Endet mit dem Volkswagen T-Roc die Cabriolet-Tradition in den ehemaligen Karmann-Werkshallen in Osnabrück?
Ausgerechnet in der Zocker-Hauptstadt Las Vegas, am Rande der Elektronikmesse CES, erklärte laut dem Branchenmagazin Automotive News VW-Entwicklungschef Kai Grünitz das Ende der Cabiolet-Tradion bei Volkswagen.
VW setzt in Zukunft nur noch auf geschlossene Fahrzeuge und versucht auch bei der Tochter Porsche eine Umstellung auf Elektroautos – mit Folgen für den Werksstandort Osnabrück.
Cabriolets waren die Spezialität von Wilhelm Karmann
Mit dem absehbaren Ende des T-Roc Cabriolets und des ebenfalls im Auslauf befindlichen Porsche Boxster, endet womöglich eine bereits 1874 in Osnabrück begonnene Tradition im Bau offener Kutschen und des spezialisierten Automobilbaus. Stets standen Cabriolets und später dann die enge Zusammenarbeit mit dem Volkswagen-Konzern im Mittelpunkt der Fertigung am Standort an der Schellenbergbrücke im Fledder.
Allerdings fremdelte der Wolfsburger Konzern bereits vor der Übernahme der Wilhelm Karmann GmbH im Jahr 2009 mit offenen Fahrzeugen „made in Osnabrück“. Das Hardtop-Cabrio Eos wurde in Portugal produziert, das zeitweise recht erfolgreiche Beetle Cabrio kam aus Mexiko.
Zwar wurde in Osnabrück schließlich noch einmal ein offener Golf auf Basis der 6. Generation produziert, im Vergleich zu den unter eigener Regie in Rekordzahlen produzierten Käfer-Cabriolets und dem Golf 1 Cabriolet mit jeweils weit über 300.000 Stück, war das letzte Cabrio vom Golf aber nur noch ein Nischenprodukt. Ähnliches gilt für den nun auslaufenden VW T-Roc Cabriolet, das seit dem Verkaufsstart im Jahr 2020 in seinem stärksten Markt Deutschland, nie über 20.000 pro Jahr zugelassene Exemplare kam – immerhin aber Europa zweitmeist verkauftes Cabrio ist.
T-Roc Cabrio wird vorerst weiter in Osnabrück gebaut, Arteon geht nach Emden
Ein Lichtblick für die rund 970 Volkswagen-Mitarbeiter im Osnabrücker Fledder dürfte die Ankündigung sein, das alte Cabriolet auch neben dem für das kommende Jahr erwarteten neue T-Roc vorerst weiter zu produzieren.
Erst vor wenigen Tagen wurde bekannt, dass die Osnabrücker auch den Produktionsauftrag für den Passat-Bastard „Arteon Shooting Brake“ verloren haben. Diese ungewöhnliche Mischung aus viertürigem Coupé und Passat Variant wird nun wieder in Emden produziert, wo man sich wegen der am Markt vorbei geplanten Elektro-Zukunft des VW-Konzerns nun doch nicht allein auf die Produktion von E-Fahrzeugen konzentrieren will.
Kann Porsche Volkswagen in Osnabrück über Wasser halten?
Neben der Auslauffertigung des T-Roc Cabrio bleibt Volkswagen Osnabrück somit nur die ebenfalls ihrem baldigen Ende entgegenblickenden Nischen-Modelle Boxster (ebenfalls ein Cabrio) und Cayman der Konzernschwester Porsche, sowie die Hoffnung, dass ein neuer Elektroporsche, der ab kommenden Jahr in Osnabrück produziert werden soll, erfolgreicher ist als der bislang schwächelnde Elektro-Porsche Taycan.
Dem Vernehmen nach soll ein neuer „kleiner“ Elektroporsche – als Boxster-Nachfolger – auch wieder mit offenem Dach angeboten werden. Vielleicht kann das Werk in Osnabrück so doch noch seine Kompetenz in Sachen offener Autos über eine aktuell eher schlechte Zeit für Cabrios retten.