(Symbolbild) Niedersächsischer Landtag
Die Wahlplakate stehen, der Wahlkampf ist eröffnet: Am 9. Oktober wählt Niedersachsen einen neuen Landtag. Die HASEPOST stellt in den kommenden Wochen die insgesamt dreizehn Kandidierenden aus Osnabrück und ihre Ideen für Niedersachsens Politik vor. Dieses Mal geht es um das Thema Fachkräftemangel: Wie wollen die Kandidatinnen und Kandidaten Ausbildungsberufe attraktiver machen und die Abwanderung von Fachkräften verhindern?
* Die Reihenfolge orientiert sich dabei an den Mehrheiten im Osnabrücker Rat.
Osnabrückerinnen und Osnabrücker des Wahlkreises West finden in diesem Artikel die Antworten der jeweiligen Kandidierenden. Zu diesem Wahlkreis gehören die Stadtteile Atter, Dodesheide, Eversburg, Hafen, Haste, Hellern, Pye, Sonnenhügel, Westerberg, Weststadt und Wüste. Die Antworten der Kandidierenden im Wahlkreis Ost gibt es hier.
Volker Bajus für die Grünen
Volker Bajus ist überzeugt, dass es nicht reiche, die Kammern bei Werbung für Ausbildungsberufe zu unterstützen. Man müsse auch die Berufsschulen stärken. „Niedersachsen ist nur auf Platz 13 bei der Quote erfolgreicher Schulabschlüsse. Hier wird Potential vergeben“ stellt der 58-Jährige fest. Als einen Grund dafür sieht er auch in der Bezahlung der Lehrkräfte. „Grund- und Hauptschul-Lehrer:innen aber auch Pflegekräfte bekommen weniger als in benachbarten Bundesländern“, macht Bajus deutlich. „Wir können das ändern.“ Er ist überzeugt, dass es Menschen, die aus dem Ausland nach Deutschland kommen erleichtert werden müsse in Deutschland zu arbeiten und sich zu integrieren. „Dazu gehört die Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse“ erklärt der ausgebildete Sozialwirt.
Boris Pistorius für die SPD
Boris Pistorius möchte dem Fachkräftemangel durch eine Stärkung der dualen Ausbildung und der intensiveren Qualifizierung von Fachkräften begegnen. „Jede und jeder muss die gleichen Chancen auf Bildung haben, unabhängig vom Einkommen der Eltern – das ist unsere feste Überzeugung.“ Die duale Ausbildung sei das Rückgrat des starken niedersächsischen Fachkräftemarktes und damit der gesamten niedersächsischen Wirtschaft. „Für uns gilt der Grundsatz, dass die berufliche Bildung und die akademische Bildung gleichwertig sind“, macht der SPD-Kanidat deutlich. „Deswegen müssen wir die Berufsorientierung in der Schule ausbauen und dafür sorgen, dass alle Schülerinnen und Schüler gleichwertig über universitäre und berufliche Bildungswege informiert und darauf vorbereitet werden.“ Gleichzeitig wolle er bezahlbaren Wohnraum für Auszubildende schaffen.
Weiterhin sei es elementar, dass die berufsbildenden Schulen bei der Digitalisierung den Anschluss halten. „Dafür planen wir ein Investitionspaket für die digitale Ausstattung unserer berufsbildenden Schulen“, erklärt der 62-Jährige. Um Jugendlichen den erfolgreichen Abschluss einer Ausbildung zu ermöglichen, stünden er und die SPD für ein Recht auf Ausbildung mit dem Ziel schulische Ausbildung von der Kita bis zur Hochschule gebührenfrei zu machen.
Neben der Stärkung der beruflichen Bildung wolle er die durch das Fachkräfteeinwanderungsgesetz mögliche Arbeitsmarktzuwanderung gemeinsam mit den Unternehmen offensiv nutzen und die Qualifizierung und Integration von Zugewanderten in Handwerksbetriebe weiter finanziell unterstützen. Um einen Abwanderung von Fachkräften zu verhindern sei es wichtig, dass jede und jeder von ihrem oder seinem Einkommen gut leben kann. „Doch von guter Arbeit profitieren nicht alle Menschen in Niedersachen“, ist Pistorius überzeugt: So läge beispielsweise fast jedes vierte Arbeitsverhältnis im Niedriglohnsektor. „Deswegen wollen wir den Arbeitsmarkt in Niedersachsen neu ordnen und zusammen mit den Sozialpartnern einen Masterplan für Gute Arbeit erarbeiten.“
Christian Koltermann für die CDU
Christian Koltermann ist sich sicher, dass diese Herausforderungen nur angegangen werden könnten, indem eine Vielzahl von Aktivitäten von Seiten der Politik, durch Schaffung der Rahmenbedingungen, und der Wirtschaft selbst umgesetzt würden. Deshalb setze er sich unter anderem für eine systematische und praxisnahe Berufsorientierung an allen Schulen ein und unterstütze Projekte wie die Ideenexpo, um über die Attraktivität einer Ausbildung zu informieren. „Zudem setze ich mich dafür ein, Berufsschulen finanziell und personell zu stärken“, fügt der 32-Jährige hinzu.
