Es ist fast zwei Wochen her, dass Oberbürgermeister Wolfgang Griesert vollkommen überraschend und unangekündigt per Telefon erklärt bekam, dass der französisch-australische Unibail-Rodamco-Westfield Konzern sich von dem Vorhaben ein Shoppingcenter am Neumarkt zu bauen zurückzieht.
Statt sich selbst der der Öffentlichkeit zu stellen, überlies man die Information der Ratsfraktionen und der Presse dem Oberbürgermeister. Von dem bauunwilligen Investor, dessen Projekt das letzte in Deutschland noch zur Realisierung anstehende innerstädtische Shoppingcenter dieser Größenordnung gewesen wäre, kam lediglich eine am folgenden Tag versendete knappe Pressemitteilung, die viele Fragen offen lies.
Andreas Hohlmann, Vorsitzender der Geschäftsleitung bei Unibail-Rodamco-Westfield Germany erklärte, man werde das intern OSKAR getaufte Projekt “in der bisher geplanten Form nicht weiter verfolgen”.
Die Firma Unibail-Rodamco-Westfield werde “nun in unmittelbaren Gesprächen mit der Stadt die nächsten Schritte erörtern. Wir werden gemeinsam verschiedene Optionen prüfen und URW ein gemischt genutztes Konzept anstreben”.
Keine weiteren Details vom Investor
Nach Informationen unserer Redaktion ist es mit der Gemeinsamkeit und den “unmittelbaren Gesprächen” noch nicht weit gediehen. Obwohl auch in der Deutschlandzentrale des global agierenden Konzerns bekannt sein dürfte, dass an diesem Dienstag die letzte Ratssitzung vor der Sommerpause ansteht, werden das politische Osnabrück und die Stadtverwaltung mit den beiden Schrottimmobilien am Problemplatz Neumarkt faktisch alleine gelassen.
Zwei voneinander unabhängige Quellen bestätigten unserer Redaktion am Dienstagvormittag, dass der Stadtverwaltung bislang keine weiteren Pläne des Investors vorliegen würden, was er mit den im Herzen der Innenstadt zusammengekauften Immobilien nun anzustellen gedenkt. Auch liege keine schriftliche Kündigung des vor genau einem Jahr und drei Tagen gestellten Bauantrags vor.
Verwaltung muss Bauantrag weiterbearbeiten
Streng genommen, das bestätigt eine unserer Redaktion vorliegende kurze Zusammenfassung des immer noch gültigen Durchführungsvertrages, muss die Verwaltung den vorliegenden Bauantrag auch jetzt noch im Sinne des Antragstellers weiterarbeiten. Erst wenn dieser Antrag offiziell aufgekündigt wird, können die an sich inzwischen unnötigen Arbeiten an dem Antrag beendet werden.
Mit dem Eingang der Aufkündigung des Bauantrags, so ein Osnabrücker Architekt auf Nachfrage unserer Redaktion, werde dann auch der “vorhabensbezogene Bebauungsplan” hinfällig, der maßgeschneidert für das Shoppingcenter erstellt wurde; die Stadt hätte dann wieder die Möglichkeit über eine neue Planung am Neumarkt nachzudenken. Da aber weiterhin unklar ist, wem die Grundstücke in Zukunft gehören werden, ist diese Planungsfreiheit allerdings auch eher theoretischer Natur.
FDP hat “aktuelle Stunde” beantragt
Die nächste Ratssitzung ist erst wieder am 3. September, nach einer sehr langen Sommerpause. Zuvor wird der Rat der Stadt auf Antrag der FDP Ratsfraktion noch in einer aktuellen Stunde unter dem Thema “Aufgabe des Investors Unibail Rodamco am Neumarkt – Perspektive für die Stadt” über die Zukunft am Neumarkt diskutieren.
Unsere Redaktion hat am Vormittag auch einen Vertreter von Unibail-Rodamco-Westfield um eine Stellungnahme gebeten, warum der Stadtverwaltunr Politik noch keine weiteren Informationen und eine ordentliche Kündigung des Bauantrags vorliegt. Man werde sich melden, wenn die intern zuständigen Kollegen sich zurückgemeldet haben.