Schützt die Osnabrücker Flüchtlinge vor Til Schweiger!
Dienstagabend verkündete der Schauspieler-Darsteller und Filmemacher Til Schweiger in der ARD-Talkshow „Menschen bei Maischberger“, er wolle das Erstaufnahmelager Osnabrück zu einem „ersten Projekt“ einer von ihm noch zu gründenden Stiftung machen.
Zuvor scheiterte er mit den Plänen für ein eigenes – privatwirtschaftlich geführtes – Flüchtlingsheim an den Realitäten, zumindest vorläufig.
HASEPOST-Herausgeber Heiko Pohlmann ist der Meinung, die Osnabrücker sollte „ihre Flüchtlinge“ vor Til Schweiger schützen. Ein Kommentar.
Nein Herr Schweiger,
…ich glaube wir brauchen Sie in Osnabrück nicht. Was ausdrücklich ihre hauptberufliche Tätigkeit als Schauspieler ausnimmt. Nach eigenen Worten sind Sie ja inzwischen auch noch „der erfolgreichste Filmemacher in diesem Land“, woran Sie uns erst kürzlich im ZDF-„Donnerstalk“ bei Dunja Hayali erinnerten.
Also nichts gegen Ihre Lebensleistung – hier geht es um ihre „Flüchtlingshilfe“ und vor allem um ihre bisherigen Mitstreiter und warum sie erstmal Ihre „Hausaufgaben“ erledigen sollten.
Schnelle Hilfe – in Form von Geldleistungen – will sicher auch niemand ablehnen, die Kontonummer dazu am Ende dieses Kommentars.
Gestern bei der ARD, neulich im ZDF – keine Woche ist das her – hatten Sie eine große Bühne, um nach der schon langweilig gewordenen Beschimpfung Ihrer Facebook-Fans, erneut Pläne für ein privat betriebenes Flüchtlingsheim in Osterode (Harz) vorzustellen.
Leider hatte die ZDF-Redaktion nicht ihren neuen Freund, den ehemaligen Pop-Beauftragten der SPD Sigmar Gabriel, ins Studio eingeladen. Der hat im Augenblick auch ein wenig Stress.
Im Timing reichlich unpassend – kurz nachdem er mit Ihnen Pläne für ein Flüchtlingsheim diskutierte – wurde bekannt, dass Gabriel als Bundeswirtschaftsminister für rekordverdächtige Waffenlieferungen in genau die Regionen verantwortlich ist, aus denen uns aktuell so viele Flüchtlinge erreichen.
Stattdessen wurden Sie beim ZDF-Talk mit unserem ehemaligen Osnabrücker Oberbürgermeister Boris Pistorius konfrontiert. Der ist zwar auch in der SPD, hat aber was Flüchtlingsheime in Niedersachsen angeht, als Landesinnenminister tatsächlich etwas zu sagen und Ahnung von der Materie. Und was er sagte hat Ihnen vermutlich nicht gefallen?
Einen „sauberen Vertrag“ sollten Sie auf die Beine stellen, damit das mit ihrem privaten Flüchtlingsheim im Harz klappen könne, gab Ihnen der Osnabrücker Pistorius als Hausaufgabe mit auf den Weg.
Und dann? Dann fing erst die WELT aus Ihrer Heimatstadt Hamburg an zu recherchieren, und deckte auf, dass die angeblich so spontane Hilfsidee mit dem Flüchtlingsheim von langer Hand geplant war. Das ehemalige Kasernengelände wurde bereits vor mehr als einem Jahr von der Firma „Princess of Finkenwerder“ gekauft, deren Chef Wolfgang Koch sich selbst als langjährig freundschaftlich mit Ihnen verbunden sieht.
Der Linkspartei und dem Spiegel ist es zu verdanken, dass zu der Firma des freundschaftlich verbundenen Herrn Koch bekannt wurde, dass diese in Verbindung mit international tätigen Ex-Militärs und Söldnern steht. Schließt sich da der Kreis mit dem für internationalen Waffengeschäfte der Bundesrepublik verantwortlichen Bundesminister und Vize-Kanzler Gabriel?
Für die Veröffentlichung der Söldner-Geschichte bedankten Sie sich kurz darauf beim Spiegel mit der seltsamen Aussage, dass in der dortigen Redaktion vermeintlich „Gutmenschen“ arbeiten würden.
Aber die unangenehme Geschichte geht ja noch weiter. Erst am Montag veröffentlichten NDR Info und erneut die WELT weitere Zweifel an der Seriosität Ihrer Geschäftspartner. Die Wirtschaftsauskunftei Creditreform beziffert für die Firma Princess of Finkenwerder die Wahrscheinlichkeit, dass die Firma als möglicher Kreditnehmer innerhalb eines Jahres ausfällt, auf 96 Prozent.
Drohende Pleiten, Pech mit den Medien und PR-Pannen!
Aber immerhin: Sie haben es im Sommerloch 2015 – passend zur DVD-Veröffentlichung ihres neuesten Spielfilms – in zahlreiche Talkshows geschafft und ein drängendes Thema besetzt. Geholfen hat es allerdings noch keinem einzigen Flüchtling!
Und nun? Hat Boris Pistorius Ihnen vielleicht hinter den Kulissen der ZDF Talkshow erzählt, wie erfolgreich das Erstaufnahmelager in Osnabrück ist?
Er hat Ihnen vielleicht nicht berichtet, wie drängend die Probleme im nur wenige Kilometer entfernt liegenden Hesepe sind? Dort kann man wirklich jede Hilfe gebrauchen.
Aber warum auch helfen wo es notwendig ist?
Sie springen lieber auf einen erfolgreich fahrenden Zug auf und wollen all Ihre Wohltaten nun in Osnabrück verteilen. Ausgerechnet bei uns, wo es eine beispiellose Solidarität der Osnabrücker mit den auch hier zahlenmäßig immer mehr werdenden Flüchtlingen gibt.
Vielleicht überlegen Sie es sich noch?
Ihre Statistik sieht – abgesehen von den erfolgreich absolvierten Fernseh- und Presseterminen – nicht gut aus, zumindest wenn es um Flüchtlinge geht.
Das Erstaufnahmelager in Osnabrück läuft inzwischen seit einem Dreivierteljahr ohne Skandale. Es wäre schön, wenn wir bislang fehlende Probleme nicht jetzt durch ihre Person importieren würden.
Denken Sie an die Ermahnung von Boris Pistorius: schaffen Sie saubere Verträge für „Ihr eigenes“ Flüchtlingsheim, aber bringen Sie uns an der Hase nicht in den Dunstkreis von Waffenschiebern, Söldnertruppen und Insolvenzrisiken!
Schnelle Hilfe – inklusive Steuerabzug – nimmt die im Osnabrücker Aufnahmelager engagiert tätige Diakonie gerne entgegen: Kontonummer DE59 2655 0105 1551 2062 51.
So eine Hilfe bringt einen vielleicht nur in die lokale Osnabrück-Talkshow Heimatabend oder zu OS1.tv, und nicht in die erste Reihe bei ARD und ZDF, würde aber zumindest meinen Respekt vor Ihnen deutlich mehr befeuern als weitere Ankündigungen und PR-Stunts!
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