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Stichwort „Flächen-Optimierung“…

Haben Sie in den vergangen Tagen mal einen Stadtbummel durch Osnabrück gemacht?

Wenn Sie nicht die rot/grüne rosarote Brille aufgesetzt haben, dann werden Ihnen viele unerfreuliche Dinge in der Innenstadt aufgefallen sein, die einem bundesweiten Trend folgen. Das mit dem “bundesweiten Trend” nur vorab, damit nicht gleich wieder das Argument kommt Osnabrück brauche ein neues XXL-Einkaufscenter um attraktiv zu werden und damit nicht passiert was gerade passiert…

Aber was passiert? Ein Trend greift um sich, der euphemistisch von der Branche als “Flächen-Optimierung” bezeichnet wird, eigentlich aber nichts anderes als “Verkleinerung” oder “Rückzug auf Raten” bedeutet.
Neuestes Beispiel zwei Fillialen des Douglas-Handelskonzerns: Thalia verkleinert seine Erdgeschossfläche und bietet Konzernschwester Juwelier Christ eine neue Heimat. Am Ende werden beide Unternehmen mit deutlich verkleinerter Fläche (und vermutlich auch “optimierter” Belegschaft) am Standort Osnabrück weiter gegen das Internet ankämpfen.
Der Handel sieht sich mit einem immer stärkeren Wettbewerb und einem Strukturwandel der Käufer konfrontiert. Dieser Trend bedeutet für Thalia einen (offenbar nicht sonderlich erfolgreichen) Sortimentswechsel weg vom Buch. Bis zu 40% “Non-Book” wolle Thalia zukünftig verkaufen, meldete das Handelsblatt Anfang des Jahres.

Flächen-Optimierung in Osnabrück

Aber auch Apotheken spüren immer mehr den Wettbewerb des Internets, der inzwischen stolze 11% beträgt. Zumindest dürfte der Online-Wettbewerb mit eine Rolle gespielt haben, dass auch die traditionsreiche Hirsch-Apotheke am Nikolaiort ihre Fläche ebenfalls deutlich “optimierte” und nun einen Optiker und Hörgeräte-Spezialisten als Untermieter aufnahm.
Ganz geschlossen haben sich hingegen die Türen der erst vor wenigen Jahren eröffneten Apotheke in der Theaterpassage. Damit dürfte “gefühlt” ungefähr die Hälfte der Flächen in Osnabrücks einstiger Luxus-Passage ohne zahlenden Mieter sein.
Gleich nebenan wartet noch das wunderschöne ehemalige Ladenlokal von Bücher-Jonscher auf Nachmieter, und auch das Steakhaus am Theater, das bislang ungefähr im Jahrestakt neue Gastronomie-Konzepte beherbergte, findet inzwischen keinen Wagemutigen mehr, der sich dort freiwillig ruinieren will…

Die kürzlich bekannt gewordene Insolvenz von Dr. Theo Bergmann passt dabei gut ins Bild. Bergmann gehört(e) zu den ganz grossen Immobilien-Besitzern der nördlichen Innenstadt, hatte aber am “anderen Ende” der Großen Straße seine größten Objekte (Sportarena, H&M-Kaufhaus) und versuchte sich mit dem XXL-Einkaufscenter über den Neumarkt auszudehnen. Mit diesen Planungen hat er in den vergangenen Monaten soviel Unruhe in die Osnabrücker Immobilienlandschaft gebracht, dass man ihm getrost eine Teilschuld für die desolate Lage in der Innenstadt geben kann – so ein Immobilien-Insider gegenüber I-love-OS.
Für den unaufhaltsamen Trend zum Internethandel kann man Bergmann natürlich nicht verantwortlich machen, nur sind Konzepte die zu einer Flächenexplosion führen einfach nicht mehr zeitgemäß und genau das falsche Signal in einer Zeit wo eher Flächen verkleinert als vergrößert werden!

Es bleibt noch abzuwarten was mit dem immer noch nicht begonnenen Bau auf dem ehemaligen Woolworth-Grundstück passiert. Hier sagen Insider eine “Flächen-Optimierung” durch Umzug voraus
Angeblich ist der Wechsel von Peek & Cloppenburg in einen (kleineren) Neubau nicht vom Tisch, I-love-OS berichtete bereits im Mai exklusiv über die Pläne von P&C.
 
Im Vergleich zu anderen P&C-Häusern hat das Hamburger Unternehmen am Nikolaiort viel zu viel Verkaufsfläche und die Chance mit einem Umzug die Fläche zu verkleinern soll für die Konzernzentrale sehr verlockend sein. Zudem wäre man damit näher am Hauptwettbewerber L+T und an den im “politischen Raum” stehenden Einkaufscentern am Neumarkt (mfi) oder Öwer de Hase (ECE).

Die politisch für das Wohl der Stadt verantwortlichen Osnabrücker Ratsdamen und Ratsherren haben in der Mehrheit vermutlich keine Ahnung vom Internet… ob sie das mit den aktuell laufenden “Flächen-Optimierungen” daher auch aus ihren Überlegungen ausklammern?
In den bisherigen Debatten zum Neumarkt-Einkaufscenter war der Strukturwandel durch den digitalisierten Handel oder auch die sich rapide verändernde Demographie (ältere Menschen shoppen weniger) bislang nie ein Thema.

HP


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Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann gründete die HASEPOST 2011 unter dem Titel "I-love-OS". Die Titelgrafik der HASEPOST trägt dieses ursprüngliche Motto weiter im Logo. Die Liebe zu Osnabrück treibt Heiko Pohlmann als Herausgeber und Autor an. Neben seiner Tätigkeit für die HASEPOST zeichnet der diplomierte Medienwissenschaftler auch für zwei mittelständische IT-Firmen als Geschäftsführer verantwortlich.

  

   

 

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