Am 13. Mai lud Politiker Burkhard Jasper das Kollegium der Kindertagesstätte Liebfrauen zum Frühstück und Austausch ein. Es sei Zeit sich zu bedanken, schließlich sei Kinderbetreuung nicht einfacher geworden. Aus genau diesem Grund möchte Jasper den Austausch mit Leitung und Mitarbeiterinnen der Kita, sowie mit dem pastoralen Träger, denn beide Seiten haben Fragen und Sorgen.
Die Kindertagesstätte in Eversburg betreut fünf Gruppen, eine davon als Krippe für Kinder im Alter von ein bis zwei Jahren. Sie steht unter dem Träger der katholischen Kirchengemeinde Dom St. Petrus in Osnabrück.
Heidi Kleiner, Leiterin der Kita in Eversburg, ist „überzeugt, dass wir gute Arbeit leisten”. Dennoch stehen alle Mitarbeiterinnen vor zahlreichen Herausforderungen und unbeantworteten Fragen. Personalmangel, Wertschätzung, die Kooperation mit der Grundschule sowie Fortbildungen. All das sind Themen, denen Burkhard Jasper in diesem Gespräch Gehör verschaffte.
Wir hängen in der Luft
Die Kooperation zwischen der Eversburger Grundschule und der Kita Liebfrauen hat in letzter Zeit Schwierigkeiten. Vor allem in der Sprachentwicklung und -förderung seien frisch Eingeschulte auf ein konstantes Lernprogramm angewiesen, ganz nach individuellen Bedürfnissen. Die Schule kann aus mangelnden Ressourcen keine Lehrkräfte mehr für Kooperationen bereitstellen. Früher wäre die Situation anders gewesen, so Leiterin Heidi Kleiner: „Wir setzten uns mit einer Lehrkraft an einen Tisch und erarbeiteten das bestmögliche Konzept für jedes Kind”. Gemeint sind damit Klasseneinteilungen, sowie individuelle Entwicklungen in Sprache und Lernen. „Kinder mit Schwierigkeiten fallen in der Schule wieder runter, da sie nicht richtig abgeholt werden”, meint Nicole Gattmann, Erzieherin mit Schwerpunkt Sprachentwicklung. Heidi Kleiner und die Erzieherinnen wünschen sich bessere Möglichkeiten „ jedes Kind wortwörtlich in die Hände der Schule zu übergeben”.
Hinter jeder Absage steht ein Schicksal
Der Fachkräftemangel verschärft das Problem noch zusätzlich. Die Kita Liebfrauen hat seit geraumer Zeit eine unbesetzte Stelle. Auch vorgeschriebene Leitungsstunden für Kitaleiterinnen seien zu niedrig. Die katholische Kirchengemeinde als Träger wirkt dem aktuell aus eigenen finanziellen Mitteln entgegen, was aber nicht von Dauer sein soll. Unter diesem Arbeits- und Zeitdruck leiden nicht zuletzt die Kinder.
Akademisierung und geringe Wertschätzung
„Ich will nicht die gute alte Kindergärtnerin sein!”, so Ute Burmeister, Religionspädagogin. Grundschullehrer bekämen in der Gesellschaft aufgrund ihres akademischen Status mehr Anerkennung und Wertschätzung. Dabei sei die vierjährige Erzieherausbildung äquivalent zu einem Bachelor. „Wir brauchen nicht in jedem Beruf eine Akademisierung”, meint Burkhard Jasper, „alle Berufe sollten wir wertschätzen”. Ein duales Studium, oder ein Aufbaustudium käme für die meisten Interessierten aus finanziellen Gründen und fehlenden Aufstiegschancen leider nicht in Frage. „Nach vier Jahren reicht es dann mal auch!”, so Gattmann. Die Ausbildung sei sehr anspruchsvoll. Fortbildungen seien zwar im Interesse aller und man freue sich über jede Möglichkeit gemeinsam zu lernen. Allerdings hätten diese kaum einen lukrativen Wert für die Erzieherinnen: „Ich selbst brauche das nicht. Aber die Kinder brauchen das!”, so Nicole Gattmann abschließend.