Schon seit Jahren stehen die Taxi-Fahrer und die Mietwagenunternehmen in Osnabrück auf Kriegsfuß miteinander. Vor rund drei Monaten gipfelten diese Auseinandersetzung erneut in Boykotten, Abmahnungen und Sachbeschädigungen. Danach schien über die Sommermonate erstmal Ruhe eingekehrt zu sein, doch nun geht der Osnabrücker Taxikrieg offenbar in die nächste Runde.
Wie die HASEPOST erstmals im April berichtete, kam es zu diversen Auseinandersetzungen zwischen Taxi- und Mietwagenfahrern. Beide Seiten wurden beschuldigt gegen bestehende Gesetze und Regeln verstoßen zu haben. Bei den Taxifahrern ging es dabei in erster Linie um das Warten auf Fahrgäste außerhalb der gekennzeichneten Taxi-Buchten.
Ein Mietwagenunternehmer machte mehr als 1.500 Fotos von den Autos, die lange Schlangen vor dem „Alando“ bildeten, obwohl dort nur maximal fünf Taxen in Wartestellung erlaubt sind.
Beide Seiten beklagen unlauteren Wettbewerb
Mietwagenunternehmer sehen sich durch das massive Aufgebot an wartenden Taxis in ihre Chancen auf eine lukrative Fahrt behindert. Denn wer ruft noch einen Mietwagen über eine der Funkzentralen und wartet bis er endlich da ist, wenn so viele Taxis bereits direkt vor der Tür warten?
Auf der anderen Seite wird den Mietwagenunternehmen von den Taxifahrern vorgeworfen, dass sie Fahrgäste auch ohne die obligatorische telefonische Bestellung von der Straße aus einsammeln.
Abmahnungen und drohende Strafzahlungen
Von Seiten der Taxiunternehmer wurden Lockvögel losgeschickt, die ohne vorherigen Anruf in der Funkzentrale in die meist blauen Autos einsteigen konnten.
Ein Mietwagenunternehmer dokumentierte in nächtelanger Fotoarbeit wie Taxifahrer sich nicht an die zulässigen Aufstellregeln an Taxiständen hielten.
Beide Seiten sahen sich ungerecht behandelt und verteilten fleißig Abmahnungen an die Gegenseite. Werden diese anerkannt, muss im Falle eines weiteren dokumentierten Verstoßes eine Strafe an die Gegenseite gezahlt werden.
Zunächst schien damit die Diskussion beendet und beide Seiten meinten die jeweilige „Gegenseite“ daran erinnert zu haben, welche Regeln einzuhalten sind. Doch inzwischen ist es „schlimmer denn je“, berichtet der Redaktion ein Mietwagenunternehmer, der anonym bleiben will. „Eine Weile haben sich alle an die Regeln gehalten, doch nachdem das Thema aus dem Interesse der Öffentlichkeit verschwunden war, ging es wieder von vorne los. Teilweise wurde es sogar noch schlimmer“.
Konkret heißt das aus Sicht des Mietwagenunternehmers: Die Taxis warten wieder in langer Reihe vor beliebten Plätzen, wie dem Heger-Tor oder dem Alando.
Der Trick mit der offenen Kofferraumklappe
„Die Taxifahrer haben eine neue Masche, damit man sie bei den Verstößen nicht gut dokumentieren kann“, sagt der Mietwagenunternehmer. Wie auf den Fotos zu sehen, öffnet der letzte Fahrer in der Reihe den Kofferraum seines Autos, damit es nicht mehr möglich ist, Fotos von seinem Kennzeichen zu machen und somit zu belegen, dass er einen Verstoß begangen hat.
Nach vorne (so jedenfalls die Vermutung des Mietwagenfahrers) fahren die Taxen dann so dicht auf, dass das Nummernschild ebenfalls für einen Fotobeweis verdeckt ist.
Taxis aus den Umlandgemeinden mischen mit
Auch Taxis aus dem Landkreis Osnabrück und dem nahen Kreis Steinfurt mischen mit, wenn es darum geht Nachtschwärmer in der Osnabrücker Innenstadt einzusammeln ohne dabei die Regeln zu beachten. Eigentlich ist es für sie nur erlaubt Fahrgäste in die Stadt zu bringen und dort abzusetzen – zurück müssten sie eine Leerfahrt machen. Nur Abholungen auf Bestellung sind noch erlaubt – dann aber ist der für Osnabrücker Taxler exklusive Taxistand tabu, der dient lediglich dazu Gelegenheitsfahrgäste aufzunehmen.
Doch laut Beobachtungen des Mietwagenunternehmens stehen auch die Fahrzeuge mit Kennzeichen aus dem Landkreis oder dem Kreis Steinfurt regelmäßig an Taxiständen bereit. Sehr zur Verwunderung der Mietwagenfahrer wird das von den Osnabrücker Taxifahrern toleriert.
Grüne Ratsfraktion verhinderte neue Taxiordnung
Eine Entspannung der Situation soll eine Taxiordnung nach Oldenburger Vorbild bringen, die jedoch von der Grünen Ratsfraktion vor der Sommerpause unter Verweis auf einen Formfehler blockiert wurde. Bei der morgigen Sitzung des Rates steht sie erneut auf der Agenda und wird dann wahrscheinlich auch beschlossen werden. Sie beinhaltet verschieden Regeln und Pflichten für die Taxiunternehmen, erlaubt aber vor allem unter bestimmten Bedingungen mehr Aufstellflächen zu schaffen. Anders als von der Osnabrücker Stadtverwaltung vorgeschlagen, kommt die Oldenburger Regelung ohne bürokratisches Genehmigungsverfahren für diese Aufstellflächen aus.
Dass es danach auch im Verhältnis zwischen Taxi- und Mietwagenfahrern besser wird, bezweifelt der Beförderungsunternehmer, der uns die auf dieser Seite gezeigten Bilder zur Verfügung stellte.