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Stefan Grützmacher soll als Interimsmanager die Stadtwerke Osnabrück retten

Interimsmanager Stefan Grützmacher mit Oberbürgermeisterin und Aufsichtsratsvorsitzende der Stadtwerke Osnabrück Katharina Pötter und Franz-Josef Schriewer, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender und Betriebsrat der Stadtwerke Osnabrück / Foto: Schulte

So schnell kann es gehen: Noch vor eineinhalb Wochen teilten die Stadtwerke das vorzeitige Aus des Vorstandsvorsitzenden Christoph Hüls mit, am Donnerstagvormittag (5. Mai) wurde bereits der neue Interimsmanager Stefan Grützmacher vorgestellt, der ab sofort die Stadtwerke-Spitze anführt.

Der 57-Jährige habe bereits seit März die wirtschaftliche Schieflage der Stadtwerke beobachtet, kenne Christoph Hüls außerdem seit rund 20 Jahren. Vor etwa zwei Wochen hätte er sich direkt per Mail an die Stadtwerke-Aufsichtsratsvorsitzende und Oberbürgermeisterin Katharina Pötter gewandt. Bereits am Samstag soll sich Pötter bei Grützmacher gemeldet haben, Montag folgte das erste Treffen und am Freitag die Vorstellung im Personalausschuss, den der Aufsichtsrat der Stadtwerke zu Hilfe zog. Nach einstimmiger Empfehlung habe man ihn einem anderen Kandidaten vorgezogen und er startet bereits am heutigen Donnerstag (5. Mai) in der Führungsetage der Stadtwerke Osnabrück. Zunächst wurde der neue Stadtwerke-Chef intern auf einer Mitarbeiterversammlung vorgestellt.

Nach Angaben der Stadt, in einer eilig anberaumten Pressekonferenz am 25. April, hat sich der Aufsichtsrat am Wochenende (22. bis 24. April) in Klausur begeben, um die aktuelle Situation der Stadtwerke aufzuarbeiten. Scheinbar hat sich Pötter bereits am 23. April mit Grützmacher in Verbindung gesetzt. War also schon vorher bekannt, dass Christoph Hüls die Stadtwerke vorzeitig verlassen will bzw. muss? Das scheint zumindest der zeitliche Verlauf, den Grützmacher schildert, darzulegen.

Dritte Stelle als Interimsmanager

Der 5. Mai – „ein guter Tag für die Stadtwerke und die Stadt“, so Pötter. Der 57-Jährige habe eine „riesengroße Aufgabe“ vor sich, habe aber mit seiner Expertise überzeugen können. 1999 startete der studierte Betriebswirt in der Energiebranche. Er war in den vergangenen 20 Jahren bereits als Geschäftsführer bzw. Vorstandsvorsitzender der Stadtwerke Solingen und Kiel sowie der GASAG Berliner Gaswerke AG tätig. Vor sieben Jahren entschied er sich, nicht mehr als Geschäftsführer oder Vorstandsvorsitzender aufzutreten, und blieb der Branche als Berater treu. Zwei Interimsmanagerstellen bei der in wirtschaftliche Schwierigkeiten geratenen Beste Stadtwerke GmbH (ein Zusammenschluss mehrerer Stadtwerke im Kreis Höxter) sowie 2018 und 2019 bei der Stadtwerke Münster folgten. Heute lebt der gebürtige Rheinländer in Kiel – verheiratet und mit zwei Kindern. Auf die nicht-öffentlich ausgeschriebene Stelle als Interimsmanager haben sich neben Grützmacher einige weitere Personen beworben. Pötter spricht von einer Bewerberzahl in zweistelliger Höhe, intern habe sich niemand beworben.

