Eine Studie des Ifo-Instituts weist darauf hin, dass ein Anstieg der Armutsgefährdung in einer Region mit einem Zuwachs an Stimmen für Rechtsextreme korreliert. Die Studie schlussfolgert auch, dass solche Effekte in Ostdeutschland stärker ausgeprägt sind und Interesse an rechtsextremen Parteien unabhängig von Einkommensgruppen existiert.
Armutsgefährdung und Rechtsextremismus
Die am Mittwoch veröffentlichten Berechnungen des Ifo-Instituts legen dar, dass ein eintägiger Anstieg der Armutsgefährdung von einem Prozentpunkt zu einem Anstieg der Stimmenzahl für rechtsextreme Parteien um 0,5 Prozentpunkte bei Bundestagswahlen führt. Florian Dorn, ein Forscher am Ifo-Institut, kommentierte, dass dies „statistisch und politisch bedeutsam“ sei, da die Anzahl der ärmeren Haushalte zwischen 1998 und 2017 um 1,9 Prozentpunkte gestiegen ist.
Weitere Zusammenhänge
Neben dem Anstieg der Armutsfälle ist auch die sogenannte Armutslücke, die den durchschnittlichen Abstand der Haushaltseinkommen zur Armutsgrenze misst, ein wichtiger Indikator. Die Studie zeigt, dass ein Anstieg der Armutslücke um einen Prozentpunkt zu einem Anstieg der Stimmenanteile für rechtsextreme Parteien um 1,2 Prozentpunkte führt. Florian Neumeier, ein weiterer Forscher am Ifo-Institut, merkte an, dass „örtlich ein Nährboden für demokratiefeindliche und nationalistische Strömungen entstehen kann, je mehr Haushalte einer Region nicht mehr mit der nationalen Einkommensentwicklung Schritt halten und abgehängt werden.“
Regionale Unterschiede und Lösungsansätze
Die Effekte sind in Ostdeutschland deutlicher als im Westen, wobei es keine nennenswerten Unterschiede zwischen Stadt und Land gibt. Alle Einkommensgruppen verzeichnen mehr Stimmen für rechtsextreme Parteien, am stärksten in den unteren 40 Prozent. David Gstrein, ebenfalls Ifo-Forscher, bemerkte, dass die AfD in strukturschwachen Regionen Deutschlands stärker hinzugewinnen konnte, aber die Einkommensstruktur ihrer Wähler sich nicht sehr von denen anderer etablierter Parteien unterscheidet. Zur Bekämpfung des Populismus stellt Dorn fest, dass es wichtig ist, die wirtschaftlichen Probleme zu lösen und effektive Struktur- und Wirtschaftspolitik für strukturschwache Regionen umzusetzen. Er betont die Wichtigkeit von „glaubhaften Chancen und Zukunftsaussichten“ für Menschen, die von strukturellem und digitalem Wandel betroffen sind, und sieht in der Ausgestaltung des Sozialsystems und des Bildungs- und Ausbildungssystems entscheidende Faktoren, um das Vertrauen in die Demokratie zu stärken.
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