Da wird noch viel Arbeit auf Stadtrat und Verwaltung zukommen, da waren sich die Vertreter aller im Stadtrat vertretenen Parteien einig, bevor es in der Ratssitzung am Dienstagabend (27. Januar 2023) zu einer für Osnabrücker Verhältnisse geradezu historischen Abstimmung kam.
“Ein Neustart für den Neumarkt” soll es werden. Als solchen bezeichnete Oberbürgermeisterin Katharina Pötter das in den vergangenen Wochen hinter den Kulissen hart verhandelte Ergebnis, das über alle Parteigrenzen hinweg einen mehr als zwei Jahrzehnte schwelenden Streit beenden soll.
Gespräche mit dem Citymarketing brachten die Politik auf neuen Neumarkt-Kurs
Maßgeblich für die an diesem Juni-Dienstag getroffene Vereinbarung zur Zukunft des Neumarkts waren, neben Gesprächen zwischen den Fraktionen, vor allem auch gemeinsame Treffen mit der Kaufmannschaft der Innenstadt. Diese Gespräche fanden unter Führung des als Verein organisierten Osnabrücker Citymarketing (OCM) statt, dem auch der Verlag der Hasepost als Mitglied angehört.
Wie sehr wird der Neumarkt auch von Bussen befreit werden?
Wie genau der Neumarkt in den kommenden Jahren aussehen wird, dazu gibt es noch einige Fragezeichen. Wird der Bereich vor dem Landgericht künftig tatsächlich sowohl vom Auto- wie vom Busverkehr befreit sein, wie es vor allem Vertreter der CDU in ihren Redebeiträgen immer wieder als Ziel beschrieben, oder gibt es doch nur einen “teilweisen Verzicht auf den ÖPNV” im Bereich vor dem Landgericht, wie es im letztlich beschlossenen Antrag formuliert wurde?
CDU stellt Forderungen um den neuen Neumarkt-Kurs langfristig zu unterstützen
Nach Lesart der CDU soll die Zustimmung im weiteren Prozess vor allem an drei Kernforderungen gekoppelt sein. So soll der Wallring weiterhin je Fahrtrichtung “weitestgehend” zweispurig ausgebaut bleiben und die Busse sollen tatsächlich in einem Teilbereich des Neumarkts vor dem Landgericht verschwinden.
Um die Forderung der CDU nach einem wirklich busfreien Neumarkt realisieren zu können, sollen die Stadtwerke zusammen mit der Planungsgesellschaft PLANOS eine Verschwenkung der bislang den Neumarkt kreuzenden Buslinien – zum Beispiel auch über den Kollegienwall – prüfen und konzeptionieren.
Schlussendlich will die CDU ihre Zustimmung zur “Teileinziehung” des Neumarkts auch noch an eine Prüfung der zu erwartenden Verschiebung der Schadstoffbelastungen für die Wallanwohner koppeln.
Stadtbaurat Otte darf den Wallring nicht mehr umplanen
Die in den Forderungen der CDU versteckte größte Kröte für die Mehrheitsgruppe aus Grünen, SPD und Volt dürfte wohl darin liegen, dass Stadtbaurat Frank Otte von angeblich bereits weit fortgeschrittenen Plänen zur Reduzierung des Wallrings auf nur eine Fahrspur je Fahrtrichtung Abstand nehmen muss.
Brickwedde befürchtet weiterhin einen Verkehrskollaps
Aber auch ohne die nun beerdigten Maximalpläne des umstrittenen Stadtbaurats mit dem grünen Parteibuch, droht nach Ansicht von CDU-Patron Fritz Brickwedde mit dem “Neumarktfrieden” der Verkehrskollaps.
Seiner Ansicht nach wird ein ÖPNV ohne zentralen Knotenpunkt am Neumarkt unattraktiver und die ohne Neumarktquerung auf den Wallring verschobenen PKW werden Osnabrück zusätzlich in Richtung Verkehrsinfarkt bewegen. Zusammen mit drei weiteren Mitstreitern aus der CDU Fraktion (Anette Meyer zu Strohen, Brigitte Neumann und Petra Knabenschuh) lehnte Brickwedde den Neumarkt-Kompromiss schließlich auch ab – unterstützt von den beiden Vertretern des BOB, der als Wählervereinigung gegen eine Neumarktsperrung gestartet war.
BOB blickte zurück auf vergangene Versuche der Neumarktsperrung
Für den BOB erinnerte Levin Bosche an die vergangenen Eigenmächtigkeiten des Stadtbaurats, der zu Beginn seiner Amtszeit regelmäßig mit allerlei Tricks versuchte eine Neumarktsperrung zu konstruieren, damit immer wieder an Entscheidungen des Verwaltungsgerichtes scheiterte und dadurch erhebliche Kosten für die Stadtkasse verursachte.
Stellvertretend für die oft im Kern gleichlautenden Wortbeiträge zahlreicher Redner aus allen Parteien und Fraktionen hier noch die vom Ratsvorsitzenden Michael Hagedorn getroffene kürzestmögliche Zusammenfassung der vergangenen 20 Jahre, die er vor der Abstimmung an die Ratsmitglieder richtete: “Kein Thema hat uns in den letzten Jahren so begleitet”.
Dem ist nichts hinzuzufügen, außer vielleicht persönlich vom Redakteur: Mögen die Wünsche für den Neumarkt im Interesse aller Osnabrückerinnen und Osnabrücker tatsächlich in Erfüllung gehen.
Titelfoto: KI-generiert mit Photoshop Beta”.