(Symbolbild) Gendern
Am 8. Februar wurde im Osnabrücker Rat über die weitere Verwendung einer geschlechterneutralen Sprache im Amtsgebrauch der Stadt verhandelt. Ergebnis: Es soll künftig keine geschlechterneutrale Formulierung mit Doppelpunkt oder “Gendersternchen” geben. Dass das ohne große öffentliche Kommunikation erfolgte, kritisiert die Osnabrücker Ortsgruppe der sozialistische Jugend Deutschlands – Die Falken (SJD) nun in einem offenen Brief an die Oberbürgermeisterin Katharina Pötter und den Stadtrat.
Mit den Worten “Als politischer Jugendverband, der seit kurzem auch eine queere Jugendgruppe betreibt, sind wir schockiert, wie seitens der Stadt trans, inter und nicht binäre Menschen sprachlich unsichtbar gemacht werden” erreichte unsere Redaktion der offene Brief der SJD. Rund ein halbes Jahr wurde in der Stadt mit dem Doppelpunkt gegendert.
Für die Abschaffung mache man darin die Oberbürgermeisterin selbst verantwortlich: “Nach ihrer Wahl zeigt sich aber wie so oft, wie es um Gleichberechtigung von trans Personen, inter Personen, nicht binären, agender, gendernonkonformen Menschen und vielen weiteren in Osnabrück steht”, heißt es darin. Das Verbot der Darstellung dieser Menschen in der Sprache für alle städtischen Einrichtungen entspreche einer Auslöschung all dieser Identitäten. Zudem stehe diese Entscheidung im Gegensatz zu aktuellen Richtlinien und Gutachten, die sich mit der Frage der geschlechtergerechten Sprache im Amtsgebrauch beschäftigen würden.
Osnabrück sei größte Stadt Niedersachsens ohne Beratungsstelle
Die SJD fordert neben der Wiedereinführung der genderneutralen Sprache ebenso einen Antidiskriminierungsworkshop zu trans und nichtbinären Identitäten für alle Mitarbeitende der Stadt. Seit ein paar Monaten existiere eine queere Jugendgruppe, die sehr gut angenommen werde. “Dies liegt sicherlich auch an dem Fehlen von Auffangangeboten, sowie Beratungsangeboten seitens der Stadt”, so der Vorwurf. Osnabrück sei die größte Stadt Niedersachsens ohne Beratungsstelle für genderdiverse Menschen.
Gleichzeitig würden sich Mitarbeitende der Stadt melden, weil sie an ihrem Arbeitsplatz Queerfeindlichkeit ausgesetzt seien. Diese Menschen würden sich durch “Ihre Blindheit für geschlechterdiverse Identitäten” ausgeschlossen fühlen. “Während es also an Jugendangeboten fehlt, queere Mitarbeitende der Stadt diskriminiert werden und weiterhin die Suizidrate unter trans Jugendlichen so hoch ist wie noch nie, halten Sie es für die richtige Entscheidung gendergerechte Sprache zu verbieten”, schließt der Brief vor der Bitte, man solle die Entscheidung mit sofortiger Wirkung zurücknehmen.