Am Montag (13.11.) begann am Landgericht Osnabrück ein Prozess, bei dem sich sieben Personen wegen schwerem Bandendiebstahl in 102 Fällen sowie Hehlerei in drei Fällen verantworten müssen. Im Detail wurden in mehr als 100 Fällen hochwertige Fahrräder im Gesamtwert von rund 380.000 Euro gestohlen. Die Verlesung der Anklage dauerte weit mehr als eine Stunde.
Angeklagt sind fünf Männer im Alter zwischen 30 und 32 Jahren, die alle aus der georgischen Stadt Telawi stammen und zwischen September 2021 und Februar 2023 auf Beutezug gegangen sein sollen – in der Region Osnabrück, in der Grafschaft, im Emsland sowie in Ostwestfalen. Zurzeit befinden sie sich in Untersuchungshaft in Justizvollzugsanstalten in Oldenburg, Lingen und Groß Hesepe.
Vater und Sohn aus Litauen als mutmaßliche Hehler?
Neben ihnen sind zwei Männer aus Litauen wegen Hehlerei angeklagt: Ein 59-Jähriger und sein 30-jähriger Sohn. Während der Vater mittlerweile aus der U-Haft entlassen wurde, sitzt sein Sohn, der federführend gewesen sein soll, noch immer im Gefängnis. Der Verteidiger hat mittlerweile einen Antrag gestellt, den Haftbefehl für den Sohn auszusetzen. Außerdem könnte das Verfahren gegen die beiden mutmaßlichen Hehler vom Verfahren der mutmaßlichen Fahrraddiebe abgetrennt werden. Darüber will das Gericht bis zum nächsten Verhandlungstag am Freitag (17.11.) entscheiden. Insgesamt sind 13 Verhandlungstage angesetzt, in denen 120 Zeuginnen und Zeugen sowie ein Gutachter angehört werden sollen.
Den fünf Männern aus Georgien wirft die Staatsanwaltschaft vor, sich spätestens im September 2021 zu einer Bande zusammengeschlossen zu haben, um sich durch Diebstähle, teils in Tateinheit mit Einbrüchen, eine „fortlaufende Einnahmequelle von einigem Umfang und einiger Dauer“ zu schaffen – auch bekannt als gewerbsmäßiger Bandendiebstahl. Die beiden litauischen Angeklagten sollen die Fahrräder im Wissen, dass diese aus Diebstählen stammen, gekauft haben, um sie mit Gewinnabsicht in Polen und Litauen weiterzuverkaufen.
Georgier agierten in Zweiergruppen mit Autos und Wohnmobil
Die georgische Bande soll zunächst über Kontakte eine Meldeadresse in Herford erlangt haben, um dann mit offenbar gefälschten Dokumenten eine Lagerhalle in Oberhausen anzumieten und mehrere Autos – darunter ein BMW, ein Audi A6 und ein Opel Astra – zu kaufen. Bei den Autos wurden die Rückbänke heruntergeklappt und die hinteren Scheiben getönt, um das Diebesgut nach Oberhausen zu transportieren. Größere Transporte führten sie mit einem Wohnmobil durch, zum Umladen suchten sie vornehmlich Parkplätze an Waldstücken oder Sportplätzen auf.
Nach Erkenntnissen der Ermittler sollen die Männer in der Regel in Zweiergruppen agiert und sich per Chat ausgetauscht haben, um hochwertige Fahrräder und vor allem E-Bikes zu stehlen. Gelegentlich wurden dabei auch andere Gegenstände wie Fahrradtaschen und -helme sowie zwei Paar Turnschuhe entwendet. Das Geld aus den Verkäufen der Räder sollen die Angeklagten prozentual untereinander aufgeteilt und mittels internationaler Geldtransfer-Dienstleister an wechselnde Empfänger wie Familienangehörige im Ausland verschickt haben.
Bei ihren Diebestouren sind die Männer nicht zimperlich unterwegs gewesen. Jedem von ihnen werden zwischen drei und 23 Taten zur Last gelegt, wofür sie in verschlossene und nicht verschlossene Garagen, Keller, Carports, Fahrradschuppen, Gärten und Grundstücke eindrangen und auch extra gesicherte Räder entwendeten.