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Statt eines Spielberichts: Die Herkulesaufgabe des VfL Osnabrück

Ist der VfL Osnabrück noch zu retten? Ja, der Abstieg ist vermeidbar, wenn Markus Feldhoff es in der verbleibenden Zeit schafft, alles zu mobilisieren, was in der Hinrunde passte! Das käme einem Wunder gleich, denn in den elf Spielen, die dem Sieg in Kiel folgten, hat der VfL Osnabrück von 33 möglichen Punkten nur einen einzigen erreicht.

„Statt eines Spielberichts“ von Hermann Schmidt

Und wenn das nicht gelingt: Auch in der 3. Liga wird Fußball gespielt. Die Fans werden Lila-Weiß nicht im Stich lassen. Selbst in den sozialen Netzwerken überwiegt bei weitem die Zahl derjenigen, die treu und fest zum Klub ihres Herzens stehen.

Konkurrenten wurden stärker, VfL Osnabrück nicht

Die Ursachenforschung für die schier endlose Serie ohne Sieg des VfL Osnabrück lässt sich im Wesentlichen auf eine Fehleinschätzung der sportlich Verantwortlichen begrenzen: Die Konkurrenten in der Liga verstärkten sich in der Winterpause, der VfL nicht. Das ist oft genug gesagt und geschrieben worden. Und dieses Versäumnis lässt sich im Nachhinein nicht korrigieren. Wohl im Wissen um die mangelnde Offensivstärke hat der abberufene Trainer Marco Grote allzu lange daraufgesetzt, die hinteren Reihen zu schließen. Aber Fußballspiele werden am und im gegnerischen Strafraum gewonnen, und wenn dort Dauerflaute herrscht, wird man nach unten durchgereicht. Markus Feldhoff hat kein anderes Personal zur Verfügung als sein Vorgänger. Deshalb ist er um seinen Job nicht zu beneiden.

Jeder muss über sich hinauswachsen

Der Ausgang des Freundschaftsspiels gegen den mittelmäßigen Drittligisten Viktoria Köln ist ernüchternd, obgleich derartige Begegnungen gern den Charakter der Belanglosigkeit verliehen bekommen, wenn sie nicht gewonnen werden. Nun, nach dem 3:3, geht die Rede von „Erkenntnisgewinn“. Lapidar formuliert kann die Erkenntnis nur darin liegen, dass jeder VfL-Akteur, der in den verbleibenden Spielen auf dem Platz steht, über sich selbst hinauswachsen muss, um Lila-Weiß den Klassenerhalt zu sichern.

VfL weiterhin auf Relegationsplatz

In den für den VfL noch ausstehenden neun Punktspielen werden 27 Punkte vergeben. Das Team von Markus Feldhoff hat 23 Punkte auf dem Konto und liegt damit aktuell auf dem Relegationsplatz, gefolgt vom SV Sandhausen mit 22 Punkten, der nur noch 8 Spiele zur Verfügung hat, um zu punkten. Eintracht Braunschweig, einen Rang vor dem VfL stehend, weist 26 Punkte auf, und hat, wie Sandhausen, ein Spiel weniger auf dem Restprogramm als der VfL Osnabrück.
Im nächsten Spiel tritt der VfL beim wiedererstarkten Karlsruher SC an. Unter Aufbietung aller Kräfte könnte am Wildpark ein Punkt drin sein; ein Sieg wäre eine Überraschung. Danach folgt eine Woche später das Heimspiel gegen Eintracht Braunschweig. Es ist ein Schlüsselspiel für den VfL, und deshalb muss es mit allen Mitteln gewonnen werden.

Im Bereich der Kaffeesatzleserei

Drei Tage später ist an der Bremer Brücke das Nachholspiel der Lila-Weißen gegen Jahn Regensburg angesetzt, vier Tage danach empfängt der VfL Osnabrück Fortuna Düsseldorf. Wenn in diesen vier Spielen sieben Punkte geholt werden, dann wäre das bei 30 Punkten und noch fünf ausstehenden Spielen eine gute Voraussetzung, um der Relegation oder gar dem Abstieg zu entgehen. Der Ausgang der ausstehenden Spiele des SV Sandhausen, der Braunschweiger Eintracht und der Würzburger Kickers ist in dieser Sichtweise nicht berücksichtigt, und allein deshalb bewegt man sich somit im Bereich der Kaffeesatzleserei.

Eher „hoffen auf ein Wunder“

Die dann folgenden Spiele gegen Paderborn (auswärts) und Holstein Kiel (Heimspiel) fallen in die Kategorie „hoffen auf ein Wunder“. Beim lila-weißen Gastspiel am 8. Mai gegen die Würzburger Kickers muss die Scharte aus dem Hinspiel ausgewetzt werden, dann kommt der HSV und wird besiegt (Scherz), und in Aue sollte ein Unentschieden machbar sein. Aus diesen fünf letzten Spielen muss der VfL mindestens sieben Punkte holen, besser wären zehn!

Neun Spiele gegen den Abstieg

Im Fußball kommt oft vieles anders, als man denkt. Was den Fans des VfL bleibt, sind Glaube, Liebe, Hoffnung. Ob und wie der Abstieg vermieden werden kann, das liegt allein in der Hand von Trainer Markus Feldhoff und in den Füßen und Köpfen seiner Spieler. Die Herkulesaufgabe des VfL Osnabrück besteht aus neun noch zu absolvierenden Spielen gegen den Abstieg. Gelingt die Rettung, dann müsste denjenigen, die sie bewerkstelligen das lila-weiße Verdienstkreuz verliehen werden.

VfL Stadion an der Bremer Brücke, Foto vom 2. August 2019.


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Hermann Schmidt
Hermann Schmidt
Hermann Schmidt beobachtet den Fußball an der Hase von der Elbe aus. In Hamburg war der gebürtige Hesse lange Zeit als Verlagsmanager tätig. Zwanzig Jahre lang hat er selbst gespielt, in der Jugend als Stürmer und danach als Vorstopper in seiner Heimat und beim BFC Südring (Berlin). Schmidt ist Autor zahlreicher Fußballbücher und Biografien. Die Buchveröffentlichungen „Legenden des FC St. Pauli“ und „Männer trinken kein Fanta“ sind im Jahr 2020 erschienen. Zu seinen Lieblingsclubs gehören neben dem VfL auch Holstein Kiel, der FC St. Pauli und der 1.FC Köln.

  

   

 

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