Es klingt komisch und unsere Redaktion glaubte auch erst an einen Scherz oder ein Missverständnis, als uns ein Leser fragte, ob wir denn wissen würden, dass die zum Jahresende bestellten hochmodernen Elektrobusse der Stadtwerke auch einen Dieseltank an Bord hätten?
Hybridbusse, das hatten die Verantwortlichen in mehreren Pressegesprächen immer betont, kamen bei der Beschaffung nicht in Frage, warum also sollte ein Elektrobus einen Dieseltank an Bord haben?
Die Ende Dezember 2017 bei der Firma VDL Bus & Coach bestellten Elektrobusse sollen ab Ende des Jahres auf der Linie 41 zwischen Haste und Voxtrup verkehren. Weitere Bestellungen von Elektrobussen werden derzeit vorbereitet.
Der niederländische Hersteller schreibt auf seiner Website, dass die hauseigenen Elektrobusse „auf Wunsch“ auch ohne mit Diesel betriebene Heizungsanlage geliefert werden können. Umkehrschluss: Eine entsprechende fossile Heizungsanlage gehört offensichtlich zum üblichen Lieferumfang.
Stadtwerke bestätigen: E-Busse mit Dieseltank
Eine Nachfrage unserer Redaktion bei den Stadtwerken Osnabrück ergab ein wenig mehr Klarheit: „Wir haben die Fahrzeuge mit Zusatzheizung bestellt“, so Stadtwerke-Sprecher Marco Hörmeyer, „mit dem einfachen Grund, somit auch an kalten Tagen die Reichweite zu erreichen, um die Linie befahren zu können.“
Tatsächlich, das recherchierte die Tageszeitung „Die Welt“ im Dezember: „Damit es die Fahrgäste […] angenehm warm haben, sind die meisten Elektrobusse mit zusätzlichen Dieselmotoren als Heizung ausgestattet.“ Hintergrund ist die hervorragende Effizienz der eingesetzten Elektromotoren, die keine ausreichende Abwärme produzieren, die für die Heizung des Fahrgastraums genutzt werden könnte.
Einfach den Strom aus den Batterien für die Heizung abzuzweigen geht auch nicht, denn dann würde die Reichweite des Elektrogefährts rapide sinken.
Elektroheizung ist im Winter keine Option
Der türkische Hersteller der in Bonn eingesetzten Elektrobusse erklärte den Kollegen der Welt, dass die E-Busse der Marke „Sileo“ bei Außentemperaturen von minus fünf Grad eine um 75 Kilometer verringerte Reichweite hätten – von ursprünglich 200 Kilometern Reichweite blieben dann nur noch 125 Kilometer übrig und der Bus auch tagsüber zum Nachladen abgestellt werden.
Die Stadtwerke Osnabrück betonen, dass es sich bei ihren Bussen auch nur um eine Zusatzheizung handelt. Das bedeutet konkret: Das System ist nur als Zusatz gedacht; das primäre System läuft über eine Wärmepumpe, die auch die Abwärme der Akkus zum Heizen nutzt.
Stadtwerke schalten Zusatzheizung in der Innenstadt ab
Damit die Schadstoffbelastung der Innenstadt auch an kalten Wintertagen gering bleibt, haben sich die Stadtwerker zusammen mit dem Hersteller ein cleveres Konzept ausgedacht, dazu Marco Hörmeyer: „Die Zusatzheizung wird über das so genannte „geofencing“ so gesteuert, dass die Zusatzheizung in sensiblen Bereichen z.B. der Innenstadt nicht läuft. Hier wird dann entsprechend vorgeheizt. Außerdem besteht die Möglichkeit, die Zusatzheizung mit „Biofuel“ zu betreiben. Hier prüfen wir allerdings noch, unter welchen konkreten Rahmenbedingungen der Einsatz von „Biofuel“ möglich ist.“
Wie hoch genau an Wintertagen die Schadstoffbelastung durch die Zusatzheizung sein wird, können die Stadtwerke noch nicht sagen, genaue Emissionswerte liegen noch nicht vor, die Heizung verbraucht maximal vier Liter des fossilen Brennstoffs pro Betriebsstunde.