Der Tauschwagen des solidarischen Aufbaus, der bis Donnerstagmorgen am Domhof stand. / Foto: Schulte.
Seit einigen Monaten bauen die Aktivistinnen und Aktivisten des Solidarischen Aufbaus in Osnabrück Tauschboxen – auch Freeshops genannt – und stellen sie an belebten Straßen auf. In der Nacht von Mittwoch (11. Januar) auf Donnerstag wurde eine der der bis dahin sieben Boxen in Brand gesteckt und vollständig zerstört.
Am frühen Donnerstagmorgen gegen 3 Uhr meldeten Passanten den Brand der Tauschbox, die am Domhof in Osnabrück stand. Die Berufsfeuerwehr konnte den Brand löschen und verhindern, dass das Feuer auf einen danebenstehenden PKW übergriff. Die Tauschbox und ihr Inhalt wurden durch den Brand komplett zerstört. Aktuell ermittelt die Polizei noch gegen Unbekannt. „Wir verstehen die Menschen die so etwas tun nicht, lassen uns davon aber nicht einschüchtern oder aufhalten“, schreibt der Solidarische Aufbau auf seiner Instagram-Seite zu der Sachbeschädigung.
Bis Donnerstag sieben Tauschboxen
In Osnabrück standen bis Donnerstag sieben Tauschboxen: Im Katharinenviertel, an der Iburger Straße, am Rosenplatz, an der Rosenburg, in der Sedanstraße, in der Redlinger Straße und bis zuletzt am Domhof. „Wir haben uns viele Gedanken über das Konzept gemacht und haben dann angefangen die Boxen zu bauen“, erzählt die Aktivistin Mike im Gespräch mit unserer Redaktion. In einigen größeren Städten Deutschlands stehen bereits Tauschboxen, etwa in Frankfurt am Main oder Kaiserslautern. Allerdings stehen diese häufig in Läden oder Büros, sodass die Boxen nicht immer frei zugänglich sind.
Ort, um alte Sachen abzugeben
„Mit den Tauschboxen wollen wir mehrere Punkte erreichen. Zum einen wollen wir die Menschen dazu animieren, nicht so viel wegzuschmeißen und sie vom Konsumgedanken abbringen. Außerdem können die Boxen Menschen auch helfen. Nicht jeder hat so viel Geld, sich neue Klamotten zu kaufen“, erklärt Mike. „Außerdem sind viele Menschen auch froh darüber, ihre Sachen abgeben zu können“, ergänzt der Aktivist Nils. „Ihre Bude steht voll mit Sachen, die sie dann entweder zur Altkleidersammlung bringen – bei der man häufig nicht weiß, wo die Sachen hinkommen – oder in den Müll schmeißen. Mit der Tauschbox haben sie dann eine Möglichkeit und vor allem einen Ort, an dem sie ihre Sachen weitergeben können.“
Boxen auf Rädern
Trotz der abgebrannten Tauschbox am Domhof wollen die Aktivistinnen und Aktivisten nicht aufhören, ihre Freeshops in Osnabrück aufzubauen. „Wir werden auf jeden Fall noch mehr Boxen bauen“, sagt Mike. „Jeder Mensch sollte die Option haben, zu teilen und auch etwas mitzunehmen.“ Die Mitglieder des Solidarischen Aufbaus bauen die Tauschboxen aus Sperrmüll und auf Rädern, damit sie bei Bedarf umgestellt werden können. Probleme mit der Stadt hätte es im Bezug auf die Tauschboxen noch nicht gegeben: „Mit den Tauschwagen ist es für uns leichter als mit den Obdachlosenwagen. Wir haben eine Ansprechperson bei der Stadt und stehen in gutem Kontakt. Wenn ein Tauschwagen schlecht steht, bekommen wir einen Anruf und stellen den Wagen um. Wir wollen niemandem Probleme machen, sondern im Gegenteil Menschen helfen“, führt Nils aus. Aktuell sind neben den Tauschboxen noch fünf Obdachlosenwagen des Solidarischen Aufbaus in Benutzung und stehen verteilt in Osnabrück. In ihnen haben obdachlose Menschen einen privaten, sicheren und abschließbaren Rückzugsort.
Fester Tauschplatz für Kinderspielzeug an der Alten Teutoburger Schule
Die Aktivistinnen und Aktivisten des Solidarischen Aufbaus haben die abgebrannte Tauschbox am Domhof bereits weggeräumt. Am ehemaligen Standort sind nur noch Brandspuren und der auf Rollen stehende Unterteil der Box zu sehen. Die übrigen sechs Tauschboxen befinden sich noch gut befüllt an ihren Standorten. An der Alten Teutoburger Schule in Osnabrück hat der Solidarische Aufbau in Kooperation mit der Schule außerdem einen festen Tauschplatz für Kinderspielzeug eingerichtet. Der Solidarische Aufbau ist für weitere Anregungen und Ideen unter der Telefonnummer 0178-9324773 oder über seine Instagramseite erreichbar.