Der Virologe Hendrik Streeck, Bundestagskandidat der CDU für 2025, ruft zu einer umfassenden Analyse der Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie auf. Er betont zudem die Notwendigkeit einer strukturellen Reform des Robert-Koch-Instituts (RKI) sowie die Gründung eines unabhängigen Pandemie-Rates.
Hendrik Streeck fordert umfassende Aufarbeitung
Hendrik Streeck (CDU) spricht in einem Interview mit der „Welt“ über die Notwendigkeit, die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie zu überprüfen. Der Virologe ist der Ansicht, dass eine Enquete-Kommission oder ein Bürgerrat alleine nicht ausreichen. „Zuerst sollte die Wissenschaft die Pandemie umfassend und gemeinsam analysieren, idealerweise im Rahmen einer interdisziplinären Konferenz aller Fachbereiche. Parallel dazu muss die politische Entscheidungsfindung aufgearbeitet werden.“ Ob eine Enquete-Kommission das geeignete Instrument für diese Aufgabe ist, bleibt für ihn offen.
Appell an die Bundesregierung
Streeck fordert die Bundesregierung und den Bundesgesundheitsminister auf, ihre Forderungen nach Aufarbeitung ernst zu nehmen. „Wenn die Bundesregierung und auch der Bundesgesundheitsminister ihre Worte mit Forderungen nach Aufarbeitung ernst meinen, dann bleibt ihnen nur noch dieser Monat, um parlamentarische Prozesse anzustoßen, die noch in dieser Legislatur Früchte tragen können. Wenn das verschlafen wird, bleiben es hohle Forderungen.“
Reform des Robert-Koch-Instituts (RKI)
Die Corona-Pandemie hat laut Streeck gezeigt, dass Deutschland ein unabhängiges, agiles und handlungsfähiges Gesundheitsinstitut benötigt. Eine strukturelle Reform des RKI sei daher unabdingbar: „Das RKI und die Public-Health-Strukturen können nicht unverändert bleiben, und die geplante Zerschlagung in BiPAM und RKI geht genau in die falsche Richtung. Im Gegenteil, ich würde mir eine Stärkung und Unabhängigkeit des RKI wünschen.“
Er kritisiert außerdem, dass das Management der Pandemie bisher zu sehr auf eine rein virologische Perspektive beschränkt war. Er plädiert für ein breiteres fachliches Spektrum bei der Bewältigung von künftigen Krisen und schlägt die Gründung eines unabhängigen Pandemie-Rates oder eines Expertengremiums vor. „Andere Länder wie England hätten hier professionellere Strukturen. Solch ein Beratungssystem würde ich mir auch für Deutschland wünschen, um das Zusammenspiel von Politik, Wissenschaft und Öffentlichkeit besser zu definieren.“
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