Nur der Tod belastet die Statistiken des Bistums mehr als der freiwillige Austritt aus der Kirche, den im vergangenen Jahr fast 2.600 Schäfchen des Bistums Osnabrück wählten.

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5.014 Mal endete die Mitgliedschaft mit einer katholisch vollzogenen Beerdigung, so die am Freitag veröffentlichte kirchliche Statistik des Bistums Osnabrück.
Von den knapp 559.000 Katholiken zwischen den Nordseeinseln und dem Osnabrücker Südkreis, wählten exakt 2.572 mit dem Austritt die bewusste Abkürzung noch zur Lebenszeit, also vor dem letzten Sakrament, das nach der eigentlichen Planung am Ende der Kirchenmitgliedschaft stehen sollte.

Geburten füllen die Lücken nicht aus

4.503 Taufen und überschaubare 73 Übertritte zum katholischen Bekenntnis reichen da nur schwerlich aus die Lücken zu füllen.
Dass die Zahl der Kirchenaustritte in diesem Jahr um gut 400 gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen ist, wird von Theo Paul, Generalvikar des Bistums Osnabrück zur Kenntnis genommen, doch: „Trotzdem ist jeder Austritt für uns sehr schmerzlich. Die Gründe für einen Kirchenaustritt sind nach wie vor vielschichtig. Wir wissen nicht von jedem, der aus der Kirche austritt, was ihn dazu bewegt, aber wir bemühen uns immer wieder, mit Ausgetretenen ins Gespräch zu kommen. Aus diesen Gesprächen wissen wir, dass einem Kirchenaustritt in der Regel ein längerer Entfremdungsprozess vorausgeht“.

Karte des Bistums Osnabrück
Von den Nordseeinseln (mit Ausnahme Wangerooge) bis in den Osnabrücker Südkreis reicht das Bistum Osnabrück (Quelle Bistum Osnabrück)

Bistum erkennt die Gründe in Verfehlungen der eigenen Würdenträger

Der Generalvikar spricht offen möglich Gründe an: „In den vergangenen Jahren ist viel Vertrauen verloren gegangen,unter anderem durch den Missbrauchsskandal und die Finanzdebatte, ausgelöst durch die Ereignisse im Bistum Limburg. Meiner Meinung nach lassen sich Vertrauen und Glaubwürdigkeit vor allem durch Offenheit und Transparenz zurückgewinnen. Das ist eine Herausforderung für alle Amts- und Funktionsträger in der Kirche. Im Bistum Osnabrück sehen wir darin weiterhin eine wichtige Aufgabe“.

Auch die Gottesdienste werden leerer

In anderen Bereichen sieht Theo Paul jedoch auch eine Stabilisierung: „Die statistischen Zahlen aus dem vergangenen Jahr spiegeln in vielen Bereichen eine mehr oder weniger stabile Entwicklung wider, beispielsweise bei den Taufen, den Firmungen oder Trauungen. In anderen Bereichen setzt sich der negative Trend fort: Die Zahl der sonntäglichen Gottesdienstbesucher ist auf rund 62.000 und damit elf Prozent der Katholiken zurückgegangen. Mit inzwischen 4.500 weiterhin rückläufig ist auch die Zahl der Erstkommunionen.“