Für nicht wenige Kritiker des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gilt insbesondere der WDR als “Rotfunk”. Diese Vermutung wurde gerade durch einen neuerlichen Eklat untermauert, bei dem eine SPD-Funktionärin aus Osnabrück eine entscheidende Rolle spielt.
Die Politikwissenschaftlerin Julia Schwanholz wurde vom Radiosender WDR 5 als Expertin für die These herangezogen, dass das bevölkerungsreichste deutsche Bundesland bei der anstehenden Landtagswahl vor einem Machtwechsel steht.
Als promovierte Politologin könnte Julia Schwanholz sicher ein paar fundierte Aussagen über die Wahlchancen der SPD in NRW geben, doch wie unabhängig ist die Politikwissenschaftlerin?
Was der WDR seinen Zuhörer vorenthielt: Julia Schwanholz ist in ihrer Heimatstadt Osnabrück als Funktionärin der SPD aktiv – unter anderem als Vorsitzende der „Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen“.
Erst entschuldigte sich der WDR, dann löschte er seine Entschuldigung wieder
Ostermontag entschuldigte sich der WDR bei seinen Zuhörern via Twitter, so die Recherchen von Focus online. Doch auch das ging irgendwie daneben: Wie Focus feststellte, machte der gebührenfinanzierte Rundfunk dann schnell einen Rückzieher von seiner Ehrlichkeit und löschte noch am gleichen Tag den Tweet, der die Parteinahme des Senders thematisierte. Lediglich in der Audio-Mediathek des Senders ist noch eine Entschuldigung zu finden.
CDU wittert SPD-Unterstützung durch den WDR
Gegenüber der Bild-Zeitung erklärte Julia Klöckner, CDU-Bundestagsabgeordnete und ehemalige stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende: „Ist das noch Zufall oder einfach politisch gewollte Hilfe für den SPD-Kandidaten? Alleine der Anschein ist für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk schädlich – und das kurz vor der Wahl.“
Der WDR war erst kurz zuvor in den Verdacht geraten, bei seinem Sender 1live für die SPD Partei zu ergreifen, als Mitarbeiter der Onlineredaktion zustimmende Kommentare zur SPD mit Emojis belohnten, kritische Kommentare hingegen löschten.
Ein öffentlich-rechtlicher Sender mit zahlreichen Skandalen
Im Verlauf der Unwetterkatastrophe im vergangenen Jahr hatte der WDR das laufende Programm nicht unterbrochen, was ihm den Vorwurf der unterlassenen Hilfeleistung einhandelte. Die sexuellen Übergriffe in der Silvesternacht 2016 wurden nach Ansicht von Kritikern vom WDR erst deutlich verspätet gemeldet, weil die Vorfälle in direkter Nachbarschaft zur WDR-Zentrale nicht mit einer im Hause WDR gepflegten politischen Korrektheit in Einklang zu bringen seien, so Kritiker. Im vergangenen Jahr tat sich der aus Rundfunkgebühren finanzierte Sender schließlich schwer gegen eine Journalistin vorzugehen, der antisemitisches Handeln unterstellt wurde.
Titelfoto: Screenshot spdnds.de