Weiterhin sehe Koltermann es als gesamtgesellschaftliche Aufgabe an, das Ansehen der Ausbildungsberufe und ihre Bedeutung bzw. Wertigkeit für die Gesellschaft mehr wertzuschätzen und Beachtung zu schenken. „Beispiele sind die Altenpflege, die Handwerksberufe und die Post- und Paketzusteller“, zählt Koltermann wichtige Berufsgruppen auf. „Um Fachkräfte zu halten, möchte ich mit Arbeitgebern ins Gespräch kommen, um in Erfahrung zu bringen, wie die Politik sie zum Beispiel durch den Abbau von rechtlichen Hürden unterstützen kann“, macht sich der CDU-Kandidat zur Aufgabe. Auch der Ausbau eines flächendeckenden Betreuungsangebots für Kinder und ein gutes Bildungswesen seien Faktoren, um eine Abwanderung von Fachkräften zu verhindern.
Annahita Maghsoodi für die FDP
Für Annahita Maghsoodi ist klar, dass die Abwanderung von qualifizierten Fachkräften Region Osnabrück seit Jahren vor Probleme stelle. „Wir brauchen eine bessere Erfassung der Bedürfnisse von Talenten, u. a. durch einen Dialog mit jungen Menschen“, betont die 30-Jährige. Dies sei aufgrund von Corona beispielsweise an Schulen in den letzten Jahren kaum möglich gewesen. Außerdem ließen sich eine Vollzeitausbildung manchmal mit den persönliche Umständen einfach nicht unter einen Hut bringen. „Daher muss es möglich sein, dass junge Menschen mehr Chancen auf eine Ausbildung in Teilzeit bekommen“, schlägt Maghsoodi vor. Weiterhin müsse es für Menschen mit Behinderung mehr Ausbildungsmöglichkeiten geben. Zuletzt sei auch die Minderung oder Beseitigung struktureller Hindernisse für die Anwerbung von Fachkräften aus dem Ausland auch ein wichtiger nächster Schritt.
Jella Flemming für Die Linke
Jella Flemming ist ohne Zweifel, dass der Fachkräftemangel nicht durch mangelndes Interesse an diesen Berufen käme. „Besonders im sozialen Bereich arbeiten die Beschäftigten zu menschenunwürdigen Bedingungen. Deshalb müssen zuerst die Löhne rauf und die Arbeitsbedingungen verbessert werden“, führt die Abiturientin aus. „Das Land muss Verantwortung übernehmen. Insbesondere Kliniken, aber auch andere Unternehmen der Daseinsvorsorge, müssen wieder in die Hand des Landes, damit diese nicht mehr darauf ausgelegt sind, Profit zu machen“, fordert die 19-Jährige. Aber auch für andere Ausbildungsberufe müsse das Land mehr Verantwortung übernehme. Dazu bräuchte es Azubi-Tickets, Übernahmegarantien für Auszubildene und eine Verbesserung der Ausbildungsbedingungen.
* Die Landtagskandidierenden der Linken haben ihre Antworten gemeinsam formuliert.
Christoph Kühn für Volt
Christoph Kühn möchte die Übernahme von Berufsausbildungskosten durchsetzen, damit Ausbildungsberufe bei jungen Menschen wieder attraktiver würden. „Durch bessere Bildungsinfrastruktur möchten wir die Vereinbarkeit von Familie, Studium und Beruf optimieren“, fügt der 22-Jährige hinzu. Außerdem setzte er sich für die Verhinderung von Abwanderung und für eine legale und geregelte Zuwanderung von Fachkräften ein. „So können wir mit einem gut durchdachten Integrationskonzept dem Fachkräftemangel begegnen“, ist sich der Bankkaufmann sicher. Ein weiterer Aspekt sei der Wohnungsmarkt. „Hier fordern wir, dass der Staat als Bauherr tätig wird und als Wohnraumanbieter auftritt“, unterstreicht Kühn. Auch die Kinderbetreuung müsse durch kostenfreie Kinderbetreuung, mehr Personal und besseren Gehälter verbessert werden.
Marius Herr für Die Partei
Die Partei wird mit Herr in der Stadt Osnabrück (West) antreten. Die Fragen unserer Redaktion blieben unbeantwortet.
Andreas Haller für dieBasis
dieBasis wird mit Haller in der Stadt Osnabrück (West) antreten. Die Fragen unserer Redaktion blieben unbeantwortet.