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Stadtwerke Osnabrück: Was machen eigentlich die neuen Manager?

Seit Mitte April ist das neue Führungsduo der Stadtwerke komplett. Es wurde ein Bild mit der Oberbürgermeisterin veröffentlicht, begleitet von Informationen über die Hintergründe der Manager – das war’s dann aber auch.

Ein Kommentar von Heiko Pohlmann

Natürlich kann niemand alles wissen, und eine Einarbeitung ist erforderlich. Und offiziell traten Dirk Eichholz , als neuer Finanzvorstand, und Daniel Waschow, als neuer Vorstandsvorsitzender, ihren Job erst am 15. August an. Das sind jetzt 86 Tage im Chefsessel – aber in Krisenzeiten muss es auch mal schneller gehen als die 100 Tage, die man Menschen üblicherweise zubilligt, die neu im Job sind. Und nach Angaben von Stefan Grützmacher, der die Stadtwerke rund ein Jahr durch die Krise geführt hat, wurden die beiden neuen Chefs von ihm bereits den Sommer über laufend informiert und auf den Job-Antritt vorbereitet.

Nun sind Eichholz und Waschow da, aber man sieht sie nicht!

Ohne Vorbereitung und Erläuterung für die Öffentlichkeit sickerte vor einer Sitzung des StUA-Ausschusses im September durch, mit welcher irren Streichliste die Stadtwerke den Busverkehr zusammenkürzen wollen. Die HASEPOST berichtete darüber übrigens zuerst. Eichholz und Waschow waren da bereits im Amt: und schwiegen!

Tausende Stadtwerke-Kunden warten seit Monaten auf ihre Strom- und Gasrechnungen. Unsicherheit macht sich in den Familien breit, mit welcher Summe wohl die klamme Haushaltskasse belastet werden wird. Antworten gibt es nicht von den zuständigen Managern, sondern nur eine knapp gefasste FAQ-Seite auf der Homepage der Stadtwerke.

Das Prestigeobjekt der beiden Vorstands-Vorgänger wird versilbert, die Elektro-Kartbahn Nettedrom wird verpachtet. Ein Vorgang, der wohl nicht hätte öffentlich werden sollen, bis schließlich die HASEPOST auch darüber exklusiv berichtete. Keine Stellungnahme des neuen Stadtwerke-Vorstands. Auch nicht, als bekannt wird, dass mit Wolfgang Hermle, dem städtischen Bäderchef, eine zentrale Führungskraft von Bord geht und zurück nach Schwaben zieht. Schweigen!

Die Stadtwerketochter OPG und die Verwaltung haben Schwierigkeiten, sich gegen die Gruppe aus Grünen, SPD und Volt durchzusetzen, die – und hier wähle ich bewusst kritische Worte – mit einer fast sektiererischen Haltung im Ökowahn gegen die Interessen der Stadt agiert. Statt einer moderaten Preiserhöhung für die Parkhäuser, wird nun ab kommendem Jahr ein bewusst abschreckender Preis verlangt. Message: Kommt bloß nicht nach Osnabrück – es sei denn, mit dem Fahrrad.

Man hätte ja mal als Stadtwerkevorstand Position beziehen können, dass die nach dem Ratsbeschluss von vergangenem Dienstag zu erwartenden Mehreinnahmen zwar willkommen sind, aber weder für den Betrieb der OPG benötigt werden noch zielführend sind für ein gesundes Miteinander in der Stadt. Schließlich brauchen auch die Stadtwerke eine gesunde Innenstadt. Man ahnt es: Schweigen! Allerdings: Sich so direkt gegen Teile seines Aufsichtsrats zu stellen, da gehört schon Chuzpe zu.

Doch seien wir ehrlich: Trotz des nicht benötigten Geldes für den Betrieb der Parkhäuser wird nun massiv an der Preisschraube gedreht. Wäre ich für ‚den Laden‘ verantwortlich, könnte ich bei einer solchen Entscheidung nicht stillhalten, selbst wenn die OPG ’nur‘ eine Tochtergesellschaft und das Geld im Konzern knapp ist.

