Erwartete Kostensteigerungen um mehr als zwei Millionen für die Umgestaltung des Osnabrücker Neumarkts werden von einem externen Beratungsunternehmen als „planmäßig“ eingestuft. Weil aber auch die Meilensteine, bis hin zur Fertigstellung – noch bevor der erste Bagger angerollt ist –, bereits nach hinten verschoben werden, gibt es immerhin schon 2x den Status „bedenklich“ in dem unserer Redaktion vorliegenden „Projektsachstandsbericht Nr. 01“.
Einmal alle halbe Jahre lassen sich die Kommunalpolitiker zukünftig über den Planungs- und Sachstand der Neumarkt-Umgestaltung informieren. Die aktuell vorliegende erste Einschätzung des beauftragten externen Planungsbüros zeigt schon jetzt mehrfach den Status „bedenklich“ und einige Meilensteine wurden bereits nach hinten verschoben – noch vor Baubeginn.
Angeblich nichts „kritisch“ – allerdings explodieren die Kosten und der Zeitplan ist bereits Makulatur
„Kritisch“ ist nach Ansicht des externen Planungsbüros BPR noch kein Status, das dürfte für alle Optimisten der im Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt (StUA) vertretenen Parteien die gute Nachricht sein. Noch besser, für die Bereiche „Zwischenziele“, „Budget/Kosten“ steht der Status sogar auf „grün“, womit der Status „planmäßig“ gemeint ist.
Bei genauerer Betrachtung des Sachstandsberichts, der so fröhlich ein „planmäßig“ auch beim Budget und bei den Kosten anzeigt, fällt allerdings ein Satz ins Auge, der so gar nicht mit dem positiven Status in Übereinstimmung zu bringen ist: „Zusammen mit den noch zu ziehenden optionalen Leistungen sind weitere Mittelbedarfe i.H.v. rund 2,1 Mio. € zu erwarten.“ Das ist sicher eine interessante Definition von „planmäßig“, zumindest aus Sicht des Steuerzahlers.
Da dieser Sachstand den Mitgliedern des StuA nur „zur Kenntnisnahme“ geschickt wurde, dürfte es bei der Sitzung am Donnerstag spannend werden, ob nicht vielleicht doch jemand nachhakt, wie denn ein explodierender Kostenrahmen als „planmäßig bewertet werden kann?
Fertigstellung des Neumarkts dann wohl doch erst 2027?
„Bedenklich“, und das muss auch das mit dem Reporting beauftragte externe Ingenieurbüro eingestehen, ist auch die Zeitplanung. der ursprüngliche Baubeginns des Tiefbaus im zweiten Quartal 2024 „wird aus heutiger Sicht als nicht mehr erreichbar angesehen.“
Das schlägt natürlich auch nach hinten durch, auf der beigefügten Meilensteinplanung rückt die Fertigstellung so auch von der Jahresmitte an das Ende des Jahres 2026, weshalb auch der Projektfortschritt mit der Farbe „gelb“ als „bedenklich“ bezeichnet wird.
Ursprünglicher Ferstigstellungstermin für den Neumarkt war 2021
Zur Erinnerung, Unter Ex-Oberbürgermeister Wolfgang Griesert sollte der Baubeginn für den Neumarkt-Umbau bereits 2019 starten, die Fertigstellung war für 2021 geplant. Nur wenige Tage vor Baubeginn wurde der Umbau gestoppt, weil man das Vertrauen in den Baustoff Beton für die Oberflächengestaltung verloren hatte. Es kam zu einem mehrjährigen Schlichtungsverfahren, bei dem die Stadtverwaltung und die ursprünglich mit der Betonierung des Neumarkts beauftragte “ARGE Neumarkt” darum stritten, wie die Oberfläche des Problemplatzes neu gestaltet werden soll und darum kämpften, ihren lukrativen Auftrag zu behalten. Schließlich soll nun – trotz aller Bedenken – doch wieder der Klimakiller Beton als Baustoff für den Oberflächenbelag auf dem Neumarkt verwendet werden.
Kommentar des Redakteurs
Ein Bauprojekt bei dem bereits vor dem ersten Spatenstich so massiv alles aus dem Ruder läuft, dass bereits jetzt absehbar ist, dass weder Kostenplanung noch Zeitplan zu halten sind. Ja warum sind denn nicht alle Status-Anzeigen auf „rot“?
Die Feierabendpolitiker im zuständigen Ausschuss haben am Donnerstag die Chance im Sinne von Bürgern und Steuerzahlern zu agieren und deutlich festzustellen, dass es so nicht geht. Machen sie es nicht, haben sie in meinen Augen jede Legitimation verloren.
Der Neumarkt ist das Herz unserer Stadt, er hat besseres verdient als Schlendrian und den mangelnden Respekt vor Kosten- und Zeitplänen.