Am frühen Donnerstagmorgen erhielt unsere Redaktion vom Pressechef des Circus Roncalli einen kurzen Hinweis, dass sich die für 09:30 Uhr angekündigte Ankunft des Circus-Sonderzugs im Osnabrücker Hafen auf den Nachmittag verschieben wird.
Eine Eilmeldung des Circus, die uns etwas später erreichte, erläutert die Hintergründe und wirft Fragen auf. Wer wollte den Weihnachtscircus an seiner Weiterfahrt hindern und sollte womöglich, wie es die Verantwortlichen von Roncalli vermuten, der letzte große Circus-Sonderzug Deutschlands zum Entgleisen gebracht werden?
Auf seiner Fahrt in die Hasestadt hatte der Zug bei der Reise von Linz (Österreich) nach einen Osnabrück planmäßigen Halt in Fulda eingelegt. Dort verharrte der Roncalli-Sonderzug ein paar Stunden, bevor er die planmäßige Freigabe für die Fahrt am Abend nach 20:00 Uhr nach Osnabrück bekam.
Lokführer entdeckte “professionell entfernte Bremsen”
Vor der Weiterfahrt hat der Lokführer einen Bremstest durchgeführt. Dabei stellte er fest, daß der Bremsdruck nicht richtig aufgebaut werden konnte. Daraufhin hat er einen Krontrollgang am Zug durchgeführt und festgestellt, dass an zwei Waggons die Bremsanlagen komplett, und professionell entfernt wurden und verständigte die Bundespolizei, die den Zug dann stillgelegt hat.
Circus ist sich sicher: Sabotage
“Bei einer Weiterfahrt wäre der Roncalli-Sonderzug mit Sicherheit entgleist. Damit wurde im letzten Moment ein Zugunglück vermieden”, so die Pressestelle von Roncalli in einer ersten Stellungnahme.
Der 700 Meter lange Sonderzug mit 1200 Tonnen Circusmaterial beherbergt auf 50 Waggons die weltberühmten historischen Circuswagen des Circus-Theater Roncalli. Der älteste der 80 Liebhaberstücke ist von 1880.
Hintergrund: Circus & Osnabrück
Osnabrück ist Schauplatz eines Konflikts zwischen der von einer Mehrheit des Stadtrats mehrfach artikulierten Ablehnung der Gastspiele von Wildtier-Zirkussen und verschiedenen Zirkussen, die dennoch – teils unter Verweis auf alte Verträge – weiterhin mit Wildtieren in der Stadt gastieren. Nachdem der Stadtrat eigentlich ein Wildtierverbot erlassen hatte, das später wieder “kassiert” wurde, fehlt der Stadtverwaltung eine Handhabe gegen Zirkusbetriebe, die mit Wildtieren in die Stadt kommen.
Der Circus Roncalli setzt hingegen konsequent auf einen Betrieb ohne Tierdressur.
Im vergangenen Sommer entging eine Mitarbeiterin der HASEPOST nur knapp einem schweren Unfall, als bei einer Vorstellung des Zirkus Krone ein Elefant in die Presse-Loge stürzte.