„Ordentlich an den Bedarf der Stadt angepasste Bebauungspläne hätten die aktuelle Situation verhindern können“, so ein Insider gegenüber unserer Redaktion, als Reaktion auf die von der HASEPOST aufgedeckten Hotelbauplan in der Johannisstraße.

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Bereits wenige Stunden nachdem unsere Redaktion am Montag die Hotelpläne auf dem Gelände des noch dort bestehenden Textilkaufhauses SinnLeffers öffentlich machte, zog auch die Tageszeitung NOZ nach und wiederholte die von uns aufgedeckten Pläne des neuen Eigentümers.
Schnell waren auch mahnende Stimmen aus der Branche gefunden, die vor einem derartigen „Hotel-Boom“ warnten. Wie unsere Redaktion herausgefunden hat, wird es womöglich noch ein weiteres Hotelprojekt geben – gefördert von der Stadtverwaltung.

HASEPOST hatte bereits im Februar exklusiv darüber berichtet, dass der Hamburger Immobilienkaufmann Dr. Theodor Bergmann auf der ursprünglich als Kaufhausstandort geplanten Fläche „Baulos 2“ (vor H&M) seine Pläne zugunsten einer Hotelnutzung geändert hatte. Dieses Projekt wird parallel zu dem bereits vorher bekannten Hotel-Neubau anstelle des Sportarena-Gebäudes entstehen.

Lokale Hotelbetreiber fühlen sich alleingelassen

Die inzwischen zwei Bergmann-Hotels, das Hotel in der Johannisstraße und das neben dem Alando-Palais bereits im Rohbau fertiggestellte Holiday Inn werden massive Unruhe in die Osnabrücker Hotellandschaft bringen, darin sind sich alle Vertreter des Osnabrücker Hotelgewerbes, mit denen wir inzwischen sprechen konnten, einig. Allerdings mochte keiner der Hoteliers öffentlich Stellung beziehen, da man sich hier unter Druck von Verwaltung und Politik sieht, die keine Rücksicht auf die zumeist mittelständischen Unternehmer nehmen. Wir fühlen uns „unverstanden und alleingelassen“, so der Tenor der Gespräche.

Bauverwaltung sucht Investor für weiteres Hotelprojekt

Einer der Vertreter des Osnabrücker Hotelbetreiber machte uns darauf aufmerksam, dass im Verantwortungsbereich von Stadtbaurat Frank Otte bereits Pläne für das nächste große Hotelprojekt auf einen Investor warten.
Erneut in direkter Innenstadtnähe, an der Kreuzung „Berliner Platz“, soll die „Kleistpassage“ entstehen. Ein aus mehreren Einzelgebäuden gebildeter Komplex, der von einem sechsgeschossigen Hotelneubau dominiert wird.

Kleistpassage Osnabrück
Ralf Kreye und Marina Heuermann von der WFO sowie Stadtbaurat Frank Otte mit Plänen für das Hotel am Berliner Platz (rote eingekreist) im Herbst 2017. Foto: Stadt Osnabrück, Sven Jürgensen.

Im vergangenen Herbst präsentierte der Stadtbaurat, zusammen mit Vertretern der Wirtschaftsförderung, die Pläne für die Umgestaltung des Berliner Platzes. In einer auf dem Server der Stadtverwaltung archivierten Pressemitteilung wird die mögliche Ansiedelung eines weiteren Hotels ausdrücklich hervorgehoben.

UWG will Änderung der Bebauungspläne

Während die bereits in nicht-öffentlichen Sitzungen schon seit Wochen über die Hotelpläne informierten großen Parteien sich alle mit Pressemitteilungen zurückhalten, meldete sich am Mittwoch die mit nur einem Vertreter vertretene UWG mit einer Pressemitteilung bei uns. „Im Sinne der Stadtentwicklung, würden wir uns eine andere Nutzung der innerstädtischen Flächen wünschen, zumal sich eine Übersättigung an Hotels rund um den Neumarkt auch negativ auswirken könnte“ so UWG-Ratsmitglied Wulf-Siegmar Mierke. „Wo bleibt der innenstadtnahe Wohnungsbau für Familien, Singles, Studenten und Senioren.“ fragt Mierke. „Auch wenn es sich nicht um eine städtische Fläche handelt, sollten wir uns im Stadtentwicklungsausschuss dringend überlegen, gegebenenfalls über eine Änderung des Bebauungsplanes Einfluss auf die Entwicklung an der Johannisstraße zu nehmen“ rät Mierke.

Aktuelle Bebauungspläne sind fix

Soweit unserer Redaktion bekannt, können sich die Investoren auf die aktuell gültigen Bebauungspläne am Neumarkt und an der Johannisstraße berufen – obwohl es von Seiten der Lokalpolitik anders geplant war, wurden Hotelneubauten in den betreffenden Bebauungsplänen nie ausgeschlossen.

Derweil wird für den Berliner Platz auf dem Webserver der Stadt weiterhin mit einem Konzept geworben, der einen weiteren Hotelnaubau vorsieht.