Schüler der Thomas-Morus-Schule haben heute morgen (1. Oktober 2019) die in Osnabrück verteilten Stolpersteine poliert. Damit soll an die Reichspogromnacht des Jahres 1938 erinnert werden.
In der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 organisierten die Nationalsozialisten im ganzen Deutschen Reich antisemitische Pogrome. Zahlreiche jüdische Geschäfte und Einrichtungen wurden zerstört, jüdische Mitbürger wurden misshandelt und ermordet. Auch in Osnabrück kam es zu Übergriffen, die „Alte Synagoge“ an der Rolandstraße (heute heißt der entsprechende Straßenabschnitt „Alte-Synagogen-Straße“) wurde in Brand gesetzt und später abgerissen. Die Pogrome markieren den Beginn der gewaltsamen Judenverfolgung, die wenige Jahre später im Holocaust mündete.
Das Projekt „Gedenken in die Stadt tragen“
In Osnabrück ist es Tradition, dass die Gedenkveranstaltungen zur Reichspogromnacht durch die örtlichen Schulen gestaltet werden. In diesem Jahr tut das die Thomas-Morus-Schule, mit dem Projekt „Gedenken in die Stadt tragen“. Die Schüler haben drei Tage lang keinen regulären Unterricht und setzten sich in dieser Zeit intensiv mit dem „Dritten Reich“ auseinander. Unter anderem kamen sogenannte „Zweitzeugen“, also Experten die sich intensiv mit der Nazizeit befasst haben, in die Schule und sprachen mit den Kindern. Echte Zeitzeugen sind kaum noch am Leben oder bereits so alt, dass sie ihre Geschichte nicht mehr erzählen können. Zusätzlich wurden in der Schule Filme gezeigt und eine Ausstellung in der Aula aufgebaut. Am 9. November wird eine Gedenkveranstaltung im Osnabrücker Schloss abgehalten.
Positive Reaktionen
Im Rahmen des Projektes haben Schüler der sechsten und neunten Klasse am 1. Oktober alle in Osnabrück aufgestellten „Stolpersteine“ geputzt, die in Erinnerung an die ermordeten jüdischen Mitbürger verlegt wurden. Außerdem verteilten die Kinder Blumen an Passanten und sprachen mit ihnen über die Pogrome. Herr Kötter, einer der beteiligten Lehrer erklärte die Aktion: „Sowohl die Passanten, als auch die Schüler nehmen das ganze gut an. Uns ist wichtig, dass die Schüler selbstständig unterwegs sind und nicht zu viel Input von den Lehrern kommt. Daher haben wir Sechst- und Neuntklässler zusammengetan, sodass die älteren Schüler die jüngeren betreuen und anleiten können. Morgen wird es eine Vollversammlung geben, bei der die Schüler über ihre Erfahrungen berichten.“ Der elfjährige Jakob lobt die Aktion: „Ich finde das sehr cool, aber auch sehr traurig. Eine Frau, der ich eine Blume gab, hatte Tränen in den Augen. Als wir an einem Stolperstein das Vaterunser beteten, ging es mir ähnlich.“ Der Neuntklässler Leon sieht das genauso: „Viele Leute denken nicht über die Stolpersteine nach, wir machen mit unserer Aktion darauf aufmerksam. Solche Pogrome sollten nie wieder vorkommen.“