Überraschend kündigten die Stadtwerke Osnabrück an diesem Montag (25. April) den vorzeitigen Abgang ihres Chefs Christoph Hüls an. Über die Hintergründe schweigt sich das städtische Unternehmen ebenso wie die Oberbürgermeisterin aus. Ein für begrenzte Zeit einzustellender Problemlöser soll nun das städtische Unternehmen auf Chancen und Risiken überprüfen.
Der Buschfunk in der Welt der kommunalen Unternehmen scheint zu funktionieren. Franz-Josef Schriewer, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender und Betriebsrat der Stadtwerke Osnabrück, berichtete bei einer eilig am Montagnachmittag einberufenen Pressekonferenz im Osnabrücker Rathaus von ersten Bewerbern für die Nachfolge des überraschend ausscheidenden Vorstandsvorsitzenden Christoph Hüls (HASEPOST berichtete).
Gesucht wird jetzt ein “Interimsmanager”, der innerhalb von sechs bis 24 Monaten “Impulse für einen Neustart” der Stadtwerke geben soll. So jedenfalls stellt sich Oberbürgermeisterin Katharina Pötter, die auch den Vorsitz im Aufsichtsrat des kommunalen Unternehmens hat, die nächsten Schritte vor.
Zweistelliges Millionen-Loch in der Stadtwerke-Kasse
Christoph Hüls (57), der 2017 in die Chefetage der Stadtwerke einzog, wird Ende Juni das Unternehmen verlassen und das vor dem Hintergrund eines außerordentlich schlechten Jahresergebnisses 2021; kolportiert werden mindestens 15 Millionen Euro, die in der Kasse fehlen sollen.
Für die Stadt Osnabrück als alleinige Gesellschafterin bedeutet dies nicht einfach nur, dass es einem städtischen Unternehmen und einem der größten Arbeitgeber der Stadt schlecht geht. Statt wie in der Vergangenheit die chronisch klamme Stadtkasse mit satten Gewinnen auszugleichen, kommen nun auf die Stadt zusätzliche Kosten zu.
Warum aber ausgerechnet in Krisenzeiten der Kapitän von Bord geht, darüber kann bislang nur spekuliert werden. Durch Corona brachen die Fahrgastzahlen des ohnehin defizitären ÖPNV massiv ein, auf die städtischen Bäder kommt wohl eine Kostenexplosion zu und vor allem die Energiepreise werden für die Stadtwerke-Kunden massiv steigen. Insbesondere beim Einkauf von Strom und Gas sowie beim Sichern kürzlich noch deutlich niedrigerer Einkaufspreise sollen die Stadtwerke unter Christoph Hüls wohl Fehler gemacht haben, die nun massiv zu Buche schlagen.
Nach Aufsichtsrat-Klausur folgte die Kündigung
Oberbürgermeisterin Katharina Pötter verweist darauf, dass der baldige Ex-Manager dem Aufsichtsrat selbst seinen Rücktritt angeboten habe – wohl irgendwann im Verlauf des Wochenendes.
Just an diesem Wochenende hatte sich der Aufsichtsrat in Klausur begeben, um die aktuelle Situation der Stadtwerke aufzuarbeiten. Was da zu Tage gefördert wurde, dass zum vorzeitigen Vertragsende von Christoph Hüls geführt hat, darüber schweigen sich die Beteiligten noch aus – ebenso über die Modalitäten der Vertragsauflösung.
Bekommt Hüls einen goldenen Fallschirm?
Auf die konkrete Frage nach eine Übergangs- oder Abfindungszahlung für Hüls antwortete Katharina Pötter erst mit einer langen Pause und dann nur knapp, dass darüber Stillschweigen vereinbart worden sei.
Billig wird das vorzeitige Vertragsende sicher nicht. Erst im vergangenen Jahr war der Vertrag mit Christoph Hüls um fünf Jahre verlängert worden, obwohl, so Insider aus der Stadtwerke-Hauptverwaltung, der Führungsstil von Hüls nicht unumstritten war und auch zu Diskussionen im Aufsichtsrat geführt haben soll.
Pötter: Bürger werden die Folgen zu spüren bekommen
Oberbürgermeisterin Katharina Pötter kündigte zum Abschluss des Pressetermins an, dass die Schieflage des Stadtwerke-Konzerns zu Veränderungen führen werde, die auch die Bürgerinnen und Bürger zu spüren bekommen werden.
“Es kommt alles auf den Prüfstand”, so Pötter. Es sei die vordringliche Aufgabe des Interimsmanagers Klarheit zu schaffen, wie es mit den Stadtwerken weitergehe. Eine Schließung der Bäder (Nettebad, Moskau und Schinkelbad) sei aber nicht zu befürchten, diese würden zur Daseinsvorsorge der Stadtwerke gehören. Gerade der Bäderbereich, genau wie die gelungene Elektrifizierung des ÖPNV, seien Beispiele für ein erfolgreiches Arbeiten der Stadtwerke.
Zukunft des Pyrolysewerks ist offen
Zur Zukunft des geplanten Pyrolysewerks im Osnabrücker Hafen (Kosten mindestens 30 Millionen Euro) wollte sich Pötter auf Nachfrage unserer Redaktion nicht konkret äußern; dieses Projekt berge “Chancen und Risiken”, die nun ebenfalls bewertet werden müssten.