Auf dem Gelände des Osnabrücker Sportclubs (OSC) wurde am Dienstag (9. November) ein neues Denkmal enthüllt. Es soll an die 1924 aus dem Osnabrücker Turnverein ausgeschlossenen jüdische Sportlerinnen und Sportler erinnern.
Alles begann mit dem Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten. Sieben Schülerinnen des Gymnasiums Bad Iburg (GBI) und der Integrierten Gesamtschule Osnabrück (IGS) setzten sich unter dem Wettbewerbsmotto „Bewegte Zeiten – Sport macht Gesellschaft“ mit dem Ausschluss jüdischer Sportlerinnen und Sportler aus dem Osnabrücker Turnverein (Vorgängerverein des OSC) im Jahr 1924 auseinander. Explizit auch mit Lea Levy, die im Alter von zehn Jahren aus dem Verein ausgeschlossen wurde und später aus Deutschland floh. Die Schülerinnen produzierten einen 15 minütigen Podcast über das Schicksal Levys und gewannen einen Landespreis, doch dabei beließen sie es nicht: „Wir empfanden tiefes Mitgefühl mit Lea Levy, ihre Geschichte darf nicht in Vergessenheit geraten. Daher haben wir nach dem Wettbewerb nicht aufgehört und den OSC kontaktiert,“ erklärt die Schülerin Lea Puke bei der feierlichen Enthüllung der Gedenkskulptur.
Schülerinnen und Bildhauer erschaffen eine Skulptur
Die Schülerinnen und der Verein entschlossen sich, einen Gedenkort für alle Sportlerinnen und Sportler zu schaffen, die 1924, lange vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten, aufgrund ihrer jüdischen Religion aus dem Osnabrücker Turnverein ausgeschlossen wurden. Neun Schülerinnen der Kunstleistungskurse von GBI und IGS taten sich mit dem Meller Bildhauer Bernd Obernüfemann zusammen. Gemeinsam fertigten sie in einer Projektwoche die Figur eines Turners aus Stahl, Maschendraht, Styropor und Fliesenkleber. Obernüfemann ist begeistert vom Engagement der jungen Künstlerinnen: „Ich bin sehr beeindruckt von euch! Sowohl vom Podcast, der wirklich toll ist, als auch von der praktischen Umsetzung unseres Projektes. Und das im 13. Jahrgang, in dem ihr euch auch um das Abi kümmern müsst, einfach toll!“ Schülerin Gina Tepe entwarf das Denkmal und erklärt: „Ich will die Betrachter auf emotionaler Ebene berühren und so die Erinnerung wachhalten. Die turnende Figur steht dabei stellvertretend für alle ausgeschlossenen jüdischen Sportlerinnen und Sportler.“ Auf dem Sockel der Figur steht neben einem Davidstern auf Hebräisch „In Gedenken an die jüdischen Sportlerinnen und Sportler.“ Bald soll außerdem eine Plakette mit einem QR-Code, der zum Podcast über Lea Levy führt, angebracht werden.
Gegen das Vergessen
Michael Grünberg ist Vorstandsvorsitzender der Jüdischen Gemeinde Osnabrück und hebt die Bedeutung der Skulptur hervor: „Manche wollen einen Schlussstrich unter die Geschichte ziehen. Aber wie können wir vergessen, dass unsere Eltern, Großeltern, Tanten und Onkel ermordet wurden? Es kann und darf kein Vergessen geben. Daher gilt mein Dank diesen jungen Menschen, ihr tragt dazu bei, dass wir in einem freien und demokratischen Land leben.“