Carsharing in Osnabrück ist seit über 30 Jahren eine Erfolgsgeschichte, an der die Stadtwerke seit 2011 maßgeblich beteiligt sind. Mit bald deutlich mehr als 150 Fahrzeugen, verteilt über das gesamte Stadtgebiet, schafft „Stadtteilauto“ die Möglichkeit auch ohne eigenes Auto individuell motorisiert unterwegs zu sein.
Stadtverwaltung wollte reichlich Parkplätze für Carsharing reservieren
Die Stadt Osnabrück hat sich lange Zeit gelassen die zu 100% im Eigentum der Stadt befindlichen Stadtwerke bei den Parkflächen für das Carsharing zu unterstützen. Anfang des Jahres machte die Stadt zum ersten Mal von ihrem Recht Gebrauch, öffentliche Parkplätze zukünftig für Carsharing-Fahrzeuge zu reservieren. Dies geschieht auf Grundlage des bundesweiten Carsharing-Gesetzes, das 2017 in Kraft trat und vom Land Niedersachsen im November 2020 in Landesrecht umgesetzt wurde.
Kostenlos wären die exklusiven Parkflächen für die geteilten Autos nicht gewesen. Allerdings würde manch ein Anwohner bei den festgelegten Preisen von etwa 12,5 bis maximal 25 Cent pro Tag sicher gerne zugreifen – die Stadtwerke aber eben nicht.
Insgesamt 79 Parkplätze schrieb die Stadt Osnabrück für Carsharing aus – für etwa jedes zweite Auto des Stadtteilautos. Diese wurden in zwei Lose zu 40 und 39 Stellplätzen aufgeteilt. Überraschend bewarben sich die Stadtwerke Osnabrück, die mit ihren knapp 150 Stadtteilautos bisher den Carsharing-Markt in Osnabrück nahezu ohne Wettbewerber dominieren, am Ende nur auf das etwas kleinere der beiden Lose. Die Bewerbung für das zweite Los zogen die Stadtwerke zurück, sodass sie mangels weiterer Bewerber den Zuschlag für das verbleibende Los erhielten.
Osnabrücker Grüne reagieren mit Unverständnis
Die Grünen in Osnabrück reagierten mit Unverständnis auf das gescheiterte Vergabeverfahren. Maximilian Strautmann, Vorsitzender der Osnabrücker Grünen, dazu in einer Pressemitteilung: „Osnabrück hat ein Verkehrsproblem – das ist uns allen bewusst. Die Straßen sind zu voll, es ist laut, stressig und gefährlich. Weniger Autos auf der Straße würden helfen, allerdings sind in den letzten Jahren die Autozahlen gestiegen. Und gleichzeitig haben wir ehrgeizige Klimaziele zu erfüllen. Dass jetzt bereits ein vergleichsweise kleines Vergabeverfahren scheitert, lässt mich wirklich an der Ernsthaftigkeit der Verantwortlichen zweifeln.“
Strautmann kritisierte weiter: „Wie kann es denn sein, dass eine Gesellschaft im Stadt-Konzern für die gemeinsamen Verkehrsziele nur ein halbes Gebot abgibt? Hier fehlt es offenbar an politischer Koordination an der Verwaltungsspitze.“
Der Grünen-Politiker betont die Bedeutung von Carsharing als Alternative zum eigenen Auto: „Ein geteiltes Auto ersetzt bereits 13 Privatautos in Osnabrück. Das waren im letzten Jahr immerhin 1750 Autos weniger auf der Straße – also eine echte Entlastung! Anstatt aber die positiven Carsharing-Erfahrungen zu nutzen, werden hier einfach unkoordiniert Eigentore gegen die Verkehrswende geschossen.“