Im historischen Friedenssaal des Osnabrücker Rathauses fand am Mittwoch (12.06.) die Verabschiedung von Stadtbaurat Frank Otte (Grüne) statt. Nach elf Jahren im Amt wird Otte am 30. Juni 2024 offiziell seinen letzten Arbeitstag haben. Zahlreiche Weggefährten, Mitarbeiter, Ratsmitglieder und Unternehmer versammelten sich, um ihm ihren Respekt zu zollen. Dabei waren vom scheidenden Stadtbaurat auch nachdenklich stimmende Worte zu hören.
Besonders hob Otte die enge Zusammenarbeit mit den Stadtwerken hervor und blickte auf seinen beruflichen Werdegang mit eigenem Architekturbüro sowie als Hochbauamtsleiter in Nordhorn und Bürgermeister von Leinfelden-Echterdingen zurück. Er erinnerte sich auch an einige Herausforderungen und Projekte während seiner Amtszeit. „Ich möchte an dieser Stelle den Dank an die Mitarbeiter aussprechen, die Geduld mit meinen Ideen hatten, bis diese in planungsrechtlich kompatible Formen gebracht werden konnten.“
Ebenfalls hob er das Projekt Güterbahnhof hervor, das nach langem Ringen nun ein positives Ende gefunden habe. Auch zur Entwicklung am Neumarkt hatte er eine klare Meinung: „Der Neumarkt wird ein Vorzeigeprojekt!“ Er sagte, er habe immer versucht, das Beste für die Stadt zu erreichen, und dass ihm das auch gelungen sei.
Otte als Feindbild – ein Coach half ihm
Nachdenklich stimmte er mit der Aussage, dass er einen persönlichen Coach engagiert habe, der ihm half, schwierige Zeiten zu durchstehen. Dazu zählte unter anderem die Kommunalwahl 2021, als der Bund Osnabrücker Bürger (BOB) Wahlwerbung mit ihm machte, aber auch die massive öffentliche Kritik an seiner Person, insbesondere in den sozialen Netzwerken.
Oberbürgermeisterin Katharina Pötter (CDU) und Ratsvorsitzender Michael Hagedorn (Grüne) hoben ebenfalls hervor, dass Otte in den vergangenen elf Jahren immer wieder zum Feindbild erklärt wurde. Strafrechtlich relevante Äußerungen gegenüber seiner Person brachte der Stadtbaurat zur Anzeige. So wurde ein Osnabrücker aufgrund einer an Frank Otte adressierten E-Mail mit Beleidigungen zu einer Strafe von 1.200 Euro verurteilt.
Pötter: Klare Linie in der Verkehrspolitik
Parteikollege Michael Hagedorn erinnerte an die Herausforderungen der Stadtentwicklung: „Über Jahrzehnte hatten wir eine autogerechte Stadt gebaut. Es gibt hier bis heute viel Bedarf, die vorhandenen Verkehrswege umzubauen. Du hast nicht nur inhaltlich daran gearbeitet, sondern auch den politischen Diskurs stark vorangetrieben, was natürlich Widerstände hervorgerufen hat. Aber du warst immer in der Lage, Ziele und Schritte dorthin zu erklären.“
Katharina Pötter sagte, sie sei nicht immer einer Meinung mit Frank Otte gewesen, würdigte aber dessen klare Linie in der Verkehrspolitik: „Du verfolgst in der Verkehrspolitik eine sehr klare Linie, von deren Alternativlosigkeit du zutiefst überzeugt bist. Du warst bereit, Kompromisse einzugehen, mitunter vielleicht auch mit einem ganz kleinen vernehmbaren Grummeln und manchmal auch mit einem cleveren kleinen Hintertürchen.“
Herausforderungen und Seitenhieb auf Ex-OB
Zum Abschluss blickte der scheidende Stadtbaurat in die Zukunft und sprach über die bevorstehenden Herausforderungen für Osnabrück: „Wir stehen vor einer Wärmewende und einer Energiewende. Die Stadt hat erklärt, dass sie 2040 klimaneutral sein will. Dafür werden wir auch die Mobilität neu denken müssen.“ Er zeigte sich überzeugt, dass sein Nachfolger, Thimo Weitemeier, diese Aufgaben mit derselben Leidenschaft und Entschlossenheit angehen wird: „Denn ich bin fest überzeugt, dass der Rat und die Verwaltung dieses Ziel erkannt haben und in den nächsten Jahren umsetzen werden.“
Was Frank Otte im Ruhestand vorhat, dazu äußerte er sich nicht konkret. Aber einen kleinen Seitenhieb auf Osnabrücks Ex-Oberbürgermeister Wolfgang Griesert konnte er sich nicht verkneifen und kündigte an, was er im Ruhestand definitiv nicht tun wird: „Ich werde auf keinen Fall gegen Baugenehmigungen klagen.“