistands aufstellen um Fahrgäste aufzunehmen.
Sein Ziel: „Zurückschlagen“, nachdem er selbst im Karneval 2017 von Wettbewerbern aus dem Taxigewerbe abgemahnt wurde und mehr als 5.000 Euro an Gerichts- und Anwaltskosten zahlen musste.

Bereits bei den Recherchen – vor Veröffentlichung des ersten Artikels – bekamen wir Hinweise auf einen zu dem Zeitpunkt bereits angelaufenen Boykott zahlreicher Taxistände vor Discotheken in der Innenstadt.
Das führte zum zweiten Artikel über den „Taxikrieg“, ein Begriff, den nicht wir erfunden haben, sondern der bereits 2007 von der alternativen Tageszeitung taz in einem Artikel über Osnabrück verwendet wurde.

Wie sich am Montag herausstellte, schwelt auch ein Konflikt zwischen Fahrern, Unternehmern und der führenden Funkzentrale. Abgestimmt war der Taxiboykott vom Wochenende nicht, wofür es eine Entschuldigung an die Fahrgäste gab – auch wenn einige Fahrer und Unernehmer sich weiter weigern wollen verschiedene Taxistände vor Discotheken anzufahren, bis Osnabrück eine Taxiordnung nach Oldenburger Vorbild erhält, die mehr Möglichkeiten für das „Aufstellen“ an nachfragestarken Discotheken und bei Veranstaltungen erlaubt.

Taxikrieg bedroht Existenzen – auf Seiten aller Beteiligten

„Existenzbedrohend“, war ein Wort, das wir während unserer Recherchen häufig gehört haben. Wir haben inzwischen mit rund einem Dutzend Mietwagen- und Taxifahrern gesprochen, mit einem der Chefs der größten Funkzentrale der Stadt und mit einem Vertreter eines Verbands, der alle personenbefördernden Unternehmen vertritt.

Allen, mit denen wir gesprochen haben ist klar dass es kein Unternehmer in diesem Gewerbe durchhalten kann, wenn ihm von Wettbewerbern fortlaufend Anwaltspost droht, die knapp 750 Euro an gegnerischer Anwaltsgebühr kostet, sondern auch Strafen von 5.000 Euro in den Raum stellt.

Abmahnung im Taxikrieg Osnabrück
So ein Schreiben kann für den Empfänger existenzbedrohend wirken… (Quelle: Privat)

Was nach dem Versand der Abmahnungen passierte:

Allen mit denen wir gesprochen haben ist aber auch ein Vorfall bekannt, ohne den die aktuelle Eskalation des seit mehr als einem Jahrzehnt schwelenden „Taxikriegs“ nicht vollständig erzählt ist:
Zwei Tage nachdem im April mehrere Dutzend Abmahnungen an in Osnabrück konzessionierte Taxiunternehmer verschickt wurden, einen Tag nachdem diese Schreiben bei ihren Empfängern angekommen waren, wurden die Scheiben von zwei als Mietwagen eingesetzten Kleinbussen eingeschlagen und die Sitze aufgeschlitzt.
Noch am gleichen Tag wurde in eine Wohnung im Osnabrücker Schinkel eingebrochen. Alles was irgendwie greifbar war wurde durcheinander geschmissen, Kleidung zerschlitzt und Elektronik zerstört – und bis auf eine geringe Summe Bargeld soll nichts gestohlen worden sein.

Opfer dieser Zerstörungswelle war der Mietwagenunternehmer, der im April die aktuelle Abmahnwelle gegen zahlreiche Taxiunternehmer ins Rollen gebracht hat.
Der Mann, den unsere Redaktion vor Veröffentlichung des ersten Artikels zu Gast in der Redaktion hatte, will nicht an Zufall glauben.
Nachdem auch sein drittes Auto – einen Tag nach der ersten Zerstörungswelle – auf gleiche Weise zerstört wurde, ist für ihn sicher: „Das war eine direkte Reaktion auf die Post, die mein Anwalt verschickt hat“.

Vandalismus, Taxikrieg Osnabrück
Zerstörte Autos, die vorerst nicht mehr eingesetzt werden können

In der Taxiszene ist dieser Vorfall bekannt. Und selbst einige Fotos von der verwüsteten Wohnung und den zerstörten Autos kursieren – samt allerlei Erklärungen: Von einer „Messie-Wohnung“ bis hin zu Fahrern, die sich an ihrem Chef haben rächen wollen. Doch andererseits ist auch zu hören, dass es die Angst vieler Fahrer gibt, es könnte auch noch Blut fliessen.

Polizei prüft Querverbindungen zwischen den Fällen

Auf Nachfrage unserer Redaktion bestätigte Frank Oevermann, Pressesprecher der Polizeiinspektion Osnabrück, dass von dem unser Redaktion namentlich bekannten Mietwagenunternehmer mehrere Strafanzeigen vorliegen. „Diese Anzeigen beziehen sich auf Sachbeschädigungen an mehreren seiner Mietwagen und auf einen Einbruch in seine Wohnung [Adresse unserer Redaktion bekannt]“.
Der Polizeisprecher ergänzt: „Die Polizei ermittelt nicht wegen eines „Taxikrieges“. Dieser Begriff findet sich nicht in unserem Sprachgebrauch. Ob alle von Herrn XXXXX erstatteten Strafanzeigen im Zusammenhang stehen, wird sicherlich auch Gegenstand der polizeilichen Ermittlungen sein“.
Das Prüfen derartiger Querverbindungen zu anderen Fällen sei üblich, so der Vertreter der Polizeibehörde, und stelle keine besondere Ermittlungsmethode dar.

Hier alle Artikel der HASEPOST zum „Taxikrieg“ in Osnabrück.