Und dann verplappert sich auch noch die SPD-Fraktionsvorsitzende bei der Ratssitzung am Dienstag und kündigt an, dass die Stadtwerke zusätzlich und mal wieder die Preise für die Bustickets anheben werden (auch hier: zuerst im Detail gelesen bei der HASEPOST). Es folgt nicht etwa eine Einordnung der Maßnahme durch die beiden Führungskräfte, sondern lediglich eine knapp und formell gehaltene Verlautbarung an die Presse als Bestätigung der Indiskretion.

Ist das jetzt Management nach dem Modell „Vogel Strauß“?

Tja, so kann man seine ersten 100 Tage am neuen Wirkungsort natürlich auch gestalten. Ich bin kein Führungskräfte-Coach und kann nicht beurteilen, ob das jetzt „modernes Management“ ist, vielleicht nach dem Modell „Vogel Strauß“?

Ich zahle auch nur meine Energie- und Wasserrechnungen, parke gelegentlich bei der OPG, lade dort im Parkhaus mein Elektroauto und genieße gerne die Sauna im Nettebad.
Die Mitarbeiter im Verlag der Hasepost fahren viel mit den Carsharing-Autos der Stadtwerketochter „Stadtteilauto“, und deswegen brauchen wir kein extra Redaktionsauto – das ist toll! Und tatsächlich fahre auch ich gerne mit dem Bus, am liebsten mit einem der Metrobusse. Ich bin allerdings inzwischen sehr skeptisch, ob ich das „Risiko Busfahrplan“ wagen soll, wenn ich irgendwo pünktlich ankommen möchte.

Osnabrück braucht gute und gesunde Stadtwerke!

Eigentlich wäre das jetzt genau die Zeit, sich mal in die erste Reihe zu stellen. Zeit, den Kunden der Stadtwerke, die als Osnabrücker Bürgerinnen und Bürger auch alle Miteigentümer der Stadtwerke sind, gegenüberzutreten und zu sagen, „wie wir das gemeinsam schaffen!“

Möglichkeiten gäbe es reichlich: Am Rande einer Ratssitzung, im Rahmen einer Bürgerversammlung in den Ortsteilen oder über die Presse. Vielleicht könnte man ja eine Fragestunde in der Stadthalle, pardon, OsnabrückHalle organisieren? Das wird vielleicht nicht einfach und leicht, aber Kommunikation ist wichtig, vor allem, wenn es gerade nicht so rund läuft.

Denn eines ist klar: Ohne die Stadtwerke geht es nicht. Wir in Osnabrück haben alle zusammen ein großes Interesse daran, dass die Stadtwerke wieder auf die Beine kommen. Der neue Vorstand sollte „das Gesicht“ dieses Wandels „zurück zu alter Stärke“ sein.

Bitte, liebe neue Stadtwerke-Chefs: Nicht den Kopf in den Sand stecken, auch wenn es hinter den Kulissen jetzt sicher viel zu tun gibt. Wir Osnabrückerinnen und Osnabrücker wollen die Menschen kennenlernen, die dafür sorgen, dass all die unangenehmen Maßnahmen der letzten Wochen zum Wiedererstarken „unserer Stadtwerke“ beitragen.

Das haben übrigens auch die tollen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im „Team Stadtwerke“ verdient!


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„Denken ist schwer, darum urteilen die meisten.“ (C. G. Jung)
Bitte denken Sie mehr. Ihr Heiko Pohlmann


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Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann gründete die HASEPOST 2014, basierend auf dem unter dem Titel "I-love-OS" seit 2011 erschienenen Tumbler-Blog. Die Ursprungsidee reicht auf das bereits 1996 gestartete Projekt "Loewenpudel.de" zurück. Direkte Durchwahl per Telefon: 0541/385984-11

  

   

 

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