Der Aufsichtsrat der Stadtwerke Osnabrück hat Stefan Grützmacher zum Interims-Vorstandsvorsitzenden bestellt. Foto:  Stadtwerke Osnabrück / Bettina Meckel-Wolf
Der Aufsichtsrat der Stadtwerke Osnabrück hat Stefan Grützmacher zum Interims-Vorstandsvorsitzenden bestellt. Foto: Stadtwerke Osnabrück / Bettina Meckel-Wolf

Lecksuche ist angesagt

„Ich werde in den kommenden Wochen zunächst auf die Suche nach Lecks gehen“, so Grützmacher. Es gebe wenige Stadtwerken, die so breit aufgestellt seien wie die Stadtwerke Osnabrück – „ein Schiff mit starkem Tiefgang“. Die Frage sei nun, ob sich das Unternehmen zu viel aufgeladen habe – und man etwas über Bord werfen müsse.

Erste Blicke in die Berichte würden dem Interimschef zeigen, dass man im Energiehandel viel Geld verloren habe. Vor allem Strom habe man in zu geringen Mengen eingekauft. Das Controlling und Risikomanagement müsse man dringend neu bewerten, da man diese Fehlentscheidungen erst so spät bemerkt habe. Franz-Josef Schriewer, Stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender und Betriebsrat der Stadtwerke Osnabrück, ergänzt: „Wir waren bisher emsig wie ein Eichhörnchen, haben alles gesammelt.“ Dabei habe man wie eine Elster agiert und nicht hinterfragt, was überhaupt gut für die Stadtwerke sei. „In den vergangenen Wochen waren wir orientierungslos.“

Oberbürgermeisterin und Aufsichtsratsvorsitzende der Stadtwerke Osnabrück Katharina Pötter mit Interimsmanager Stefan Grützmacher und Franz-Josef Schriewer, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender und Betriebsrat der Stadtwerke Osnabrück / Foto: Schulte
Am ersten Arbeitstag wurde Stefan Grützmacher (links) zunächst der Belegschaft vorgestellt. / Foto: Schulte

Keine langfristige Zukunft bei den Stadtwerken

Die Oberbürgermeisterin und Grützmacher werden eng zusammenarbeiten. Wöchentlich wolle man sich besprechen und ein zusätzlicher „Zukunftssicherungsausschuss“ – ein Unterausschuss des Aufsichtsrats – solle den neuen Interimsmanager begleiten. „Damit sind wir schnell handlungsfähig und können auch ad hoc Entscheidungen treffen“, so Grützmacher. Der externe Fachmann wird solange bei den Stadtwerken bleiben, bis man das Schiff wieder auf Kurs gebracht habe. Eine langfristige Perspektive bei der Stadt lehnt er entschieden ab: „Ich habe einfach ein anderes Lebensmodell.“ Auch Pötter macht deutlich, dass es sich um eine kurzfristige Lösung handle. Bis zum Ende des Jahres wird Grützmacher auf jeden Fall an der Spitze stehen. Im März 2023 wird dann Stadtwerke-Vorstand Dr. Stephan Rolfes in den Ruhestand gehen. Die Stadtwerke haben damit dann die Möglichkeit, sich vollständig neu aufstellen zu können.

Wer trägt Verantwortung für die schlechte Jahresbilanz?

16,9 Millionen Euro Minus – persönlich verantwortlich möchte man dafür niemanden machen. „Jetzt ist der Aufsichtsrat auf jeden Fall sehr wach“, so Pötter. Die Oberbürgermeisterin schließt nicht aus, sich künftig auch fachliches Know-How in den Aufsichtsrat zu holen.

Ohne in diesem Punkt konkret zu werden erklärte die Oberbürgermeisterin, dass sie eine Regressnahme der oder des Verantwortlichen für die Schieflage des Unternehmens grundsätzlich nicht ausschließen will.


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Jasmin Schulte
Jasmin Schulte
Jasmin Schulte begann im März 2018 als Redakteurin für die Hasepost. Nach ihrem Studium der Germanistik und der Politikwissenschaft an der Universität Vechta absolvierte sie ein Volontariat bei der Hochschule Osnabrück. Weitere Stationen führten sie zu Tätigkeiten bei einer lokalen Werbeagentur und einem anderen Osnabrücker Verlag. Seit März 2022 ist Jasmin Schulte zurück bei der HASEPOST und leitet nun unsere Redaktion. Privat ist Jasmin Schulte als Übungsleiterin tätig, bloggt über Literatur und arbeitet an ihrem ersten eigenen Roman.

  

   

 

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