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Finanzamt Osnabrück bietet zweifelhaften Kundenservice

Ist es nicht wunderbar? Mit Einrichtung des Bürgeramtes im Stadthaus – vor gefühlt hundert Jahren – war es plötzlich möglich alle Behördengänge an einem zentralen Ort zu erledigen. Selbst die KFZ-Zulassung ist inzwischen so flexibel geregelt, dass man als Bürger der Stadt auch die Zulassungsstellen des Landkreises nutzen kann.

Weil es nun mal notwendig ist, wie mein Steuerberater mir mitteilte, benötigte ich eine zusätzliche Lohnsteuerkarte. Wie ich aus vorherigen Amtsgängen zu wissen glaubte, bekomme ich die selbstverständlich beim zentralen Bürgeramt – wunderbar mit dem Bus zu erreichen oder unter Nutzung des direkt angebundenen Parkhauses.

Über das Internet informiert, wusste ich, das ich am Freitag (nur) bis Mittag dort bedient werde, und wähnte mich mit einer Ankunftszeit gegen 11:30 gut gerüstet für diese einfache “Amtshandlung”.
Kurz an der Info vorgesprochen, wo ich denn die begehrte Steuerkarte erhalte, reichte die Info-Dame mir relativ Wortkarg einen unsauber kopierten Zettel und schickte mich in die Süsterstraße. Eine Adresse ohne gute Busanbindung und ohne Parkhaus – in den freudlosen Gemäuern des Fiskus. Und vor allem, nur schwer noch vor “High-Noon” zu erreichen, denn während die Menschen in Villariba noch arbeiten (bzw. ihre Mittagspause für Behördengänge nutzen), zelebriert man dort offenbar traditionell einen frühen Feierabend oder will nicht vom Pöbel beim nachmittäglichen “Abhängen” gestört werden?

Hinweiszettel für FA Stadt

Unterwegs habe ich noch versucht unter der angegebenen Telefonnummer (natürlich keine Durchwahl) einen Mitarbeiter (irgendeinen) zu erreichen, um womöglich eine Fern-Bestellung auszulösen, man hätte mir das Teil ja auch per Post oder gar per E-Mail senden können.
Nun ja, ich habe bei zügiger Fahrweise knapp sieben Minuten gebraucht, und bis zu meiner Ankunft am ersten Schalter war lediglich ein Freizeichen zu hören…

Bevor ich weiter beschreibe, was den Bürgern beim Finanzamt erwartet, will ich nur klarstellen, dass diese Menschen alle sehr freundlich sind! Auch die Dame am Schalter, bei der ich meinen ganzen Frust erstmal zwischengelagert habe.

Es half alles nichts, ich wurde mit einem Formular und einem Kugelschreiber bewaffnet und durfte ein ziemlich unfreundliches unstrukturiertes Formular ausfüllen (und unterschreiben), dessen erste Frage (Steuernummer?) ich leider nicht beantworten konnte, und dessen weitere Angaben (Name, Adresse, Geburtsdatum etc.) alle auch meinem Personalausweis zu entnehmen waren, den ich (nach Ziehen einer Wartemarke!) dem nächsten freundlichen Mitarbeiter überreichen musste.
Dieser Staatsdiener wiederum konnte in seinem Computer schnell die fehlende Steuernummer nachsehen, und hatte dabei (natürlich) auch all die Angaben wieder auf dem Bildschirm (Name, Adresse, Geburtsdatum, bestehende Steuerklasse etc.) die ich zuvor handschriftlich in das Formular eintragen musste.
Auf meine Frage, warum — wenn doch sowieso alles digital vorhanden sei — er mir nicht einfach ein ausgefülltes Formular ausdruckt, welches ich bei Bedarf korrigieren, und vor allem (nur) unterschreiben könnte, wurde ich dann angeschaut wie der letzte Mensch. Offenbar war entweder noch nie jemand vor mir auf diese Idee gekommen (sehr unwahrscheinlich) oder ich war einfach zu naiv eine logische Frage hinsichtlich eines bürokratischen Prozesses zu stellen.
Aber auch dieser Diener einer teils hirnbefreiten Bürokratie blieb freundlich, und so hatte ich nach gut einer Stunde und einer vollkommen überflüssigen Fahrt durch die Innenstadt, endlich das gewünschte Dokument in der Hand. Und obwohl meine Angelegenheit weit länger brauchte als die hoch-offiziellen Öffnungszeiten (immerhin vier(!) Stunden am Freitag, Donnerstags sogar fünf, dann jedoch nur am Nachmittag) es zuliessen, man war wenigstens bemüht freundlich (ich wiederhole mich wohl, aber das hat mich wirklich beeindruckt, wie man in so einem Narrenkäfig so nett bleiben kann).
Warum man eine solche Lapalie wie eine Lohnsteuerkarte nicht auch im Stadthaus ausdrucken kann (meinetwegen können die vom Finanzamt ja einen “Gastarbeiter” dorthin entsenden) bleibt mir aber rätselhaft – warum ich mir das Dokument überhaupt abholen muss und nicht einfach selbst ausdrucken kann will ich gar nicht erst wissen.


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Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann gründete die HASEPOST 2011 unter dem Titel "I-love-OS". Die Titelgrafik der HASEPOST trägt dieses ursprüngliche Motto weiter im Logo. Die Liebe zu Osnabrück treibt Heiko Pohlmann als Herausgeber und Autor an. Neben seiner Tätigkeit für die HASEPOST zeichnet der diplomierte Medienwissenschaftler auch für zwei mittelständische IT-Firmen als Geschäftsführer verantwortlich.

  

   

 

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