Das Traditionskaufhaus SinnLeffers ist der letzte große Einzelhändler, der der Johannisstraße noch den Anschein gibt, sie wäre eine Einkaufsstraße. Wie HASEPOST bereits vor ein paar Tagen andeutete, wurde hinter den Kulissen der Umzug an den Neumarkt vorbereitet.
Die „politische Bombe“ ist nun doch noch vor der Kommunalwahl geplatzt
Ein Artikel des Branchenmagazins Textilwirtschaft deutete am Donnerstagmorgen an, dass die Recherchen der HASEPOST in die richtige Richtung gingen.
In dem Artikel der Fachzeitschrift wird unter Bezugnahme auf den Geschäftsführer der SinnLeffers Zentrale, Friedrich-Wilhelm Göbel, von einem bereits unterschriebenen Mietvertrag für den neuen Standort am Neumarkt berichtet.
Wöhrl bestätigt gegenüber HASEPOST offiziell den unterzeichneten Mietvertrag
Auf Nachfrage unserer Redaktion bestätigte Nadja Gomille, Mitarbeiterin der Presseabteilung des Mutterkonzerns Rudolf Wöhrl AG am Freitagnachmittag, dass die Verträge für eine Fläche von 4.000 Quadratmeter im geplanten Einkaufszentrum tatsächlich bereits unterzeichnet sind. Man warte derzeit noch auf die Gegenzeichnung durch den Pariser Unibail Rodamco Konzern, so Gomille weiter.
„Wir möchten auf jeden Fall in das Center und mit SinnLeffers am Standort Osnabrück bleiben“, bekräftigt Nadja Gomille die Pläne für SinnLeffers.
Auszug aus dem Haus an der Johannisstraße noch vor Fertigstellung des Einkaufszentrums?
Wie der Wechsel an den Neumarkt vollzogen werden kann, ist jedoch noch offen. Sollte man noch vor der Eröffnung des Einkaufszentrums den alten Standort räumen müssen, wäre auch ein Wechsel an einen temporären Standort denkbar, erläutert Nadja Gomille das weitere Vorgehen.
Auf die Frage, was denn passieren würde, wenn Unibail Rodamco den Vertrag nicht gegenzeichnet, weil ein anderer Ankermieter gefunden wurde oder das Einkaufscenter vielleicht gar nicht gebaut wird, wollte sich die Mitarbeiterin der Konzernzentrale nicht äußern.
Wie wird die Lokalpolitik reagieren?
Die Auswirkungen des angekündigten Wechsels von SinnLeffers raus aus der Johannisstraße auf die Lokalpolitik sind noch offen. Als Vertreter der beiden großen Einkaufscenter-Befürworter-Parteien hat unsere Redaktion sowohl die Fraktionschefs Michael Hagedorn (Grüne) und Frank Henning (SPD) angefragt. Vermutlich wegen des aktuellen Sommerurlaubs gab es bis zum Veröffentlichungstermin dieses Artikels noch keine Rückmeldung von Frank Henning. Michael Hagedorn wollte sich offiziell noch nicht äußern.
Alte Pläne der Osnabrücker SPD sind nun Makulatur
Ein „Fundstück“ aus dem Internet zeigt die Brisanz der heute bekanntgewordenen Entwicklung für die örtlichen Sozialdemokraten.
Unter dem Titel „Die südliche Innenstadt aufwerten“ stellte sich die SPD einst vor, man könne die „Johannisstraße im Stil der Großen Straße“ umgestalten“.
So sollte „die künftige Einkaufsgalerie an der Ecke Neumarkt“ (gemeint war das Shoppingcenter) „zur Bestandssicherung von vorhandenen Unternehmen wie Sinn-Leffers beitragen“. Und weiter: „Die SPD rechne zudem mit Folgeinvestitionen für neue und attraktive Einzelhandelsgeschäfte in der gesamten Johannisstraße, die durch die neue Wohnbebauung an der Kommenderiestraße noch interessanter werden.“
Bestandssicherung von SinnLeffers gescheitert
Tatsächlich wurden an der Kommenderiestraße neue Wohnhäuser gebaut und vermutlich kommt auch das Einkaufscenter jetzt. Nur scheint das mit der „Bestandssicherung“ von SinnLeffers“ nicht so geklappt zu haben.
Wie es jetzt zu „Folgeinvestitionen für neue und attraktive Einzelhandelsgeschäfte“ kommen soll, in einem Umfeld, das stark geprägt wird durch „1 Euro“ Läden und einem knappen halben Dutzend Dönerläden, bleibt offen.
Primark als Nachmieter von SinnLeffers?
HASEPOST hatte bereits im Januar dieses Jahres berichtet, dass die Billigkette Primark den Standort Osnabrück zwar grundsätzlich „nicht auf der Liste“ hat, aber das ehemalige Filialen von SinnLeffers ansonsten gerne übernommen werden.
Die Befürworter des Shoppingcenters müßten sich bei einer Nachnutzung durch die irische Billigkette die Frage gefallen lassen, ob Primark eine Aufwertung der Johannisstraße darstellt und Billigartikel, die unter höchst fragwürdigen Produktionsbedingungen zusammengeklöppelt produziert werden, im Sinne von SPD und Grünen sind?
Setzt das Onlineshopping SinnLeffers zu?
In der Meldung der Textilwirtschaft, die der Wahrheitsfindung ein wenig beschleunigen half, musste sich der SinnLeffers-Chef Friedrich-Wilhelm Göbel auch gegen Recherchen verteidigen, die aufzeigen, dass SinnLeffers und der Mutterkonzern WÖHRL womöglich in einer weit tieferen Krise stecken als allgemein bekannt. Die Umsätze der Textilkette brechen auf breiter Front ein (-4%) und es wird dringend frisches Geld benötigt, um nicht das ganze Unternehmen zu gefährden.
SinnLeffers steht unter Druck
Nach Recherchen unserer Redaktion, könnte der Einkauf aktueller Ware für die Wintersaison für SinnLeffers deutlich teurer werden als geplant. Es ist üblich, dass große Einkaufsvolumina durch spezialisierte Warenkreditversicherer abgesichert werden. Diese Versicherungen kalkulieren ihre Versicherungsprämien auf Basis von Ratings, und dort hat der Nürnberger Textilkonzern ein akutes Problem. Das auf diesem Markt führende Unternehmen Euler Hermes Rating hat im Mai die Wöhrl AG auf ihre Negativ-Watchlist gesetzt. Gerade der Wettbewerb durch den „puren“ Onlinehandel und das von Wöhrl offensichtlich nicht richtig angepackte eigene Onlinegeschäft sorgen für das schlechte Rating, das im Einkauf für zusätzliche Kosten sorgen wird.